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Wohin der Wind uns trägt

Wohin der Wind uns trägt

Titel: Wohin der Wind uns trägt
Autoren: Anne McCullagh Rennie
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Augen, und ihre hohen Wangenknochen waren zart gebräunt. Neben ihr auf dem Nachtkästchen lagen, achtlos hingeworfen, einige Schmuckstücke, unter anderem ein schwerer Ring mit Saphiren und Diamanten, eine Kette aus massivem Gold und zwei goldene Armbänder.
    »Jackie, könnten Sie den Vorhang ein kleines Stück schließen? Vielen Dank, meine Liebe. Die Sonne ist uns beiden heute Morgen ein wenig zu grell«, sagte Nina zu ihrer Haushälterin, einer kleinen, dunkelhaarigen Frau Ende vierzig.
    Diese hatte gerade die bunt geblümten Vorhänge zurückgezogen und war damit beschäftigt, die dicke grüne Kordel an dem vergoldeten Ring an der Wand zu befestigen.
    »Ach, und suchen Sie mir bitte die Gesellschaftsseite heraus. Diese Zeitungen sind immer so schrecklich unhandlich.« Nina bestrich ein Stück Toast mit Butter und biss ein winziges Stück ab.
    Jackie befolgte die Anweisungen bereitwillig, denn sie arbeitete gern bei den Kingsfords. Da Mr Kingsford die Zufriedenheit seiner Frau über alles ging, bezahlte er Jackie ein kleines Vermögen für ihre Dienste, und sie konnte in dem schönen Anwesen in Coogee, einem schicken Vorort im Osten Sydneys, nach Belieben schalten und walten. Außerdem genoss Jackie die Gesellschaft der Reichen und Berühmten, die bei den Kingsfords verkehrten.
    »Wenn Sie noch etwas brauchen, Mrs Kingsford, rufen Sie mich einfach. Sie haben um Viertel nach elf einen Friseurtermin. Ihre Kleider sind gebügelt und liegen bereit. Sie brauchen nur noch einen passenden Hut auszusuchen«, ging sie lächelnd mit ihrer Arbeitgeberin den Ablauf des Vormittags durch. »Ach, und ich habe Frank gebeten, den Bentley zu waschen.«
    »Sie sind ein Organisationsgenie, Jackie. Ich muss mich um überhaupt nichts kümmern«, erwiderte Nina und leckte sich die manikürte Fingerspitze. Sie war bereits in die Gesellschaftsseite des Sydney Morning Herald vertieft, auf der sie nach ihrem Foto suchte.
    »Da bin ich ja«, rief sie erfreut und deutete mit einem grellroten Fingernagel auf ein Foto, während sich die Tür leise hinter Jackie schloss. »So ein Mist. Ich hätte einen größeren Hut aufsetzen sollen. Diese grässliche Angela Bagot drückt mich buchstäblich an den Rand.«
    Schmollend wie ein verwöhntes Kind, lehnte sie sich wieder zurück. Doch beim Gedanken an das Mittagessen hellte sich ihre Stimmung wieder auf. Zumindest stand heute kein Krankenhausbesuch mit Blumen und Pralinen bei einem von Charlies langweiligen Jockeys auf dem Programm, denn erstaunlicherweise hatte es seit über zwei Monaten keinen Unfall mehr auf der Rennbahn gegeben.
    Auf ihrem Nachttisch schrillte das Telefon mit dem goldenen und elfenbeinfarbenen Dekor.
    »Hallooo«, säuselte Nina, während sie sich ausmalte, wie sie wohl in ihrer neuesten Pariser Kreation aussehen würde. Als sie die Stimme ihres Mannes hörte, wurde ihr Tonfall vorwurfvoll. »Ich dachte, wir würden zusammen frühstücken, Charlie. Warum bist du noch nicht zu Hause? Es ist schon schrecklich spät, und wir wollten doch noch ein bisschen Spaß haben, bevor ich wegmuss.«
    Charlie beherrschte mühsam seine Stimme.
    »Neene, ich rufe aus dem Krankenhaus an«, sagte er ruhig.
    Nina stöhnte auf.
    »Bitte verlange nicht von mir, dass ich wieder einen deiner Jockeys besuche. Ich bin heute zu einem wichtigen Mittagessen eingeladen. Alle werden da sein.« Sie sank zurück in die Kissen und hörte Charlie nur mit halbem Ohr zu.
    Wie ärgerlich. Sicher würde Charlie darauf bestehen, sodass sie früher gehen musste. In diesem Fall würde sie die große Schmuckpräsentation verpassen.
    Charlies Stimme klang gepresst und künstlich ruhig. Er legte sich seine Worte sorgfältig zurecht und machte sich auf den unvermeidlichen hysterischen Ausbruch gefasst.
    »Hör mir gut zu, Neene. Es geht nicht um einen meiner Jockeys, sondern um Jo und Rick. Sie haben einen kleinen Unfall gehabt, sind aber in Ordnung«, meinte er langsam und wünschte, er hätte seiner Frau diese Mitteilung persönlich und nicht am Telefon machen können.
    Nina umklammerte den Hörer und erbleichte.
    »Das ist doch ein Scherz ... einer deiner schlechten Scherze«, stammelte sie und stieß Suzie Wong weg, die ihr das Gesicht ablecken wollte.
    »Bitte reg dich nicht auf, Neene, mein Schatz«, flehte Charlie. »Den Zwillingen geht es gut. Während der Bahnarbeit ist eines der Pferde gestolpert. Sie sind beide untersucht worden, aber der Arzt möchte, dass sie eine Weile im Prince-of-Wales-Krankenhaus unter
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