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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller
Autoren: Haynes Elizabeth
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ist sicher, niemand hat sie betreten.
    Am Ende der Gasse bog ich scharf nach links ab und war fast zu Hause – Talbot Street. Ich unterdrückte mein Bedürfnis, wenigstens einmal bis ans Ende der Straße zu gehen, bevor ich umkehrte. Heute Abend wollte ich es auf Anhieb schaffen, ins Haus zu gehen. Ich sah mich um und drehte den Schlüssel im Schloss, den ich, seit ich aus dem Bus gestiegen war, in der Hand hielt, dann zog ich die Haustür hinter mir zu. Ich fuhr mit den Fingern den Türrahmen entlang, um auf Nummer sicher zu gehen. Ich achtete genau darauf, nicht den geringsten Spalt zu spüren, ein Hinweis darauf, dass die Tür nicht richtig geschlossen war. Ich kontrollierte das sechs Mal und zählte jedes Mal mit: eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Ich drehte den Türknauf sechs Mal.
    Wie auf ein Stichwort öffnete Mrs Mackenzie die Tür zu ihrer Wohnung Nr. 1 im Erdgeschoss.
    »Hallo, Cathy! Wie geht’s dir?«
    »Gut, danke«, sagte ich und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. »Und Ihnen?«
    Sie nickte, legte wie immer den Kopf schräg, musterte mich kurz und ging dann wieder hinein. Ich hörte, wie sie ihren Fernseher so wie immer auf volle Lautstärke stellte. Die Abendnachrichten. Das macht sie jeden Abend. Sie hat mich noch kein einziges Mal gefragt, was ich so mache.
    Ich fuhr mit meiner Kontrolle fort und fragte mich, ob sie mich wohl absichtlich störte, obwohl sie doch wusste, dass ich dann wieder von vorn beginnen muss. Solange ich nicht unterbrochen werde, ist alles in Ordnung. Aber manchmal kommt das leider vor. Nun gut – der Türrahmen, der Türknauf – geh sorgfältig vor, Cathy. Versau es nicht, sonst verbringst du noch die ganze Nacht hier.
    Endlich hatte ich die Haustür kontrolliert und nahm die Treppe. Ich kontrollierte alles bis zum Ende des Treppenabsatzes. Ich lauschte auf die Stille im Haus und auf die Sirene ein paar Straßen weiter, auf den Fernseher in der Wohnung unter mir. Noch ein Feuerwerk wurde irgendwo in der Ferne abgebrannt. Dann war auf der Straße ein Schrei zu hören, der mir den Atem stocken ließ, doch kurz darauf ertönten eine Männerstimme und das vorwurfsvolle Lachen einer Frau.
    Ich schloss meine Wohnungstür auf, sah noch einmal die Treppe hinunter, ging dann hinein, schloss die Tür und verriegelte sie. Unten der Bolzen, in der Mitte die Kette, oben der Riegel. Ich legte das Ohr an die Tür. Auf der anderen Seite war nichts zu hören. Dann sah ich durch den Spion. Niemand da; nur die Treppe, der Treppenabsatz, das Licht darüber. Ich fuhr mit den Fingern über den Türrahmen, drehte sechs Mal den Türknauf zur einen und sechs Mal zur anderen Seite. Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs. Der Bolzen hatte die Tür verriegelt. Sechs Mal drehte ich das Yale-Schloss um, ich ließ jeden Bolzen sechs Mal hin- und wieder zurückgleiten, wobei ich jeweils sechs Mal den Türknauf drehte. Danach machte ich mich an den Rest der Wohnung.
    Zuerst kontrollierte ich die Fenster, zog die Vorhänge zu und ging anschließend die Wohnung durch, immer in derselben Rei henfolge. Zuerst das Fenster zur Straße. Alle Schlösser waren in Ordnung. Ich fuhr mit den Fingern über den Fensterrahmen. Dann durfte ich die Vorhänge zuziehen und die Dunkelheit aussperren. Niemand konnte mich mehr von der Straße aus sehen, wenn ich mich nicht direkt ans Fenster stellte. Ich kontrollierte die Vorhangränder für den Fall, dass sie vielleicht doch nicht die ganzen Fenster bedeckten. Dann ging ich zum Balkon und den Flügeltüren. Im Sommer schaue ich auch in den Garten, kontrolliere den Zaun, aber um diese Jahreszeit ist es draußen dunkel. Ich kontrollierte die Riegel an den Balkontüren, betastete ihre Ränder und drückte sechs Mal die Klinken. Das Schloss blieb zu, die Klinke klapperte locker. Dann zog ich die schweren Vorhänge zu und sperrte die Dunkelheit aus.
    Ich ging in die Küche – hier gehen die Fenster nicht auf, aber ich kontrolliere sie trotzdem − und ließ die Jalousie herunter. Dann blieb ich ein paar Minuten vor der Besteckschublade stehen und stellte mir vor, wie es darinnen aussehen musste. Ich zog sie auf und sah mir den Besteckkasten an – die Gabeln zur Linken, die Messer in der Mitte und Löffel auf der rechten Seite. Ich schob die Schublade wieder zu und öffnete sie erneut, um mich zu vergewissern. Die Messer lagen eindeutig in der Mitte, die Gabeln auf der linken Seite und die Löffel rechts. Doch war ich mir wirklich sicher? Vielleicht hatte ich etwas falsch
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