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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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bangen hier alle um ihre Jobs und um ihre Lebensweise.«
    Allmächtiger! Und das alles erklärte sie dem größten Umweltschützer, den man sich denken konnte. Bei seinem Aufenthalt vor sechzehn Jahren war Benjamin Sinclair mit Unterstützung des Sierra-Clubs gegen das Aufstauen des Flusses zur Energiegewinnung aufgetreten. Er war seiner Aufgabe still, aber dennoch wirkungsvoll nachgekommen. Der nahezu fertiggestellte Damm war nicht wieder neu errichtet worden, nachdem er in die Luft geflogen war– zusammen mit ihrem Vater.
    » Verdammt. Sie haben die Luft aus meinen Reifen gelassen.«
    Ben blickte auf und sah einen schmutzigen, roten Pick-up mit einem Kanu auf dem Dachgepäckträger und vier platten Reifen. Jetzt fiel ihm wieder ein, warum er diese Stadt hasste.
    » Reizende Freunde haben Sie«, stieß er zähneknirschend hervor.
    Die Frau neben ihm seufzte.
    » Die Revanche für den Schrotkugelhagel.«
    Seine sichtlich widerwillige Retterin öffnete die Tür an der Beifahrerseite, und Ben schob sich stöhnend auf den Sitz. Das Sitzen war eine Erleichterung, eine noch größere Erleichterung aber war es, der beunruhigenden Berührung Emma Sands’ entronnen zu sein. Wortlos sah er zu, als sie seinen Rucksack und den Waffenkoffer auf die Ladefläche warf, um den Wagen herumging und die Tür an der Fahrerseite öffnete. Dann legte sie ihre Flinte vorsichtig auf die Ablage hinter seinem Kopf und fing an, unter seinem Sitz zu kramen.
    Limodosen und leere Chipstüten kamen zum Vorschein, gefolgt von Schokoriegelhüllen und einer Taschenlampe, sodann ein Paar Handschuhe, ein schmutziges Handtuch, leere Gewehrbehälter, Schrotkugelpackungen, ein Feldstecher und ein Erste-Hilfe-Koffer. Ohne den Koffer zu beachten, atmete sie erleichtert auf, als sie eine noch ungeöffnete Whiskeyflasche hervorzog. Diese warf sie ihm zu und griff nach dem Handtuch. Ohne ein Wort zu sagen, knallte sie nun die Tür zu und lief los, den Weg entlang.
    Es war ihr sichtlich etwas über die Leber gelaufen. Ben hoffte, dass es die vier platten Reifen waren, die ihr die Laune verdarben, und nicht der Umstand, dass sie wusste, wer er war.
    Er sah, dass sie an einer kleinen Wasserfläche stehen blieb und den zerschlissenen, dreckigen Lappen eintauchte.
    Es hatte ihn fast umgehauen, als Durham sie Emma genannt hatte. Die Emma Sands seiner Erinnerung war ein stilles, schüchternes Ding gewesen, das sich mehr im Wald herumtrieb als unter Menschen.
    Diese Frau– dieses schießwütige, Feuer speiende Mannweib war Lichtjahre von dem jungen Mädchen seiner Erinnerung entfernt. Doch was Ben vor allem aus dem Gleichgewicht brachte, war seine Reaktion auf sie. Der elektrische Schlag, den er verspürt hatte, als sie sich unter seine Schulter stemmte, hatte ihn fast umgeworfen.
    Emma Sands war sehr hübsch geworden und hatte sich überhaupt gut herausgemacht. Laut seinen Ermittlern hatte sie nie geheiratet und Michael allein großgezogen, seitdem Kelly vor zehn Jahren mit einem Mann durchgebrannt war.
    Ben wusste, dass Emma Buschpilotin war, eine Lizenz als Maine Guide besaß und dass sie die Inhaberin von Medicine Creek Camps war. Er wusste auch, dass Michaels Name neben ihrem im Grundbuch erschien und dass ihr Unternehmen, das geführte Touren und Lagerleben anbot, sehr erfolgreich war. Man konnte sehen, dass sie an den Wert guter Ausrüstung glaubte. Ihre Cessna Stationair war nicht eben billig, der Wagen, in dem er jetzt saß, war das neueste Modell, und das Camp selbst stand auf tausend Morgen erstklassigem Waldland.
    Leider hatten seine Ermittler Ben aber nicht genau erklären können, wo Medicine Creek Camps wirklich lag. Sie hatten auch verabsäumt, ein Foto Emmas beizulegen, und zu erwähnen vergessen, dass ihre Beine ihr bis in die Achselhöhlen reichten, dass ihr langes Haar im Nacken zu einem armdicken Pferdeschwanz zusammengefasst war und ihre sonnengebräunte, makellose Haut aufregend grüne Augen umrahmte.
    Hatte sie ihm den Brief geschrieben?
    Und wenn ja, warum jetzt?
    Ben glaubte nicht, dass sie ihn erkannt hatte. Er war stärker geworden, auch härter, und sein Bart würde ihn davor schützen, dass ihn im Ort jemand erkannte.
    Ben, der beobachtete, wie sie sich vom Wasser aufrichtete, erwartete, sie würde ihm das Gesicht waschen wie einem Vierjährigen. Doch sie stand nur da, starrte über die Wasserfläche und blickte dann zum Himmel hoch. Schließlich drehte sie sich um.
    Verdammt… jetzt sah sie noch wütender aus als zuvor.
    Ben
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