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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller
Autoren: Haynes Elizabeth
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Verwerfliches, ich habe mich einfach amüsiert, so lange ich konnte. Damals hatte ich die Schnauze voll von Beziehungen, ich genoss das Singledasein und alles, was damit zusammenhängt. Vielleicht war es nun an der Zeit, ein wenig ruhiger zu werden und mir über meine Zukunft Gedanken zu machen.
    Während ich mich in der leeren Umkleide abtrocknete, kam mir plötzlich ein Gedanke: So schlecht konnte ich gar nicht ausgesehen haben, denn sonst hätte er mich gar nicht wiedererkannt. Bei unserer letzten Begegnung hatte ich ein rotes Satinkleid angehabt und die Haare offen und schulterlang getragen. Heute trug ich ein verschwitztes Trainingsoutfit, kein Make-up und hatte die Haare zurückgekämmt. Trotzdem hatte er mich sofort erkannt, als ich zu ihm aufgesehen hatte – das hatte ich in seinen Augen gesehen.
    Und er hatte hallo gesagt.
    Ich war seit jenem Abend nicht mehr im River gewesen, obwohl ich ein paarmal in der Woche ausgegangen war. Letztes Wochenende hatte ich Freunde in Schottland besucht – ein anstrengendes Wochenende mit wenig Schlaf –, doch auch das hatte mich nicht davon abhalten können, nach der Arbeit noch etwas trinken zu gehen. Am Freitag hatte es uns ins Roadhouse verschlagen, eine neue Bar am Market Square. Sie war dank der Werbung für die günstigen Cocktails zur Eröffnung am Wochenende proppenvoll, und Sam und Claire war es schon nach einer halben Stunde gelungen, jemanden aufzureißen. Ich hatte eine Weile getanzt, getrunken, getrunken und getanzt und mich bestens amüsiert. Ich hatte Bekannte getroffen, mit denen ich mich unterhielt, hatte ihnen in die Ohren geschrien, damit man mich bei dem Lärm verstand. Ein paar interessante Männer waren auch da gewesen, aber nur wenige von ihnen waren ohne Begleitung. Die anderen kannte ich schon – entweder weil ich bereits mit ihnen ausgegangen war oder weil sie mit einer meiner Freundinnen ausgegangen waren.
    Jetzt freute ich mich auf das nächste Wochenende. Freitagnacht wollte ich mit Claire, Louise und ihrer Schwester Emma weggehen, und das Wochenende danach gehörte nur mir. Ich lächelte vor mich hin, schlenderte zurück zum Wagen und dachte, dass wir durchaus auch ins River gehen könnten.
    Montag, 5. November 2007
    Wenn ich spät von der Arbeit komme, hat das den Vorteil, dass das größte Gedränge in der U-Bahn schon vorbei ist. Als ich hier anfing, beging ich den Fehler, mich zur Stoßzeit auf den Weg zu machen, doch da wurde meine Angst von Tag zu Tag größer. Ich musste zu viele Gesichter kontrollieren, zu viele Körper bedrängten mich von allen Seiten. Es gab zu viele Verstecke und zu wenig Fluchtwege. Darum verlasse ich meinen Schreibtisch erst spät und gleiche damit die Zeit aus, die ich morgens versäume. Ich laufe ständig die Treppen hinauf und hinunter, gehe den Bahnsteig auf und ab und warte, bis sich die Türen fast schließen. Dann erst springe ich in den Zug. So weiß ich stets genau, mit wem ich fahre.
    Heute Abend habe ich eine Zeit lang gebraucht, um mir darüber klar zu werden, wie ich nach Hause fahre. Jeden Tag nehme ich eine andere U-Bahn-Strecke, steige entweder eine Haltestelle früher oder später aus, laufe ein Stück und nehme dann entweder den Bus oder kehre zur U-Bahn zurück.
    Meistens gehe ich die letzten ein, zwei Kilometer zu Fuß, und zwar durch unterschiedliche Straßen. Inzwischen ist es zwei Jahre her, dass ich von Lancaster hierhergezogen bin, trotzdem kenne ich die Londoner Verkehrsverbindungen, als wäre ich hier aufgewachsen. Ich brauche lange, um nach Hause zu kommen, und es strengt mich an, aber ich habe es ja nicht eilig. Außerdem ist es sicherer.
    Als ich in Steward Garden aus dem Bus stieg, begleitete mich ein Feuerwerk. Verschmorter Geruch hing in der feuchtkalten Luft. Ich überquerte die High Street und ging am Park entlang. Dann kehrte ich zur Lorimer Road zurück und ging durch die schmale Gasse hinter der Garage – ich hasse diese schmale Gasse, aber wenigstens ist sie gut beleuchtet. Ich sah über die Mauer – in meinem Esszimmer brannte Licht, die Vorhänge waren halb geschlossen. Ich zählte die sechzehn Fensterscheiben ab, acht an jeder Tür, die wie ein großes gelbes Rechteck leuchteten. Die Rahmen, neben denen die Vorhänge senkrecht hinabhingen, waren genau zu erkennen. Nirgendwo drang Licht hin, wo keines sein sollte. Niemand hatte sich während meiner Abwesenheit an meinen Vorhängen zu schaffen gemacht. Das sagte ich mir beim Weitergehen immer wieder vor. Die Wohnung
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