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Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller
Autoren: Haynes Elizabeth
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erwartet, aber bisher geht es mir gut. Ich rechne fast schon damit, dass die Panikattacke später kommt, und zwar dann, wenn ich sie am wenigsten erwarte. Aber noch ist alles in Ordnung, und es geht mir gut.
    Ich hatte gerade fertig gegessen, als es an der Tür klopfte.
    Ich erstarrte, mein ganzer Körper wurde stocksteif. Vermutlich vergaß ich sogar zu atmen. Ich hatte keinen Türöffner gehört, also musste es jemand aus dem Haus sein, oder aber jemand hatte die Haustür wieder einmal nicht richtig zugezogen. Wie dem auch sei – nicht einmal, wenn mein Leben davon abgehangen hätte, wäre ich in der Lage gewesen, mich zu rühren. Ich spürte, wie mir die Tränen die Wangen hinunterliefen.
    Es klopfte erneut, diesmal etwas lauter. Noch nie hatte jemand an meine Wohnungstür geklopft.
    Ich saß auf dem Sofa und konnte von dort die Wohnungstür sehen. Ich starrte auf den Spion. Das Licht im Treppenhaus, das meist wie ein kleines Leuchtfeuer durch das Guckloch schien, wurde jetzt von demjenigen verdeckt, der davor stand. Ich sah nichts als Dunkelheit. Ich konzentrierte mich so sehr auf den Spion, dass ich das Gefühl hatte, sogar noch durch die dicke Holztür Umrisse erkennen zu können. Ich hielt so lange die Luft an, bis mein Herz anfing zu rasen und meine Finger kribbelten.
    Dann entfernten sich die Schritte wieder. Sie gingen die Trep pe hinauf, nicht hinunter, und dann wurde weiter oben eine Tür aufgemacht und wieder geschlossen.
    Er war es also gewesen. Der Mann aus dem Stockwerk über mir.
    Ich hatte ihn schon vom Wohnzimmerfenster aus ein paarmal kommen und gehen sehen. Einmal war er hereingekommen, als ich gerade meine Wohnung verlassen wollte. Mir war aufgefallen, dass die Haustür jetzt immer richtig zugezogen war, und dadurch fühlte ich mich sicherer. Trotzdem musste ich sie natürlich immer wieder kontrollieren. Das Fahrrad hatte er bisher noch nicht im Treppenhausflur abgestellt, und auch im Garten hatte ich ihn noch nicht gesehen, also ließ er seinen Wagen vermutlich doch auf der Straße stehen.
    Er schien zu unregelmäßigen Zeiten zu kommen und zu gehen. Mrs Mackenzie war da berechenbarer, sie verließ praktisch nie das Haus, jedenfalls war mir das noch nicht aufgefallen. Sie stand meist in ihrer Wohnungstür, wenn ich nach Hause kam, grüßte und ging wieder hinein. Ich konnte ihren Fernseher durch die Holzdielen hören. Für andere mochte das unerträglich sein, aber mir gefiel es.
    Und jetzt wohnte ein Mr Unberechenbar über mir.
    Ich fragte mich, was zum Teufel er von mir wollte. Es war fast neun – keine sehr passende Zeit für einen Höflichkeitsbesuch. Ob er Hilfe brauchte?
    Nach einiger Zeit normalisierte sich meine Atmung wieder, und ich fragte mich, ob ich hinaufgehen und an seine Tür klopfen sollte. Ich überlegte mir sogar schon, was ich zu ihm sagen sollte.
    »Oh, hallo, haben Sie bei mir geklopft? Ich stand gerade unter der Dusche …«
    Nein, das war schlecht – woher sollte ich wissen, dass er es gewesen war?
    Und wieder hörte ich ungewollt das Mantra in meinem Kopf: Du bist nicht normal. So denkt kein normaler Mensch.
    Aber was soll’s – was ist denn schon normal?
    Sonntag, 16. November 2003
    Noch bevor ich ihn sah, wusste ich, wo ich ihn finden würde.
    Er saß im Café, las die Times und sah richtig schick aus in seinem weißen Hemd mit offenem Kragen, so frisch geduscht wie er war.
    Ich zögerte und fragte mich, ob es eine gute Idee war, stehen zu bleiben und hallo zu sagen, doch genau in diesem Moment sah er von seiner Zeitung auf. Für einen Augenblick lächelte er nicht, sondern sah mich nur an. Ich überlegte, was wohl dahinterstecken könnte. Es schien ein Anfang zu sein, ein Wendepunkt. Noch hätte ich gehen können, blieb aber stehen. Jetzt musste ich handeln.
    Als er mir zulächelte, lief ich bereits durch den Eingangsbereich des Fitnessstudios auf ihn zu. »Hallo«, sagte ich und dachte noch, wie wenig überzeugend das klang. »Ich hab dich im Pool gesehen.«
    »Ich weiß«, antwortete er. »Ich habe dich auch gesehen.« Er faltete die Zeitung zusammen und legte sie ordentlich neben seine Kaffeetasse auf den Tisch. »Was trinkst du?«
    Nun war es zu spät zu gehen. »Tee, bitte.«
    Er stand auf, ich setzte mich auf den Stuhl gegenüber, und mein Herz klopfte wie wild. Obwohl ich nach der Dusche noch lange in der Umkleide herumgetrödelt hatte, für den Fall, dass er noch immer da wäre, war es nicht lange genug gewesen.
    Kurz darauf kehrte er mit einem kleinen
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