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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller
Autoren: Haynes Elizabeth
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zufiel? Was, wenn sie oben ein Fenster öffneten? Ich vernahm ein schwaches Murmeln, konnte die Worte jedoch nicht verstehen. Ich fragte mich, wie teuer die Wohnung wohl war – vielleicht wäre es ganz hübsch, weiter oben zu wohnen. Doch dann hätte ich keinen Balkon. Ich bin zwar gerne unerreichbar, aber genauso wichtig ist mir ein Fluchtweg.
    Ich sah auf die Uhr – fast Viertel vor neun. Was zum Teufel trieben die da oben bloß? Da machte ich den Fehler, einen Blick aufs Schlafzimmerfenster zu werfen, woraufhin ich es natürlich kontrollieren musste. Damit begann alles von vorn, als Erstes bei der Tür. Ich machte gerade meine zweite Runde, stand auf dem Toilettendeckel, fuhr mit den Fingern über den Rahmen des Milchglasfensters, das sich noch nicht einmal öffnen ließ, als ich hörte, wie oben eine Tür ins Schloss fiel und Schritte die Treppe hinunterkamen.
    »… die Gegend ist nett und ruhig. Man kann ohne Weiteres den Wagen draußen stehen lassen.«
    »Na ja, ich nehme wahrscheinlich eher den Bus oder fahre mit dem Fahrrad.«
    »Im Garten gibt es einen Gemeinschaftsschuppen, das überprüfe ich aber noch mal, wenn wir wieder im Büro sind.«
    »Danke, ich stelle es wahrscheinlich in den Hausflur.«
    In den Hausflur? So eine Frechheit. Da war es bereits schmut zig genug. Andererseits achtete dann vielleicht noch jemand außer mir darauf, die Haustür richtig zuzumachen.
    Ich beendete meinen Kontrollgang und widmete mich dann der Wohnungstür. Gar nicht mal so schlecht. Ich wartete darauf, dass Unruhe in mir aufstieg und ich das Bedürfnis bekam, eine erneute Runde zu drehen und von vorne anzufangen, aber es war in Ordnung. Ich hatte alles richtig gemacht, und das nach nur zwei Rundgängen! Im Haus war es still, das erleichterte die Sache. Aber am besten war, dass die Haustür diesmal wirklich zu war. Der Mann in Jeans hatte sie also richtig fest hinter sich zugezogen. Vielleicht war er ja doch gar kein so schlechter Mieter.
    Es war fast halb zehn, als ich endlich die U-Bahn erreichte.
    Dienstag, 11 November 2003
    Als ich ihm zum zweiten Mal begegnete, konnte ich mich kein bisschen an ihn erinnern, und ich musterte ihn eine Weile. Er sah toll aus, hatte einen sinnlichen Mund und kam mir irgendwie bekannt vor. War das jemand, mit dem ich in einer Bar geknutscht hatte?
    »Du erinnerst dich nicht mehr an mich«, sagte er eindeutig enttäuscht. »Du hattest ein rotes Kleid an. Ich stand im River an der Tür.«
    »Oh, natürlich! Tut mir leid«, sagte ich und schüttelte den Kopf, als würde das alles erklären. »Ich habe dich nur … so ohne Anzug nicht wiedererkannt.« Das war ein Grund, ihn noch einmal von Kopf bis Fuß anerkennend zu mustern. Er trug Shorts, Turnschuhe und ein schwarzes Unterhemd – genau das Richtige fürs Fitnessstudio – und sah ganz anders aus als beim letzten Mal.
    »Nein, denn der eignet sich nicht besonders gut zum Laufen.«
    »Vermutlich nicht.«
    Plötzlich wurde mir klar, dass ich immer noch auf seine Oberschenkel starrte und selbst furchtbar aussehen musste. Ich hatte gerade eine Stunde im Fitnessstudio hinter mir, meine Haare waren zurückgebunden, und ein paar davon klebten an meinen Wangen. Ein verschwitztes Oberteil trug ich obendrein. Reizend.
    »Schön, dich wiederzusehen!«, sagte er und ließ im Bruchteil einer Sekunde seinen Blick von meinen Brüsten bis zu meinen Fußspitzen und wieder hinauf gleiten.
    Ich war mir nicht sicher, ob er einfach nur frech oder ein bisschen gestört war. Doch dann beendete er die Sache mit einem Grinsen, das nichts Anzügliches an sich hatte, sondern einfach nur sexy war.
    »Ja, ich freu mich auch. Ich – gehe jetzt duschen.«
    »Klar. Bis dann!« Mit diesen Worten drehte er sich um und ging die Treppe hinauf ins Fitnessstudio, wobei er immer zwei Stufen auf einmal nahm.
    Als ich unter der Dusche stand, ertappte ich mich bei dem Wunsch, ihm schon auf dem Weg ins Fitnessstudio begegnet zu sein statt erst auf dem Weg nach draußen. Dann hätten wir uns richtig unterhalten können, und ich hätte nicht so katastrophal ausgesehen. Kurz überlegte ich, im Café herumzuhängen und darauf zu warten, dass er fertig trainiert hatte. Ob das zu aufdringlich wirkte? Zu verzweifelt?
    Nun, was soll ich sagen? Das letzte Mal war schon eine Weile her. Die paar Männer, die mir gefallen hatten, waren alle One-Night-Stands gewesen. Manchmal war ich so betrunken gewesen, dass ich mich kaum noch an alles erinnern konnte. Natürlich ist daran nichts
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