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Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony

Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony

Titel: Inspektor Bony 29 - Gefahr fuer Bony
Autoren: Arthur W Upfield
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    Ein schwacher Schimmer am Horizont kündigte den neuen Tag an. Da zerriß das Peitschen eines Schusses die Stille, und die Wildvögel, die rings um den See in den Bäumen hockten, flatterten erschrocken auf. Minutenlang schwirrte der Himmel von erregtem Flügelschlagen. Es war noch zu dunkel, um die Känguruhs zu sehen, die mit gewaltigen Sprüngen in den nahen Busch flüchteten. Dann senkte sich erneut die Stille der unermeßlichen, menschenleeren Weite Inneraustraliens über das Land östlich des Lake Frome.
    Ein einsamer Brachvogel ließ seinen melancholischen Ruf erklingen, aber der Mann, der neben dem Bach auf dem Gesicht lag, hörte ihn nicht. Er war tot. Aus dem Kochgeschirr sickerten die letzten Wassertropfen in den Sand. Einige hundert Meter entfernt flackerte das Lagerfeuer, erlosch langsam, ohne das Teewasser zum Sieden gebracht zu haben. Erst zwei Tage später näherten sich erneut Schritte den Mulgabäumen, bei denen der Mann sein Lager errichtet hatte.
    Der Verwalter der Quinambie-Station war ein praktisch veranlagter Mann. Am Morgen des zwölften Juni rief ihn der Eigentümer der großen Rinderfarm, Commander a. D. Joyce, zu sich, um ihm zu sagen, daß Eric Maidstone, der kürzlich auf Quinambie zu Gast gewesen war, nicht auf der Lake-Frome-Station angekommen sei. Der Verwalter hatte sofort vermutet, daß sich Maidstone noch an einem der beiden Brunnen aufhielt, die er auf dem Weg zum Lake Frome passieren mußte.
    Maidstone war am Spätnachmittag des siebten Juni auf der Quinambie-Station eingetroffen. Er sei Lehrer, hatte er erklärt, und habe gerade Ferien. Joyce hatte neugierig das schwerbeladene Motorrad betrachtet. Er benütze seinen Urlaub dazu, hatte Maidstone die stumme Frage beantwortet, einige Zeitschriftenartikel zu schreiben. Er fotografiere auch und habe kürzlich den Auftrag erhalten, an den Wasserstellen im Inneren Australiens Tiere aufzunehmen, die während der Nacht zur Tränke kamen. Joyce hatte ihn sofort eingeladen, auf Quinambie zu übernachten. Als Maidstone erwähnte, daß er beabsichtige, die Lake-Frome-Station zu besuchen sowie die Wasserstellen der Umgebung und den Lake Frome zu fotografieren, hatte ihm der Verwalter ausführlich Auskunft über die Landschaft und die einzuschlagende Route geben müssen.
    Der Landstrich, den Maidstone passieren mußte, war in gewisser Hinsicht selbst für australische Verhältnisse ungewöhnlich.
    Die Quinambie-Station lag auf der Ostseite des dingosicheren Zauns, der die Bundesstaaten Südaustralien und Neusüdwales trennte. Dieser Zaun war rund 375 Meilen lang und endete am Murray River. Zwischen dem Stammsitz von Quinambie und dem Zaun lag ein artesischer Brunnen, der allgemein als ›Brunnen 9‹ bezeichnet wurde. Fast unmittelbar auf der anderen Seite des Zauns befand sich ›Brunnen i o‹. Ungefähr 50 Meilen westlich davon lag der Stammsitz der Lake-Frome-Station, und nach weiteren 15 Meilen gelangte man zu dem See, dem diese Rinderfarm ihren Namen verdankte. Quinambie umfaßte ein Gebiet von 100 Quadratmeilen, die Lake-Frome-Station 60 Quadratmeilen. Doch nicht nur große Entfernungen spielten in dieser Gegend eine Rolle.
    Die hier ansässigen Eingeborenen berichteten von einem mordenden Kamel, das bereits legendär geworden war. Nun sind fast alle Kamele widerspenstig und übellaunig, aber dieses verwilderte Kamel sollte so erbost auf alle menschlichen Wesen sein, daß es ohne jeden Anlaß sofort angriff. Es hieß daß es sich um das größte Kamel handle, das je im Innern Australiens gesehen worden sei. Die Eingeborenen sprachen vom ›bösen Geisterkamel‹, und diejenigen, die westlich des Zauns wohnten, achteten darauf, bei Sonnenuntergang in ihrem Camp zu sein.
    Die Farmarbeiter auf der Ostseite des Zauns hielten derartige Geschichten allerdings für reichlich übertrieben und hatten das Kamel scherzhafterweise ›Das Ungeheuer von Lake Frome‹ getauft. Die Bewohner der rings um das fragliche Gebiet liegenden Viehstationen berichteten allerdings übereinstimmend, das fürchterliche Brüllen des wilden Kamels gehört zu haben. Besonders durch die nächtliche Stille wurde es weit getragen, und die Viehhirten in ihren einsamen Hütten vernahmen dann deutlich das Gebrüll.
    Nachdem der Verwalter von Joyce gehört hatte, daß Maidstone vermißt wurde, fuhr er mit dem Lastwagen los und holte zunächst aus dem Eingeborenencamp von Quinambie zwei Schwarze. Sie sollten als Tracker fungieren und die Spur von Maidstones Motorrad
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