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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller
Autoren: Haynes Elizabeth
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Gebäude 23 befindet sich direkt nördlich davon. Wenn du vor dem Gebäude parkst, geh seitlich darum herum. Dahinter be findet sich eine freie Fläche, auf der Bäume stehen. Folge den Bäumen, am Ende wirst du etwas finden, das ich für dich zurückgelassen habe.
    Ich hoffe, du tust diese letzte Sache für mich und nimmst es als meine Art der Entschuldigung an.
    »War’s das?«
    »Was?«
    »Das ist aber ein ziemlich abruptes Ende für einen Brief. Leute, die einen Brief mit ›Liebe Soundso‹ beginnen, beenden ihn auch meist mit ›In Liebe Soundso‹ oder?«
    Wir fuhren auf der M1 in Richtung M25. Der Gegenverkehr raste an uns vorbei. Ich biss mir auf die Lippe.
    »Cathy …?«
    »Auf einer anderen Seite stehen noch ein paar weitere Sätze. Aber die sind persönlich.«
    »Inwieweit persönlich?«
    »Das tut nichts zur Sache, wirklich nicht.«
    »Cathy. Das ist nicht einfach nur ein Brief, das ist Beweismaterial. Das wissen Sie, oder?«
    »Lassen Sie uns erst einmal sehen, worum es geht, in Ordnung? Vielleicht ist es nur was völlig Verrücktes.«
    »Was hat Stuart dazu gesagt?«
    »Er ist ein paar Tage auf einer Konferenz in einem großen neuen Krankenhaus in Belgien.«
    Sie starrte geradeaus auf die Straße und zeigte ihren Unmut, indem sie ihre Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst hatte. Ich würde ihr den Brief ohnehin zeigen; das musste ich. Doch im Moment wollte ich das noch allein zwischen mir und ihm klären.
    »Was glauben Sie, ist es?«, fragte Sam.
    »Keine Ahnung. Aber bestimmt nichts Gutes, sagen wir mal so.«
    »Das glaube ich auch nicht. Ich bin froh, dass Sie mich angerufen haben.«
    »Ich frage mich, ob es eine Falle ist.«
    »Nun, er sitzt immer noch sicher in einer Zelle, also machen Sie sich keine Sorgen, er wird dort nicht auf uns warten. Ich habe heute Morgen im Gefängnis angerufen.«
    »Der Brief kam nicht aus dem Gefängnis«, sagte ich.
    »Das habe ich gesehen. Irgendjemand muss ihn für ihn raus geschmuggelt haben. Egal, was passiert, ich werde einen Bericht darüber schreiben.«
    Wir verließen die Autobahn und lauschten auf Sams Navigationssystem, das uns mit ruhiger Stimme anwies, bei der nächsten Möglichkeit links abzubiegen und dann drei Komma acht Kilometer geradeaus zu fahren.
    »Also, wie geht es Stuart?«
    »Es geht ihm gut. Uns geht es gut.«
    »Wie fühlt es sich an, verheiratet zu sein?«
    Ich musste lachen. »Auch nicht anders als vorher. Aber das ist erst fünf Monate her, lassen Sie uns also ein wenig Luft.«
    »Noch immer kein Baby?«
    »Noch nicht. Sagen Sie bloß, Sie wollen ein Kind?«
    »Ich nicht, aber Jo. Wahrscheinlich heiraten wir nächstes Jahr.«
    »Sam, das haben Sie nie erwähnt.«
    »Nun, wir sind seit zehn Jahren zusammen. Es ist an der Zeit.«
    »Haben Sie sie gefragt?«
    »Noch nicht.«
    »Dann sollten Sie das tun. Es lohnt sich. Dürfen wir zur Trauung kommen?«
    »Natürlich. Ich wollte Sylvia auch einladen.«
    »Das würde sie bestimmt freuen.«
    »Wie auch immer, wir sind da.«
    Das Industriegebiet lag verlassen vor uns, breite, lange Straßen ohne Verkehr. Müll wehte über die Fahrbahn voller Schlaglöcher. Wir fuhren an einem Kebabwagen vorbei, dessen Rollladen heruntergelassen war. Die Hälfte aller Gebäude stand leer, das ganze Gebiet wirkte verlassen, auch Gebäude 23 war da keine Ausnahme. Es lag ganz am Ende, hinter der letzten Ecke. Es wirkte wie das Ende der Welt.
    Sam parkte davor.
    »Da hinten, schauen Sie.«
    Zwischen dem Gestrüpp, das um das Gebäude wuchs, wand sich ein staubiger Pfad zwischen Maschendrahtzaun und Gebäude hindurch, Brennnesseln wuchsen brusthoch und bogen sich im Wind.
    Sam ging voran, schlängelte sich mit einer Hand an der Gebäudemauer durch das Gestrüpp. Ein Hase hoppelte vor uns über den Weg und ließ mich zusammenzucken.
    Hinter dem Gebäude wurde der Platz plötzlich weiter und ging auf Brachland hinaus. Wir liefen über eine große Asphaltfläche, aus sämtlichen Ritzen wuchs Unkraut. Die Sonne schien, und irgendwo zwitscherten Vögel. Alles lag völlig verlassen da, weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
    »Wohin jetzt?«
    Ich schirmte meine Augen gegen die Sonne ab und sah mich um. Bei den Bäumen, hatte er geschrieben, und da sah ich es, einen Farbfleck inmitten des ganzen Grau, Braun und Grün.
    »Da. Sehen Sie es?«
    Ein roter Fetzen, scharlachrot wie eine Fahne, und als wir näher kamen, flatterte er im Wind, als wäre er lebendig. Ich wusste bereits, was es war, trotzdem war
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