Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wohin du auch fliehst - Thriller

Wohin du auch fliehst - Thriller

Titel: Wohin du auch fliehst - Thriller
Autoren: Haynes Elizabeth
Vom Netzwerk:
Niemandsland zwischen dem Industriegebiet und den dahinter beginnenden Feldern schweifen. Niemand verirrte sich hierher, nicht einmal Spaziergänger mit ihren Hunden. Das Gelände war unwirtlich, überall lag Fabrikmüll herum, der sich über Jahrzehnte hinweg angesammelt hatte, zwischen den leeren Kabelrollen wuchs Unkraut, braune Flüssigkeit tropfte aus verrosteten Ölfässern, und am Ende, unter einer langen Reihe von Linden, befand sich ein Bachbett, das schmutziges Wasser führte, wenn es regnete, und eine Meile weiter in den Fluss mündete.
    Mehrere Minuten vergingen.
    Sie war tot.
    Wind war aufgekommen, er blickte durch die Blätterkrone zu den Wolken empor, die über den Himmel jagten.
    Vorsichtig kletterte er auf die Schaufel gestützt die unebene Böschung hinunter und ließ sie dann ohne zu zögern auf ihren Schädel niedersausen. Zunächst prallte sie daran ab, doch dann zertrümmerte er den Knochen mit einem dumpfen Knacks, sodass er sich in ihr Fleisch bohrte. Immer wieder hieb er keuchend vor Anstrengung auf ihr Gesicht ein, zerschlug Zähne, Knochen und Fleisch zu einer einzigen breiigen Masse.
    Danach war sie nicht mehr seine Naomi.
    Wieder nahm er das Messer. Er trennte ihr jeden einzelnen Finger ab, dann die Handflächen, bis nichts mehr übrig war, womit man sie hätte identifizieren können.
    Dann benutzte er die blutige Schaufel, um sie mit dem Schutt, Sand und Müll zu bedecken, die sich in dem Graben angesammelt hatten. Er hatte keine sehr gute Arbeit geleistet. Überall war Blut.
    Doch als er fertig war – sich die Tränen abgewischt hatte, die er vergoss, seit sie erstaunt seinen Namen gerufen hatte, als er ihr mit dem Messer die Kehle aufschlitzte –, fielen die ersten Tropfen vom bewölkten Himmel.

    Mittwoch, 31. Oktober 2007
    Erin stand seit über einer Minute in der Tür, ich konnte ihr Spiegelbild im dunklen Fenster sehen. Ich scrollte weiter durch die Tabelle auf dem Bildschirm und wunderte mich, dass es auf dem Weg zur Arbeit dunkel gewesen, jetzt aber schon wieder dunkel war.
    »Cathy?«
    Ich drehte den Kopf. »Tut mir leid«, sagte ich. »Ich war ganz in Gedanken. Was ist?«
    Sie lehnte im Türrahmen, hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und ihr langes rotbraunes Haar zu einem Knoten geschlungen. »Ich wollte wissen, ob du bald fertig bist.«
    »Noch nicht ganz. Warum?«
    »Vergiss Emilys Abschiedsfeier heute Abend nicht. Du kommst doch mit, oder?«
    Ich wandte mich wieder dem Bildschirm zu. »Ehrlich gesagt weiß ich es noch nicht so genau – ich muss das erst fertig machen. Geh schon mal vor. Ich versuche später nachzukommen.«
    »In Ordnung«, sagte sie schließlich. Sie stampfte extra laut davon, auch wenn ihre Pumps nicht besonders geräuschvoll waren.
    Nicht heute Abend, dachte ich. Heute Abend ganz bestimmt nicht. Es war schon schlimm genug, dass ich mich hatte breitschlagen lassen, auf diese Scheißweihnachtsparty zu gehen. Auf eine Abschiedsparty von jemandem, den ich kaum kannte, hatte ich erst recht keine Lust. Die Weihnachtsparty war schon im August geplant worden, obwohl ich so etwas sogar noch Ende November für viel zu früh halte. Doch das Datum stand nun mal fest, und von da an wurden bis Weihnachten ununterbrochen Partys gefeiert. Doch ob verfrüht oder nicht – ich musste hingehen, sonst würde man über meine mangelnde Teamfähigkeit munkeln, und ich brauchte diesen Job unbedingt.
    Nachdem der Letzte das Büro verlassen hatte, schloss ich die Tabelle und machte den Computer aus.
    Freitag, 31 Oktober 2003
    Freitagabend, Halloween, die Lokale waren ausnahmslos rappelvoll.
    Im Cheshire Arms hatte ich Apfelwein und Wodka getrunken und irgendwann Claire, Louise und Sylvia aus den Augen verloren, dafür aber Kelly kennengelernt. Kelly hatte dieselbe Schule wie ich besucht, trotzdem konnte ich mich nicht an sie erinnern. Das machte uns allerdings beiden wenig aus; Kelly ging als Hexe, aber ohne Besen. Sie trug schwarz-orange-gestreifte Strumpfhosen und eine schwarze Nylonperücke. Ich dagegen sah in dem engen roten Satinkleid und den kirschroten Seidenschuhen, die mehr als das Kleid gekostet hatten, aus wie eine Satansbraut. Ich war bereits mehrfach begrabscht worden.
    Gegen eins eilten die meisten Leute zum Nachtbus oder zum Taxistand, oder aber sie wankten aus dem Stadtzentrum in die kalte Nacht hinaus. Kelly und ich eilten jedoch zur River Bar , dem einzigen Lokal, das uns noch Einlass gewähren würde.
    »Mit dem Kleid reißt du bestimmt noch wen auf,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher