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Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall

Titel: Wolfs Brut: Kommissar Kilians zweiter Fall
Autoren: Roman Rausch
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Gang. Julia folgte ihm. Sie war noch nicht fertig.
    »Bleiben Sie doch stehen, IM Amtsrat«, rief sie ihm nach.
    Stahl machte augenblicklich kehrt und kam zurück zur Fensterfront, wo Julia auf ihn wartete. »Woher kennen Sie diesen Namen?«
    »Bent hatte mich vor Ihnen gewarnt. Er sagte, Sie seien sehr mächtig und würden über sein Schicksal bestimmen. Wenn ich natürlich gewusst hätte, dass alles Lug und Trug war und dass Sie gemeinsame Sache gegen mich machen, hätte ich nicht solche Angst vor Ihnen haben müssen. Eigentlich sind Sie es nicht einmal wert, dass man mit Ihnen spricht. Anspucken müsste man Sie. Das wäre das Richtige.«
    »Ja, der gute Bent«, antwortete Stahl gelassen. »Er hatte den Bogen raus, wie man sich junge Damen dienstbar macht. Schon in Amerika hatte er dafür ein gutes Händchen bewiesen. Er sagte: ›Du musst ihren größten Schmerz und ihre größte Sehnsucht in Erfahrung bringen und sie pflegen. Hast du sie erst mal so weit, dass sie dir vertrauen, kannst du alles mit ihnen anstellen‹. Und er hatte Recht behalten. Es lief wie geschmiert mit den kleinen Dummchen aus dem Auswärtigen Amt. Eifrig wie die Eichhörnchen haben sie die Akten herausgeschmuggelt und uns in die Hände gespielt. Da haben sich die Minister und die Kanzler dann schon gefragt, wieso ihre Gegenspieler auf der anderen Seite zum Teil früher und umfassender informiert waren als sie selbst. Na ja, eine Zeit lang geht so etwas gut, dann musste ein neues Eichhörnchen her.«
    »Eichhörnchen? Ich war ein Eichhörnchen für euch?«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Es macht keinen Unterschied. Hauptsache, die Quelle hat gesprudelt. Und in Ihrem Fall hat sie es. Bent hat Auszeichnung um Auszeichnung, Belobigungen und Beförderungen dafür erhalten. Alles abgelehnt hat er. So ein Idiot. Was hätte er bei denen werden können, wenn er nicht so ein Prinzipienreiter gewesen wäre. ›Den imperialistischen Westen in seinen Grundwerten erschüttern und vernichten.‹ So ein Unsinn. Die Hand aufhalten, wo es nur geht. Das wäre das Richtige gewesen. Seine Genossen haben nichts anderes gemacht.«
    »Und, wo sind sie geblieben, Ihre Genossen?«
    »Deswegen war es klüger, zur richtigen Zeit die Seiten zu wechseln. Wer zahlt, bestimmt den Kurs. So einfach ist das. Das ist Marktwirtschaft in Reinkultur. Auch die Genossen konnten sich dem nicht entziehen.«
    »Und wer bestimmt jetzt Ihren Kurs? BND, CIA oder doch die alten Freunde aus Moskau?«
    »Geld hat keine Heimat. Es ist mir egal, wer zahlt und was sie wollen. Alles hat seinen Preis. Wer genug zahlt, bekommt, was er will.«
    Für Stahl war die Unterhaltung beendet. Er lächelte sie nochmals mitleidig an, drehte sich um und ging zurück zu seiner Feier. Doch Julia hatte noch lange nicht genug. Sie versperrte ihm den Weg und drängte ihn zurück zur Fensterfront. »Und dafür nehmen Sie in Kauf, dass Sie die Existenzen anderer zerstören. Einfach so?«
    »Welche Existenzen? Ihr wart doch alle schon längst tot, bevor Bent auf euch gestoßen war. Er hat euch zurückgegeben, was ihr verloren hattet. Dankbar solltet ihr ihm sein, dass er euch so lange ertragen hat. Mir wäre schon längst die Lust auf diese faden Mauerblümchen vergangen. Aber Bent … nein, der hatte Steherqualitäten. Er war das beste Pferd im Stall. Respekt, das muss man ihm lassen, er hat jede rumgekriegt.«
    »Bent hat mich geliebt«, protestierte sie. »Er hatte es nicht nötig, mir etwas vorzuspielen.«
    »Ha«, lachte er, »er war der beste Schauspieler von allen. Nur gemerkt hat es keine von euch. Selbst jetzt glauben Sie ja immer noch an ihn.«
    »Er ist tot. Er hat für seinen Fehler teuer zahlen müssen.«
    »Ich glaub’s nicht«, amüsierte sich Stahl. »Haben Sie noch immer nicht begriffen, dass es alles nur eine Show war? Sie sind noch dämlicher, als ich gedacht habe. Mein Gott, was hat er nur mit euch angestellt, dass ihr immer noch an ihn glaubt?«
    Julia fuhr der Schreck in alle Glieder. »Es war alles nur Show?«
    »Inszeniert. Sein Abgang war bis ins Kleinste geplant. Jeder sollte glauben, dass er ertrunken war. Nur so konnte er sicher sein, dass nicht gegen ihn ermittelt würde.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen«, wehrte Stahl ab. »Ich muss jetzt zurück zu meiner Feier. Es hat mich nicht gefreut, Sie wieder zu sehen.«
    Doch Julia ließ ihn nicht gehen. Sie packte ihn am Arm und zog ihn mit aller Kraft zurück. »Bleiben Sie hier! Ich bin noch nicht fertig mit
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