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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt
Autoren: Åsa Nilsonne
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sie beide in einem Café gesehen, Theo hatte sie aber nicht bemerkt. Das Mäd chen hatte nur Shorts und ein kleines Hemd getragen - ein Mädchen, das sich nicht schämte, das zu zeigen, was es hatte, hatte Halleluja skeptisch gesagt, ein Mädchen, das aus dem Norden zu stammen schien. Ob Mariam wirklich nichts über sie wisse? Nichts, hatte Mariam wahrheitsge mäß gesagt, rein gar nichts.
    Und wenn ich nichts über Salomon sage und Theo nichts über die Mädchen, mit denen er sich trifft, dann sind wir quitt.
    Salomon schickte ihr eine Karte zum Dank, an sie und Theo. Er legte zwei VIP Karten für die Miss Ethiopia Wahl bei. »Und kommt doch schon zur Generalprobe«, schrieb er. »Da gibt’s am meisten zu lachen …«
    Einige Tage darauf rief er sie im Krankenhaus an.
    »Mariam, kann ich dich um einen ganz großen Gefal len bitten?«
    »Bitten kannst du auf jeden Fall … und dann wirst du ja sehen, was ich antworte.«
    Er schwieg einen Moment.
    »Ich kann dich nur deshalb bitten, weil wir eine ganz be sondere Beziehung haben. Ich brauche gerade Hilfe, und für mich ist das sehr wichtig, für dich aber eine Kleinigkeit.«
    »Und was ist das für eine Kleinigkeit?«
    »Bei mir im Büro ist der Internetzugang zusammenge brochen, und ich brauche zwei Stunden Zugang zum Netz. Es eilt, ich muss heute fertig werden. Also wollte ich fragen, ob ich kurz deinen Computer benutzen darf.«
    »Wäre es nicht einfacher, du setzt dich ins nächstbeste Internetcafé?«
    »Die Schattenseiten der Prominenz. Ich kann mich doch nicht mit Perücke dahin schleichen, und du weißt, wie sol che Cafés sind, nichts bleibt verborgen. Und was ich gerade mache, ist eine überaus delikate Angelegenheit.«
    Die Hotels sind zu teuer, dachte sie. Im Hilton oder Sheraton kann man ungestört sitzen, aber bei deinem Ge halt ist nicht daran zu denken. Salomon war zwar bekannt, aber besonders viel Geld hatte er nicht. Sie spielte mit dem Gedanken, vorzuschlagen, er solle ins Hilton gehen und sie bezahlen lassen, aber sie nahm an, dass ein solcher Vor schlag ihn verletzen würde.
    Hatte sie kein Vertrauen zu ihm? Doch. Nein. Vielleicht.
    Nein. Sie vertraute niemandem, wenn es um ihren Rech ner ging. Den durfte niemand anrühren.
    Aber zugleich hatte Salomon recht, für sie wäre es eine Kleinigkeit, und für ihn war es offenbar wichtig. Vielleicht war es für sie an der Zeit, ein wenig von ihrem Misstrauen aufzugeben. Vielleicht sollte sie sich jetzt auf das unbere chenbare Eis des Vertrauens wagen.
    »Na gut. Ich rufe zu Hause an, damit sie dich reinlas sen. Ins Internet kommst du über Safari, das findest du im Menü. Und du kannst ja anrufen, wenn du irgendwelche Fragen hast.« Sie hatte kein Passwort für ihre Patientenda teien.
    »Ich habe schon jetzt einige Fragen.«
    »Welche denn?«
    »Ob wir heute Abend zusammen essen können. Wann du endlich eine ganze Nacht bei mir verbringen wirst, da mit wir zusammen frühstücken können. Wann du mich zu einem offiziellen Anlass begleiten wirst. Wann wir als Paar einen Raum voller Menschen betreten können.«
    Mariam lachte.
    »Lass uns eins nach dem anderen angehen. Bleib heute Abend zum Essen. Den Rest nehmen wir dann nach und nach. Viel Glück.«
    Später, als sie in der zunehmenden Dunkelheit nach Hause fuhr, wanderten ihre Gedanken zerstreut von der Arbeit fort und widmeten sich ihrem Leben in diesem Mo ment. Ihr Leben in diesem Moment, das waren die kurven reiche Straße und ihr rotes Auto, das nur drei Jahre alt und das neueste war, das sie jemals gefahren hatte, und Salo mon, der zu Hause auf sie wartete.
    Sie freute sich darauf, ihn zu sehen. Sie war bereit gewe sen, ihm ihren Computer zu leihen - ihm ihre Zahnbürs te zu geben wäre leichter gewesen, weniger intim. Das war wirklich wichtig und ein beängstigender und zugleich er mutigender Schritt. Sie kostete die Wörter und die Vorstel lung aus - sie und Salomon. Salomon und sie.
    Aber Salomon war nicht mehr da. Er hatte zu irgendei nem Auftrag fahren müssen, berichtete Ierusalem. Er hatte gefragt, ob er stattdessen am nächsten Tag kommen dürfe.
    Sie war enttäuscht und zugleich erfreut über diese Enttäu schung. Vielleicht war sie dabei, echte Zuneigung zu ent wickeln?
    Sie hinterließ sofort eine Mitteilung auf seinem Anruf beantworter - natürlich sei er ihr auch am nächsten Tag willkommen.
    Theo war nicht zu Hause. Er hatte auf seiner internatio nalen Schule einen neuen Schweden kennengelernt und ging oft zum Essen zu Familie
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