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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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näher.
    » Sie brauchen einen Arzt. Kommen Sie, Mr Jenkins. Mein Wagen steht ein Stück weiter.«
    » Holen Sie die Karre.«
    Seine Worte wurden mehr geknurrt als gesprochen, und sofort empfand Emma Zerknirschung. Benjamin Sinclair– oder Tom Jenkins, bis sie bereit war, ihm ins Gesicht zu sagen, dass er ein Lügner war– litt große Schmerzen. » Es ist nicht weit, und ich denke, dass man Sie nicht allein lassen darf.«
    Sogar vor Schmerzen zusammengesunken war er ein gutes Stück größer als sie. An diesen Mann wollte sie keine zehn Meter heran. Verletzte Tiere waren gefährlich, und im Moment sah Benjamin Sinclair aus, als würde er zum Frühstück Kätzchen verzehren.
    Emma hob seinen Rucksack und seinen eleganten Waffenkoffer hoch. Sie rümpfte die Nase, als sie metallischen Blutgeruch vermischt mit Staub roch. Die Sonne schien wieder, die Vögel zwitscherten, doch die Temperatur in ihrem Herzen war permanent gefallen.
    Michaels Vater war gekommen.
    » Wie weit ist es bis zum Wagen?«
    » Mindestens eine gute Meile«, sagte sie und wuchtete seinen Rucksack auf ihre Schulter.
    » Tut mir leid, aber es werden noch mehr Holzarbeiter auf der Heimfahrt vorbeikommen. Wir sollten zusammenbleiben, denke ich.«
    Er griff nach seinem Waffenkoffer und benutzte ihn als Stütze.
    » Eine sehr freundliche Stadt haben Sie da. Gehen Sie voraus, Miss…?«
    Der Mann wollte offenbar die Komödie beibehalten. Doch er war schwer zusammengeschlagen und wusste nicht, dass sie wusste, wer er war, und sie hatte eine sehr wirksame Trumpfkarte in der Hand. Sie brauchte nur jemandem in der Stadt zu eröffnen, wer ihr Gast war, und alle würden sich wie eine wilde Meute auf ihn stürzen.
    Als Benjamin Sinclair vor sechzehn Jahren die Stadt verlassen hatte, hatte er keine Freunde zurückgelassen– nur ein schwangeres junges Mädchen, eine Stadt voller Bürgerwehrfreiwilliger und einen Toten.
    Emma schenkte ihm ein trügerisch freundliches Lächeln.
    » Ich bin Emma Sands vom Medicine Creek Camp. Ach, übrigens… willkommen in Maine, Mr Jenkins.«
    Benjamin Sinclair ging den Weg entlang, doch schaffte er keine zehn Schritte, als seine Beine nachgaben und er auf ein Knie fiel.
    Verdammt. Sie würde ihn stützen müssen, um ihm zu ihrem Wagen zu helfen.
    Sie erwartete, dass er sich wie die falsche Schlange anfühlte, die er war; kalt, schleimig und eklig. Doch als Emma ihre Schulter unter seine schob, fühlte sie solide männliche Muskeln. Der elektrische Funke, der sie durchschoss, ließ sie fast zurückzucken.
    Offenbar spürte auch er es. Er richtete sich auf und erstarrte. Wieder sah er sie finster an, und Emma fühlte sich wie ein Stück Wild, gefangen im Licht glänzender grauer Augen, die jenen Michaels exakt glichen.
    Konnte er sich an sie erinnern?
    Natürlich konnte er. Der Mann hätte keinen Aufenthalt in Medicine Creek gebucht, wenn er nicht gewusst hätte, wo sein Sohn lebte.
    Der idealistische junge Mann, den sie aus der Zeit vor sechzehn Jahren im Gedächtnis behalten hatte, war gefährlich und intelligent gewesen, wenn auch ein wenig überspannt. Emma, damals erst vierzehn, hatte ihn zum Idol erhoben, da er auch kühn, gut aussehend und charismatisch gewesen war. Ihre ältere Schwester war in ihrer Naivität in sein Bett gehüpft, und das Ergebnis dieser Leichtfertigkeit war Michael. Und jetzt würde der Junge nach all den Jahren dem Mann begegnen, der ihn und seine Mutter ohne einen Blick zurück bedenkenlos verlassen hatte.
    » Haben Sie hier Wurzeln geschlagen, Miss Sands, oder warten Sie, bis ich verblute, damit Sie sich die Mühe eines Prozesses ersparen?«
    Emma packte ihn hinten am Gürtel und ging los.
    » Es ist nicht meine Schuld, dass Sie zusammengeschlagen wurden, Mr Jenkins. Meine Verantwortung beginnt erst im Camp.« Sie schnaubte.
    » Wenn Fremde hier wie Naturschützer ausgerüstet herumlaufen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn man sie irrtümlich verprügelt.«
    Emma sah, dass er nun stirnrunzelnd an seiner Kleidung hinunterblickte, ehe er wieder die Forststraße ins Auge fasste, auf der sie dahinhumpelten. Sein Arm, der um sie lag, wurde fester, und sie verschob seinen Rucksack auf ihrer Schulter, worauf er seinen Griff lockerte.
    » Die Kerle haben mich zusammengeschlagen, weil ihnen meine Aufmachung nicht zugesagt hat?«
    » Im Moment herrscht hier in der Gegend eine gewisse Spannung. Umweltschützer, meist von außerhalb des Staates, wollen ein Abholzungsverbot in unseren Wäldern durchsetzen. Nun
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