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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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und Wellengekräusel.
    Sein Sohn sollte hier landen? Mit einem Wasserflugzeug?
    Lautes Motorengeräusch eines Flugzeuges über ihm ließ Ben zusammenzucken. Verdammt. Eher würde er auf allen vieren ins Krankenaus kriechen, als Michael in Gefahr zu bringen. Das wollte er eben Emma sagen, als er das Funkgerät knistern hörte.
    » Hilf mir, Nem.«
    » Das deichselst du allein, Mikey.«
    Ben wollte nach dem Mikro greifen, um dem Jungen zu sagen, er solle den Landeanflug abbrechen und sich nach Hause trollen, aber Emma entzog es seiner Reichweite und sah ihn ungehalten an.
    » Er schafft das«, herrschte sie ihn an.
    » Michael ist ein besserer Buschpilot als jeder andere hier in der Gegend. Die Wasserfläche ist groß genug, und er ist so geschickt, dass er im Schlaf hier landen könnte.«
    » Wenn ihm etwas passiert, Miss Sands, werde ich Sie mit diesem Funkkabel erdrosseln.«
    Sie starrte ihn lange an und schenkte ihm dann ein seltsames Lächeln.
    » Versuchen Sie es doch.«
    » Geben Sie ihm Anweisungen.«
    » Nein.«
    » Nem, sag mir alles an«, kam Michaels Stimme wie ein Echo über das Sprechgerät.
    » Wenn du an deinem sechzehnten Geburtstag deinen Alleinflug machen möchtest, dann solltest du wissen, wie es geht, Mikey. Ich werde dann nämlich nicht über Funk zu erreichen sein.«
    Ben hörte einen enttäuschten Seufzer über das Sprechgerät.
    » Ich fliege seit zwei Jahren allein.«
    » Und ich musste die Schwimmer nur einmal ersetzen«, gab sie zurück.
    » Sieh zu, dass es kein zweites Mal nötig ist. Achte auf die Felsen.«
    Sie warf das Mikro auf das Armaturenbrett und stieg aus. Ben spürte, dass jeder Muskel in ihrem Körper auf Aktion lauerte. Ihre Schultern waren gestrafft, ihre Augen wie Laser auf die rasch sinkende Maschine gerichtet, die die Baumwipfel zu streifen schien. Mit geballten Fäusten stand sie fest und unerschütterlich da, scheinbar entschlossen, ihren Neffen allein durch Willenskraft herunterzulotsen.
    Die Lady, die so nassforsch Anweisungen gab, hatte Angst?
    Ben wollte sie umbringen, ehe das hier vorbei war.
    Er konnte zwei Köpfe durch die Windschutzscheibe der Maschine sehen, aber Alice war entweder ein sehr tapferer oder ein sehr dämlicher Passagier. Michael pilotierte und schien sich sehr gut zu machen. Er hatte die Triebwerke gedrosselt, flog aber noch immer schnell wie ein Falke, der auf seine Beute niederstößt. Er zögerte jetzt nicht und bat nicht um Hilfe, bei Gott. Und seine Wasserruder waren eingeklappt.
    Michael Sands setzte die Stationair so sanft auf Smokey Bog auf, dass einem Adler die Tränen gekommen wären. Ben wischte das Blut ab, das über seine Wange floss, nur um festzustellen, dass seine zitternde Hand mehr nass als rot war.
    Verdammt, er war stolz auf den Jungen. Michael machte etwas, das die meisten Männer nicht konnten, und er machte es großartig. Emmas Stolz auf ihn war gerechtfertigt, wenn dies ein Beispiel für die Reife und das Selbstvertrauen des Jungen war.
    Ohne auf seinen protestierenden Körper zu achten, stieg Ben aus und ging langsam auf den Jungen zu. Die erste Begegnung mit seinem Sohn wollte er auf Augenhöhe und in angemessener Haltung hinter sich bringen.

2
    E mma beobachtete voller Stolz, wie ihr Neffe die Cessna auf das schlammige Ufer zusteuerte. Sie hatte keinen Moment bezweifelt, dass er hier landen konnte; Mikey war der fähigste junge Mann, den sie kannte.
    Er würgte den Motor ab und bedachte sie durch die Windschutzscheibe hindurch mit einem schiefen Lächeln, dann griff er nach Alices Mütze und schob die dunkle Brille über ihre Nase herunter. Sichtlich stolz auf sich, kletterte er aus der Maschine und balancierte über den Schwimmer, um mit katzenhafter Geschmeidigkeit aufs Ufer zu springen. Noch nicht ganz sechzehn, war Mikey schon fast einen Meter achtzig groß.
    Plötzlich blieb er stehen und starrte den blutigen Mann an, der auf sie zuhinkte.
    Das war nicht gut. Michael Sands war viel zu intelligent, um den Vater nicht zu erkennen, dem er nie begegnet war, über den er aber vermutlich alles wusste. Der Junge besaß einen Computer; wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass seine Neugierde ihn per Internet zu Benjamin Sinclair geführt hatte?
    Ihre Schwester hatte mit ihm nie über seinen Vater gesprochen, doch hatte dies den Jungen nicht davon abgehalten, Fragen zu stellen. Und nach Kellys Verschwinden, als Michael fünf gewesen war, hatte Emma jede einzelne dieser Fragen mit aller Sorgfalt und allem Mut, die ihr zu
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