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Wofuer es sich zu sterben lohnt

Titel: Wofuer es sich zu sterben lohnt
Autoren: Åsa Nilsonne
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als sie das nächste Mal essen gingen, nahm er ihre Hand und hielt sie fest, und Schauer jagten über ihren Rü cken. Sie ließ es geschehen, vielleicht war es an der Zeit.
    Trotzdem hatte sie sich an seiner Seite wie eine Gazelle verhalten - bereit, davonzustürzen, sich bei der kleinsten Bedrohung in Sicherheit zu bringen.
    Aber er hatte ihr keine Angst gemacht. Sie waren bei ihm gelandet, und dort stand wirklich das riesige Bett, das in der Presse zu sehen gewesen war. Es war bedeckt mit einer verschlissenen Tagesdecke aus Zebraimitat, die sich auf Fo tos um einiges besser machte. Und da waren die Flecken auf der Oberdecke, die sie davon überzeugten, dass er ein Mann wie alle anderen war, keiner, vor dem sie sich fürch ten müsste. Diese Flecken, die sie unter sich gehabt hatte, als sie entdeckte, wie anders sein Körper war als Mikaels. Sie strich über seinen langen Rücken, dessen Haut weicher war, seine Schultern, die schmaler waren, seine Arme, die länger waren.
    Und er kniff die Augen zu, während Mikael sie angesehen hatte, und das war beruhigend und ungewohnt.
    Ihr Körper überraschte sie mit seiner Begeisterung. Konn te es daran liegen, dass das letzte Mal so lange her war? Oder lag es an ihm?
    Am nächsten Tag erreichte sie kein Brief, und sie war ent täuscht, aber am Tag darauf schrieb er:
     
    Mariam!
    Verbring den Rest deines Lebens mit mir. Oder ein Wo chenende in Bishangari. Ich nehme, was ich bekommen kann.
    Ungeduldige und erwartungsvolle Grüße!
    S. A.
     
    Und es folgten weitere Abende unter und auf der schwarz weißen Tagesdecke. Ihm wurde es nie zu viel, sie über ihre Arbeit sprechen zu hören, was für sie so neu war, dass sie ihn dafür fast liebte. Er konnte ihre Vision sehen, er teilte ihre Leidenschaft für die Veränderung, und er hatte keine Auswanderungspläne. Ihr Körper hatte sich seinen bereits voller Begeisterung angeeignet. Ihre Psyche war da schon abwartender, fühlte sich aber von seiner Energie angezo gen, seinem Wunsch, mehr zu tun, als zu klagen.
    Theo sagte sie nichts davon.
     
    Am Ende lud sie ihn zum Essen zu sich ein.
    Er hatte sie geküsst und gesagt, er wolle wissen, wie sie wohne, um immer an sie denken zu können. Er hatte traurig gesagt, sie sperre ihn aus ihrem Leben aus, während er ihr seins bedingungslos geöffnet habe. Also musste sie ihm ihr Zuhause zeigen, obwohl sie wusste, dass es zu früh war.
    Der Abend war dann ein voller Erfolg.
    Theo war höflich, aber abwartend. Salomon konnte durch Charme das bekommen, was andere kaufen, steh len oder sich durch Drohungen aneignen mussten. Er hat te von den Vorentscheidungen zur Miss Ethiopia Wahl be richtet, die er leiten sollte, und am Ende hatte auch Theo sich vor Lachen ausschütten wollen.
    Salomon, der ein rastloser Mensch war, wirkte unge wöhnlich entspannt. Nach dem Essen hatte er eine Runde durch den Garten gedreht und mit dem Wächter und dem Gärtner, die noch herumlungerten, Witze gerissen. Er hat te in die Küche geschaut und mit der strengen Köchin Ieru salem geschäkert. Mit den beiden schüchternen Mädchen, die im Haus halfen, hatte er so leise und behutsam gespro chen, dass sie sich am Ende getraut hatten, aufzuschauen, seinen Blick zu erwidern und zu antworten.
    Am Ende hatte er sich auf Mariams fast neues Sofa ge setzt und sich zurücksinken lassen, wodurch das Sofa klei ner aussah als vorher.
    »Vergiss nicht, mir dein Schlafzimmer zu zeigen. Ich will wissen, wo du schläfst, wenn du nicht bei mir bist. Ich muss deine Laken berühren, ich will wissen, wie das Zim mer riecht … es riecht sicher gut, so wie du …«
    Sie hatte die Tür zu dem kleinen, in Weiß und Rosa einge richteten Schlafzimmer aufgeschoben. Die Jungfrau Maria und das Jesuskind hinten an der Wand, über dem Schreib tisch, wo ihr Mac stand, das neueste Modell mit einem Zwanzig Zoll Flachbildschirm, dazu eine Reihe von radio logischen und anatomischen Fachbüchern.
    »Klasse Rechner«, sagte er, und sie antwortete: »Vor allem sehr scharf und mit hoher Auflösung. Das ist wichtig, wenn ich Bilder beurteilen soll.«
    Aber er hörte nicht zu, er fuhr mit der Hand über die Steppdecke aus Satin.
    »Weich. Wie du …«
    Später hatte Theo Mariam keine Fragen über Salomon gestellt. Das war sicher richtig so, nahm sie an.
    Mariam fragte auch Theo nicht nach seinen Beziehun gen, nicht einmal, als ihre Schwester Halleluja einige Tage darauf anrief und wissen wollte, mit welchem hübschen Mädchen Theo zusammen sei. Sie hatte
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