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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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wusste nicht, was ihn mehr störte– dass von Michael erwartet wurde, sich selbst zu versorgen, oder dass der Junge es sich zur Aufgabe machte, Emma zu versorgen. Er hätte nach der Schule Football spielen und nicht kochen sollen. Oder er hätte am Telefon hängen und sich mit Freunden verabreden sollen, anstatt sinnlosen Smalltalk mit einem Fremden zu machen.
    » Hast du hier viele Freunde?«
    Michaels Blick verriet Ben, dass er sich einer Linie näherte, die nicht überschritten werden durfte. Er stemmte sich vom Tisch hoch, knöpfte seine Manschetten auf und krempelte die Ärmel auf. Dann nahm er seine leere und Bens halb volle Schüssel, brachte sie zur Spüle und ließ sie mit warmem Seifenwasser volllaufen.
    » Ich habe mich mit Gästen aus der ganzen Welt angefreundet«, sagte er schließlich mit dem Rücken zu Ben.
    » Mit vielen habe ich noch Briefkontakt. Für nächsten Sommer bin ich nach Deutschland eingeladen, von einer Familie, die vergangenen Sommer hier die Ferien verbracht hat.«
    » Und, fährst du hin?«
    » Nein. Nicht ohne Nemmy.« Er drehte sich um und durchbohrte Ben mit ernstem Blick.
    » Meine Tante ist das Einzige, das mir wichtig ist, Mr Jenkins. Ich würde mein Leben geben, um sie zu beschützen, und meine Seele, um sie glücklich zu sehen.«
    Verdammt, woher hatte er das?
    » Ist das deine Standardwarnung für alle… männlichen Gäste?«
    Michael warf ihm den nächsten ernsten Blick zu, dann drehte er sich zur Spüle um und machte das Wasser aus.
    » Nicht für alle. Nur für möglicherweise gefährliche.«
    » Und du hältst mich für eine Gefahr?« Ben konnte es nicht fassen. Er mochte eine Gefahr darstellen, doch nicht in der Art, auf die Michael anspielte. Aber wie kam es, dass der Junge überhaupt etwas gespürt hatte?
    » Ja, ich glaube, Sie stellen eine dar, Mr Jenkins. Aber ich glaube nicht, dass Ihnen klar ist, wie sehr.«
    Ben stand auf, hinkte zum Herd und hielt seine Hände über die heiße Platte. Es war in der Küche plötzlich richtig kalt geworden.
    Emma Sands war eine schöne Frau, wenn man strahlende Gesundheit und Energie anziehend fand. Auch wenn man Direktheit und Mut mochte, passte sie in das Schema. Die Frau hatte Nerven aus Stahl. War sie nicht gestern mit einem beladenen Flugzeug in einem Tümpel gestartet und war auf einem dunklen See damit gelandet? Dass ein Mensch so fliegen konnte… Ben hatte Todesangst ausgestanden, war aber zugleich verdammt beeindruckt gewesen.
    Also, warum stellte er für Emma Sands eine Bedrohung dar?
    Eine sexuelle Bedrohung etwa?
    Gestern hatte sie sich auf dem Weg zum Truck unter seinem Arm gut angefühlt. Sie hatte nach Wald und nach Schießpulver gerochen und nach einem Tier, das er nicht identifizieren konnte. Das hatte ihn aber nicht davon abgehalten, sich zu fragen, was sie tun würde, wenn er ihr die Flinte aus der Hand nehmen und sie küssen würde.
    Ben hatte diesen bizarren Gedanken seinem Bemühen zugeschrieben, sich von den Schmerzen abzulenken. Doch gestern Abend hatte er nicht viel Schmerzen gelitten, als sie in sein Zimmer gekommen war und ihm ihre sanfte Hand auf die Stirn gelegt hatte. Sie hatte köstlich und frisch gerochen, als sie sich über ihn gebeugt und ihn berührt und dabei nicht nur sein Bewusstsein geweckt hatte.
    Deshalb hatte er sie still beobachtet und sich über die merkwürdige Stimmung gewundert, in der sie zu sein schien. Fast hatte sie… bekümmert gewirkt.
    Obwohl entschlossen, die Frau zu hassen, hatte Ben gestern instinktiv das Verlangen verspürt, sie zu trösten und ihre Traurigkeit zu vertreiben. Auch hatte er sich gewünscht, ihr würde bewusst werden, dass sie sich mit einem fast nackten Mann im Raum befand, dass es draußen dunkel und kalt war, in seinem Bett aber warm und einladend.
    Verdammt. Er wollte sich nicht zu jemandem hingezogen fühlen, der ihm so viel weggenommen hatte. Zu jemandem, der hoffte, er wäre tot, wie sie selbst gesagt hatte. Aber Michael war sein Sohn, und er hatte nicht die Absicht, sich von ein bisschen dummer Lust alles vermasseln zu lassen.
    » Ihr beide habt euch heute keine Wortgefechte geliefert, oder?«, fragte Michael neben Ben und fast auf Augenhöhe mit diesem.
    Seine Miene musste ziemlich finster wirken, wurde Ben klar, weil die Haltung des Jungen so abwehrend war.
    » Nein. Mit einem Schatten zu kämpfen ist nicht einfach. Einmal habe ich die Maschine starten und wieder landen hören, dann einige Male einen Lastwagen kommen und wieder losfahren, doch
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