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Wogen der Leidenschaft - Roman

Wogen der Leidenschaft - Roman

Titel: Wogen der Leidenschaft - Roman
Autoren: Janet Chapman
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niemals unterschätzt habe.«
    » Ich will es mir merken, Miss Sands.«
    Emma ging an die Tür und warf einen Blick zurück zum Bett.
    » Tun Sie das, Mr Jenkins.«
    Ben saß an dem riesengroßen Küchentisch und sah Michael zu, der sich in der Küche hin und her bewegte, bis der Junge sich schließlich ihm gegenübersetzte.
    » Woher hat Medicine Creek Camps seinen Namen?«, fragte Ben in die Stille hinein.
    » Von dem Nebel, der manchmal im Winter über dem Fluss liegt, wenn er doch eine dicke Eisschicht tragen sollte.«
    » Gibt es hier heiße Quellen?«
    » Früher vielleicht. Jetzt ist das Wasser nur ungewöhnlich warm, gespeist von tief im Granit entspringenden Quellen. Medicine Gore wurde im frühen neunzehnten Jahrhundert von schwedischen Siedlern gegründet. Damals muss das Wasser wohl viel wärmer gewesen sein.«
    » Hast du diese Quellen jemals gesehen?«
    Michael biss ein Riesenstück von seinem Sandwich ab, kaute langsam und spülte es mit einem halben Glas Milch hinunter.
    » Es sind eigenwillige Wunder. Sie sind nur aktiv, wenn sie bei Laune sind, Nemmy hat mich einmal ins Quellgebiet des Medicine Creek mitgenommen.« Er sah Ben mit nicht zu deutenden, abschätzenden grauen Augen an.
    » Da war ich acht.« Wieder schob er die Schultern hoch und hob sein Sandwich an den Mund.
    » In Maine gibt es keine geothermischen Aktivitäten«, sagte er, ehe er wieder abbiss.
    Ben wartete, bis das ganze Sandwich vertilgt war, ehe er die nächste Frage stellte.
    » Wer hat die Lodge erbaut?«
    Michael stand auf und ging zum Kühlschrank, dem er einen Eimer Eiscreme entnahm, den er auf die Theke stellte. Dann nahm er zwei Schüsseln aus dem Schrank und löffelte einen Berg Eis in beide.
    » Indianerstämme aus der Umgebung sind hierhergekommen und haben im Winter im Bach gebadet. Sie haben wohl geglaubt, der Nebel besäße Heilkräfte. Aus diesem Grund haben vermutlich die ersten Siedler hier das Haus gebaut.« Er sah Ben mit schiefem Lächeln an.
    » Und Stadtleute mit Geschichten über angebliche Heilquellen angelockt.«
    Michael kam mit den zwei vollgehäuften Schüsseln, aus denen die Löffel wie Schornsteine aus dem Eis ragten, an den Tisch. Eine Schüssel schob er vor Ben hin und setzte sich mit der anderen.
    » Essen Sie, Mr Jenkins. Das Eis wird Ihrem Mund guttun. Es hilft gegen Schwellungen.«
    Ben starrte die Schüssel an und fragte sich, wie er diese Riesenportion bewältigen sollte.
    » Deine Tante hat also das Haus gekauft und die neuen Hütten gebaut?«
    » Meine Tante und meine Mutter.«
    Der Junge schob sich einen Löffel mit einer großen Eisportion in den Mund. Noch nicht bereit, das Thema Mutter aufzugreifen, griff Ben nach seinem Löffel und machte sich über seine eigene geradezu monströse Portion her. Tatsächlich, das Eis tat seinem Mund gut und glitt angenehm die Kehle hinunter.
    Während sie wortlos weiterlöffelten, blickte Ben sich in der großen Küche um. Alles wies Altersspuren auf, war aber geradezu klinisch sauber. Im Hintergrund stand ein blitzblanker alter Holzherd, dessen Rohr in der massiven gemauerten Trennwand verschwand. Lange Thekenflächen hatten im Laufe der Zeit ihre Musterung eingebüßt oder waren zerschrammt. Eine Spüle, so groß, dass man eine Kuh darin hätte baden können, prangte unter einer Fensterfront, die Ausblick auf den Medicine Lake gewährte und Wasser und Berge in greifbare Nähe rückte. Und auf dem Fensterbrett über der Spüle erstreckte sich nach beiden Richtungen eine bunte Sammlung an Steinen, Moos, knorrigen Zweigen und Einmachgläsern voller Sand, Glasscherben und Kiesel.
    In der alten, aber offensichtlich gut in Schuss gehaltenen Lodge, die mehr Heim als Herberge war, wurden die in der Wildnis gesammelten Schätze eines Kindes liebevoll aufbewahrt und zur Schau gestellt.
    Michael war vor einer knappen Stunde von der Schule nach Hause gekommen. Er hatte im Herd ein kleines Feuer entfacht und dann angefangen, seinen großen, noch im Wachsen begriffenen Körper mit Essen anzufüllen. Und er hatte nicht zu essen aufgehört, seit Ben hereingehinkt war und sich gesetzt hatte.
    » Deine Tante kocht kein Dinner?«
    Er musste warten, bis Michael geschluckt hatte.
    » Manchmal. Meist koche ich.« Der Junge ließ unvermittelt ein Lächeln aufblitzen, als gelte es, ein ängstliches Kind zu beruhigen.
    » Wir essen in einer Stunde, Mr Jenkins. Meist vergisst Nem das Mittagessen, deswegen wird sie einen Bärenhunger haben. Hoffentlich mögen Sie Wild.«
    Ben
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