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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Autoren: Jonathan Kellerman
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Rücken.«
    »Wenn du es so formulierst, klingt es wie eine Inszenierung«, sagte ich. »Eine geplante Abfolge.«
    »Wie das?«
    »Sie zuerst ins Herz zu stechen könnte auf krankhafte Weise romantisch gemeint sein. Jemandem das Herz brechen, vielleicht als eine Art Rache. Andererseits wollte er sie vielleicht bloß rasch töten. Aber wäre es dann nicht sicherer gewesen, ihr die Kehle durchzuschneiden?«
    »Absolut. Es ist gar nicht so leicht, das Herz zu treffen. Man kann die Rippen treffen und es verfehlen. Wenn man jemanden rasch und sicher mit dem Messer töten will, sollte man ihm die Gurgel durchschneiden. Was ist mit den anderen Wunden?«
    »Der Genitalbereich«, sagte ich und musste dabei an Hopes gelassenes Auftreten und an ihre makellose Kleidung denken. Ihre gepflegte Erscheinung. Blutend auf der Straße liegen gelassen... »Der Stich in den Genitalbereich könnte die logische Fortsetzung des Stiches ins Herz gewesen sein - gescheiterte Liebe, das sexuelle Element … wenn das stimmt, wäre die Wunde im Rücken der Gnadenstoß gewesen: ein Stich von hinten. Das Symbol für Verrat.«
    »Um sie in den Rücken zu stechen«, sagte er, »musste er sich die Mühe machen, sie umzudrehen. Deshalb habe ich vorhin aufgemerkt, als du von Inszenierung sprachst. Überleg doch mal, du stehst da auf der Straße und hast gerade jemanden
umgebracht. Nimmst du dir dann die Zeit für so etwas? Also für mich war das ein Verbrechen aus Leidenschaft, aber ganz kalkuliert ausgeführt.«
    »Kalte Wut«, sagte ich. »Kriminelle Intimität - jemand, den sie kannte?«
    »Und damit wären wir wieder bei dem Göttergatten.«
    »Aber für jemanden wie sie könnte Intimität etwas völlig anderes bedeutet haben. Durch ihr Buch war sie für Millionen von Menschen ein Begriff. Und sie könnte bei jedem Einzelnen Wut ausgelöst haben. Auch wahnhafte Wut. Irgendjemand, dem die Art nicht gefiel, wie sie ein Buch signierte, oder einer, der sie im Fernsehen gesehen und krankhaft reagiert hat.«
    »Na, vielen Dank, nun ist meine Liste der Verdächtigen ins Unendliche verlängert... Jetzt sag’ ich dir etwas, das nicht in den Zeitungen stand: Sie hatte die Angewohnheit, jeden Abend gegen halb elf eine halbe oder ganze Stunde mit ihrem Hund spazieren zu gehen - einem Rottweiler. Aber an diesem Tag hatte der Hund Magenprobleme und verbrachte die Nacht beim Tierarzt. Ungemein praktisch, nicht?«
    »Vergiftet?«
    »Ich habe heute Morgen den Tierarzt angerufen, und der sagte, dass es dem Hund wieder gutgehe, die Symptome hätten dafür gesprochen, dass er irgendwas Übles gefressen hatte. Er meinte, Hunde würden ständig irgendwelchen Mist fressen.«
    »Den Hund vergiftet«, sagte ich. Jemand, der sie eine Weile beobachtet und ihre Gewohnheiten studiert hat.«
    »Oder jemand, der ihre Gewohnheiten schon kannte. Würde ein Ehemann nicht wunderbar in diese Liebe-Sex-Rache-Geschichte reinpassen? Jemand, dem Hörner aufgesetzt wurden?«
    »Sind ihm denn Hörner aufgesetzt worden?«

    »Weiß ich nicht. Aber ich vermute es. Und wenn Seacrest schlauer war als der durchschnittliche betrogene Ehemann, gerissener, wie hätte er den Verdacht besser von sich ablenken können als dadurch, es wie ein sinnloses Verbrechen auf offener Straße aussehen zu lassen?«
    »Aber wir reden hier von einem Geschichtsprofessor im mittleren Alter, der noch nie wegen Gewalt in der Familie angezeigt wurde. Keine Körperverletzung, nichts.«
    »Irgendwann ist immer das erste Mal.«
    »Weißt du, wie er mit ihrem Erfolg klargekommen ist?«
    »Nein.Wie schon gesagt, er ist nicht sehr kooperativ.«
    »Das könnte ein Problem in ihrer Beziehung gewesen sein: Er war älter, wahrscheinlich auch akademisch arrivierter, und dann schrieb sie dieses Buch. Vielleicht hat es ihn auch gestört, wenn im Fernsehen über ihn gesprochen wurde. Obwohl sie nichts Schlechtes über ihn gesagt hat.«
    »Ja«, sagte er. »Philip versteht es, sich auf die Bedürfnisse einer Frau einzustellen, aber er ist die seltene Ausnahme. Klingt ein bisschen herablassend, findest du nicht?«
    »Noch etwas«, sagte ich. »Meines Wissens haben sich die Feministinnen weder über ihren Tod noch über die Tatsache aufgeregt, dass er bis jetzt nicht aufgeklärt wurde.Vielleicht, weil sie nicht mit irgendwelchen feministischen Gruppen zusammengearbeitet hat - zumindest stand davon nichts in ihrem Lebenslauf.«
    »Stimmt«, sagte er. »Kein Wort von den Frauenrechtlerinnen. War sie Einzelkämpferin?«
    »Sie hat in den
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