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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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alles deine Schuld!“, rief der Junge und verschwand im Haus.
    Aufgebracht folgte Violet ihrem Sohn. „Später“, sagte sie zu Rudy und eilte an ihm vorbei. Was zum Teufel soll das? Verwirrt beobachtete er, wie Julian aus dem Wagen stieg und mit verdutztem Gesicht auf ihn zukam. Hinter ihm ging sein Vater, ernst und niedergeschlagen wie ein Mann, dessen Traum gerade zerplatzt war.
    Auch Julian verschwand im Haus, und dann standen Rudy und Violets Ex einander gegenüber, keine drei Meter voneinander entfernt. Rudy mit verschränkten Armen, Mitch mit den Händen in den Taschen. Rudy sah Mitch an, Mitch starrte auf die Haustür.
    Doch als Rudy den Mund öffnete, hob Mitch die Hand.
    „Kein Showdown“, sagte er leise und lächelte matt. „Ich wusste von Anfang an, dass es schwer wird. Mich mit ihr auszusöhnen, meine ich. Nach dem, was ich gemacht habe.“ Er schnaubte. „Ich bin nicht dämlich. Aber als ich Sie gesehen habe, war mir klar, dass ich keine Chance habe. Und da hatte ich noch nicht mitbekommen, wie Violet Sie anschaut.“
    Während Rudy erst einmal tief durchatmete, lehnte Mitch sich gegen einen Pfosten. „Ich habe sie geliebt, Rudy. So sehr ich konnte. Und ich habe wirklich gehofft, dass ich sie zurückzugewinnen kann. Aber …“ Seufzend zuckte er mit den Schultern. „Während ich dabei war, zur Besinnung zu kommen, hat sie sich weiterentwickelt. In eine andere Richtung.“
    Ein Dutzend zorniger Erwiderungen lagen Rudy auf der Zunge. Du hast vielleicht Nerven, Mann. Tauchst aus heite rem Himmel hier auf und hoffst auf eine Versöhnung, nach dem du sie und die Kinder von einem Tag zum anderen im Stich gelassen und zwei Jahre lang im Ungewissen gelassen hast …
    Aber wozu sollte er ihm Vorwürfe machen? Zumal es durchaus Hoffnung gab, dass Mitch und seine Söhne sich wieder annäherten. Dann wäre es ziemlich unvernünftig, ihren Vater anzugreifen.
    „Kümmern Sie sich einfach nur gut um sie“, fuhr Mitch fort. „Machen Sie es besser als ich.“
    „Ich brauche niemanden, der sich um mich kümmert“, sagte Violet von der Haustür her und sah Rudy an. „Ich brauche jemanden, der … einfach nur da ist, dann kann jeder sich um sich selbst kümmern.“
    „Das ergibt doch keinen Sinn“, widersprach Mitch.
    „Für mich schon“, entgegnete sie, ohne Rudy aus den Augen zu lassen. „Und allein darauf kommt es an.“
    Ihr Ex schüttelte den Kopf und räusperte sich. Er ist gar kein so übler Kerl, dachte Rudy, nur ahnungslos. Wie die meisten irgendwann einmal im Leben. „Wie geht es George?“, erkundigte sich Mitch.
    Erst jetzt sah Violet ihn an. „Er ist aufgebracht. Das ist verständlich. Er hat wirklich geglaubt, wenn er uns zusammenbringt, wird alles wieder so wie früher.“
    Rudy runzelte die Stirn. Uns zusammenbringt?
    „Wir fahren doch noch zum Mittagessen, oder?“, fragte Mitch.
    „George ist noch nicht so weit“, sagte Violet, und er stieß frustriert den Atem aus. „Ich will dich nicht anlügen, Mitch. Du hast eine Menge Arbeit vor dir. Natürlich will er dich wieder in seinem Leben haben, aber du musst dir sein Vertrauen erst verdienen.“
    „Ja, ich weiß.“
    „Eines noch.“ Sie stellte sich vor ihn und schlug ihm mit der flachen Hand gegen die Brust. „Wenn du ihm Versprechungen machst und sie nicht hältst, werde ich dich aufspüren und dir sehr wehtun. Hast du das verstanden?“
    Zu Rudys Überraschung lachte Mitch und sah ihn an. „Ist das Ihr Werk?“
    Rudy lächelte. „Dass Violet so energisch geworden ist? Nein. Das ist nicht mein Verdienst. Das hat sie ganz allein geschafft.“
    Julian kam aus dem Haus und stolperte fast, als er sich seine Wendejacke anziehen wollte. Violet nahm sie ihm ab, drehte sie um und hielt sie hoch. „Wo ist dein Bruder?“
    „Bei Stacey. Er weint.“
    Als Violet davoneilen wollte, legte Rudy ihr eine Hand auf den Arm. „Ich gehe zu ihm“, sagte er. Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder und ließ ihn vorbei.
    Stacey empfing ihn mit einem dankbaren Blick, als er ihr Zimmer betrat. George lag zusammengekauert mitten auf dem Bett und schluchzte leise. Hin und wieder betrachtete Simon ihn mit besorgtem Blick und reckte den Hals, um ihn tröstend abzulecken.
    „Lässt du uns eine Minute allein, Stace?“
    „Ist … alles in Ordnung?“
    Rudy legte einen Finger an die Lippen, nickte und zwinkerte ihr vorsichtshalber auch noch zu. Seine Tochter lächelte erleichtert, strich George noch einmal über den zitternden Rücken und ging
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