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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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hinaus.
    „Geh weg!“, rief der Kleine, sobald sie allein waren. Simon winselte, und Rudy streichelte dem Hund den Kopf und wartete ab. „Es ist nicht fair!“, platzte George Sekunden später heraus. „Er sollte doch bleiben! Endlich ist er hier, und jetzt haut er wieder ab! Ich hasse ihn, ich hasse ihn, ich hasse ihn !“
    Rudy zupfte ein Tuch aus der Schachtel auf Staceys Nachttisch, zog George an den Schultern hoch und gab es ihm. „Hier. Putz dir die Nase.“ George gehorchte. „Das Leben kann hart sein, was?“
    „Ich will nicht, dass du mein Dad bist!“
    „Das verstehe ich“, erwiderte Rudy sanft. „Aber meinst du, ich kann dein Freund sein?“
    Wie er gehofft hatte, schaute der Junge ihn verblüfft an. Simon legte ihm seinen Kopf aufs Knie, und George tätschelte den Hund. „Du bist doch schon mein Freund.“
    „Oh. Na ja, das dachte ich auch. Ich wollte nur mal nachfragen. Und weißt du … manchmal können Freunde die gleichen Dinge tun wie Väter. Baseball spielen oder Sachen bauen zum Beispiel. Oder einfach nur zuhören, wenn du reden möchtest.“
    George wischte sich mit dem Handrücken die Nase ab. „Willst du meine Mom heiraten?“
    Wow, dachte Rudy und legte ihm die Hände um die Schultern. „Wie fändest du das denn?“
    Die kleinen Schultern zuckten. „Keine Ahnung.“
    Na gut, die Antwort hätte schlimmer ausfallen können. „Weißt du … weil ich deine Mom sehr mag, wäre das vielleicht eine ganz gute Idee. Aber erst muss ich sie fragen. Mal sehen, wie sie darüber denkt. Frauen wollen bei so wichtigen Entscheidungen immer beteiligt werden.“
    „Und wenn ihr heiratet, wäre Stacey dann meine Schwester?“
    „Ja. Was bedeutet, dass ihr beide euch für den Rest eures Lebens ärgern könnt.“
    George lächelte. „Das wäre cool, was?“
    „Das wäre echt cool.“
    Nach einer langen Pause sah George ihm ins Gesicht und nagte an seiner Unterlippe. „Und du gehst nicht wieder weg?“
    „Glaub mir, wenn deine Mom ihr Leben mit mir und Stacey teilen will, werde ich dich oder sie oder Julian niemals verlassen. Jedenfalls nicht freiwillig.“ Rudy legte die Hand aufs Herz. „Das schwöre ich. Wir wären eine richtige Familie. Wie all die verrückten Leute unten im Haus.“ Er zögerte. „Natürlich würde dein Dad auch zur Familie gehören. Vielleicht kannst du ihn nicht immer sehen, aber das heißt nicht, dass er dich nicht lieb hat. Deshalb sollte du ihm eine Chance geben, es dir zu beweisen.“
    Die Unterlippe begann erneut zu zittern. „Es tut so weh. Hier drin.“
    „Ich weiß, Kumpel“, sagte Rudy sanft. „Ich weiß. Als Staceys Mom nicht mehr mit Stace und mir leben wollte, dachte ich, der Schmerz hört nie mehr auf. Aber eines Tages merkte ich … dass es mir besser geht. Und bald danach konnte ich sogar wieder glücklich sein. Aber zuerst … Mann, das hat mich umgehauen.“
    „Ja?“
    „Ja.“
    George glitt vom Bett und umarmte Simon. „Magst du meine Mom wirklich?“
    „Wirklich.“ Rudy beugte sich vor. „Ich liebe sie sogar.“
    „Und mich und Julian?“
    „Und dich und Julian auch. Aber weißt du, wenn du mich noch nicht lieb hast, mach dir keine Sorgen. Ich bleibe bei euch, also kannst du dir ruhig Zeit lassen. Okay?“
    George schaute auf, Tränen an den Wimpern, und nach einem Moment nickte er. „Okay.“
    „Dein Dad wartet unten auf dich“, sagte Rudy sanft.
    Wieder nickte der Junge. Dann stand er auf und wischte sich die Augen ab. Rudy erhob sich ebenfalls.
    Und streckte die Hand aus.
    George starrte sie eine Sekunde lang an, bevor er seine hineinlegte.
    Als Rudy hereinkam, Georges kleine Hand in seiner, und sich ihre Blicke trafen, spürte Violet ein ungeheures Glücksgefühl in sich aufsteigen. Ja, dachte sie.
    Mehr nicht. Einfach nur das eine Wort. Ja!
    Sie bückte sich, nahm ihren Ältesten in den Arm, wischte ihm das verweinte Gesicht ab, küsste ihn auf das zerzauste Haar und wusste, dass ihr nur noch wenige Jahre blieben, bis er es peinlich finden würde, von seiner Mom geküsst zu werden. Dann nahm sie seinen Kopf zwischen die Hände. „Es liegt bei dir. Möchtest du mit Julian und deinem Dad essen gehen oder bei Rudy und mir und allen anderen bleiben?“
    George zögerte und warf seinem Vater einen Blick zu. Violet brauchte ihren Ex nicht anzusehen, um zu wissen, dass er die Luft anhielt. „Ich fahre mit Dad“, sagte ihr Sohn schließlich.
    „Bist du sicher?“ Er nickte. Violet holte das Handy heraus. „Hier. Falls du anrufen
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