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Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11

Titel: Wölfe und Schafe - Ein Alex-Delaware-Roman 11
Autoren: Jonathan Kellerman
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allein ihr Projekt?«, fragte ich.
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Ed, was steckt dahinter?«
    »Ich kann dir wirklich nicht mehr sagen. Du musst dich an höhere Stellen wenden.«
    »Zum Beispiel?«
    »An den Dekan.«

    Als ich der Dekanatssekretärin telefonisch mein Anliegen vortrug, wurde sie ganz kleinlaut, beteuerte, sie würde zurückrufen, und legte auf, ohne sich meine Nummer geben zu lassen. Danach rief ich Milo an.
    Er sagte: »Okay, dann kümmere ich mich selbst um den Dekan. Hope scheint also tatsächlich ein paar Leute mit diesem Ausschuss verärgert zu haben. Apropos verärgern. Ich habe die Nummer der Produktionsassistentin von der Mayhew-Show. Würdest du das für mich übernehmen, damit ich weiter Jagd auf Akademiker machen kann?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Sie heißt Suzette Band«, sagte er und gab mir die Nummer. »Wahrscheinlich musst du ganz schön hartnäckig sein, um sie an die Strippe zu kriegen. Meinen Segen hast du.«
     
    Nach fünf Versuchen hatte ich Suzette endlich an den Apparat bekommen, aber ihre Stimme klang freundlich amüsiert.
    »Die Polizei will mich sprechen?«
    Mich als Detective auszugeben war mir einfacher erschienen, als meine wahre Rolle zu erklären, also fragte ich: »Erinnern Sie sich an Professor Hope Devane, die letztes Jahr in Ihrer Sendung war?«
    »Natürlich. Eine schreckliche Geschichte. Ist ihr Mörder gefasst worden?«
    »Noch nicht, Ms. Band. Aber vielleicht können Sie uns helfen. Bei der Sendung war noch ein anderer Gast, ein Mann namens Karl Neese. Und wir würden uns gern einmal mit ihm unterhalten.«
    »Aber - o nein, das kann doch nicht Ihr Ernst sein.« Sie lachte. »Das ist ja zum Schreien. Nein, ich verstehe, dass Sie meinen - aber mit Karl sollten Sie nicht Ihre Zeit verschwenden. Karl ist nämlich... Also, wir machen das so … für unsere Sendung... Karl ist ein...«

    »Berufsgast?«
    »Hören Sie - eigentlich dürfte ich so was gar nicht sagen, aber ich möchte nicht, dass Sie das Ganze an die große Glocke hängen und die Show eine schlechte Publicity bekommt.«
    Ich hörte ein tiefes Seufzen am anderen Ende.
    »Okay«, sagte ich. »Er ist also dafür bezahlt worden, als Gegner von Professor Devane aufzutreten.«
    »So würde ich es nicht ausdrücken.«
    »Aber er ist Schauspieler, hab ich recht?«
    Sie seufzte erneut. »Ja, Sie haben recht. Aber soweit ich weiß, vertritt er wirklich diese Ansichten. Er war auch früher schon bei uns und in anderen Talk-Shows. Man braucht solche Typen, um ein Thema aufzupeppen. Besonders bei Akademikern, die sind nämlich oft sterbenslangweilig. So etwas ist üblich in unserer Branche.«
    »Das heißt also, in Wirklichkeit hatte er gar nichts gegen Professor Devane?«
    »Natürlich nicht, er ist butterweich. Anpassungsfähig. Und ein Gesicht, das man schnell vergisst.«
    »Trotzdem würde ich gerne mit ihm reden. Können Sie mir seine Nummer geben?«
    »Okay. Wirklich schrecklich, was mit Professor Devane passiert ist. Sie war erstklassig.«
     
    Ich wählte Karl Neeses Nummer und erfuhr von seinem Anrufbeantworter, er sei, falls es um Rollenangebote ging, bei der Arbeit in Bo Bancrofts Herrenmodengeschäft am Robertson Boulevard zu erreichen. Ich suchte mir die Adresse raus. Um diese Uhrzeit eine Fahrt von zwanzig Minuten.
    Der Laden war winzig, mit zahllosen Spiegeln an den Wänden und Dreitausend-Dollar-Anzügen auf den Ständern. Die Musikuntermalung bestand aus eingängigen Melodien
im Disco-Rhythmus. Zwei Leute, beide ganz in Schwarz, waren bei der Arbeit: eine blonde junge Frau mit gelangweilten Augen hinter der Kasse und Neese, der Kaschmirpullover zusammenlegte.
    Seit der Sendung hatte sich der Schauspieler die Haare bis auf Schulterlänge wachsen lassen. Außerdem trug er einen Dreitagebart. Er wirkte jünger als im Fernsehen, blass und ruhelos. Sehr lange, sehr weiße Finger.
    Ich stellte mich vor und erklärte, warum ich da war.
    Er legte den letzten Pullover zusammen und wandte sich langsam zu mir um. »Sie machen Witze.«
    »Leider nein, Mr. Neese.«
    »Wissen Sie, gleich nachdem es passiert war, habe ich schon damit gerechnet, dass man mich deshalb ansprechen würde.«
    »Warum?«
    »Weil die Show so aggressiv war.«
    »Aggressiver als geplant?«
    »Nein, dafür bin ich ja bezahlt worden. ›Geh raus und benimm dich wie ein Arschloch!‹« Er lachte. »Das nenne ich eine künstlerisch wertvolle Regieanweisung.«
    »Was sollten Sie sonst noch machen?«
    »Sie haben mir ihr Buch in
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