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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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denn eines Samstagmorgens, als ich etwa acht war, holte sie mich aus dem Bett und schleppte mich zu Maude’s. Damals hat der Mann von Maude noch gekocht. Eiljah Crupps. Wenn du Maude für griesgrämig hältst, hättest du Eli erleben sollen. Der Mann hat nie gelächelt. Aber er kam zu uns an den Tisch, und ich konnte ihm genau erklären, was alles zu einer Wunderwaffel gehört.“
    Violet lachte wehmütig. „Ich weiß noch, wie die Kellnerin mir die Waffel gebracht hat – so groß.“ Sie zeigte es mit den Händen. „Es sah aus wie früher, duftete und schmeckte sogar so, wie ich es in Erinnerung hatte, aber … es war nicht das Gleiche. Der Zauber war weg. Nach einem Bissen hatte ich genug. Mom war wütend. Sie hatte sich die Mühe gemacht, und ich wollte nicht mehr. Ich hatte gebettelt und gejammert, weil es für mich das Symbol des glücklichen Teils meiner Kindheit war. Nicht, dass mir das damals bewusst war.“
    Violet seufzte. „Doch als ich den ersten Bissen im Mund hatte, wusste ich, dass es mir gar nicht um die Schokolade, die Schlagsahne und die Zimtäpfel gegangen war. Ich wollte, dass mein Leben wieder einen Sinn bekommt. Und mit sechs, sieben, acht dachte ich, den könnte ich in der Waffel finden. Zwanzig Jahre später habe ich noch immer versucht, in der Vergangenheit Sicherheit und Geborgenheit zu finden.“
    Rudy lächelte verständnisvoll. „Und deshalb hast du Angst vor der Zukunft gehabt.“
    Seine Stimme und sein Blick waren so voller Liebe, dass sie schlucken musste. „Ich hatte Angst davor, meinen eigenen Instinkten zu trauen.“
    „Was heißen soll, dass Mitch deine Wunderwaffel war?“
    Violet lachte verlegen. „In gewisser Weise … ja. Denn wir waren keine fünf Minuten zusammen, da wurde mir klar, dass ich nicht ihn wollte. Sondern nur das, wofür er stand.“ Sie wich Rudys Blick nicht aus. „Für die Zeit in meinem Leben, in der ich keine Angst zu haben brauchte.“
    „Komm her“, flüsterte er nach einem Moment. Sie tat es und fand in seinen Armen nicht nur Zuflucht, sondern auch Kraft. Dann legte sie den Kopf in den Nacken, und ihre Augen wurden feucht.
    „Ich muss dir ein Geständnis machen“, sagte sie.
    „So? Etwas, das mir gefällt?“
    „Keine Ahnung. Aber ich sag es trotzdem – ich glaube, ich habe mich schon in der Sekunde in dich verliebt, in der du einer wildfremden Person ihren alten Job angeboten hast, um einen Fehler wiedergutzumachen, den du gar nicht begangen hast.“
    Verblüfft starrte Rudy sie an. „Aber es wäre leichtsinnig gewesen, an etwas zu glauben, das vielleicht bald wie eine Seifenblase zerplatzt. Also habe ich nicht auf mein Herz gehört. Mich zu verlieben, hat für mich schließlich schon einmal keinen guten Ausgang genommen.“
    Sie drückte ihn an sich. Fest entschlossen, ihn niemals wieder loszulassen. „Und noch etwas: Mir ist jetzt klar, dass das, was ich für Mitch empfunden habe, so echt war, wie es nur sein konnte. Aber selbst das verblasst neben dem, wozu ich jetzt fähig bin. Und was Mitch und ich miteinander hatten, reicht nicht an das heran, was wir beide haben. Denn wir sind wirklich Partner, Rudy. Und auch wenn es jetzt allzu romantisch klingt – wenn ich mit dir zusammen bin, komme ich mir vor wie auf einem Berggipfel mit endloser Sicht. Dort oben habe ich das Gefühl, alles zu können, vielleicht sogar fliegen.“
    Rudy lächelte. „Falls du es noch nicht bemerkt hast, ich bin ein romantischer Mensch.“
    Dankbar legte sie die Stirn an seine Brust und nahm seine Hände. „Wenn ich mit dir zusammen bin, male ich mir aus …“ Sie hob den Kopf. „… wie herrlich, verrückt und lustig es sein könnte, den Rest meines Lebens mit dir zu teilen.“
    „Sag mal, Violet.“ Seine Augen funkelten. „Kann es sein, dass das gerade ein Heiratsantrag war?“
    „Möchtest du, dass es einer ist?“
    „Das würde mir die Mühe ersparen.“
    „Ja!“, rief Stacey von der Haustür her.
    „Hey“, rief Rudy zurück. „Das ist mein Text!“
    Stacey schnaubte nur und kam herein. „Hey, Leute! Dad und Violet wollen heiraten!“
    „Uns bleiben etwa drei Sekunden, bis die Horde hier ist“, sagte Rudy.
    „Dann verschwende keine Zeit“, erwiderte Violet lachend und küsste ihn, wie sie ihn noch nie geküsst hatte.
    – ENDE –
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