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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet
Autoren: L Griffin
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entgegnete er. Und meinte unmöglich. Wie konnte er in einer Mordsache ermitteln, ohne dass seine Abteilung das mitbekam? Außerdem sprach sie über einen Fall, für den eigentlich die Interne Ermittlung zuständig war. Nathan hasste diese heimlichen Schnüffler. Um keinen Preis der Welt wollte er so werden wie sie.
    »Das ist sehr wichtig für mich«, drängte Alex. »Melanie hat mich um Hilfe gebeten, und jetzt fühle ich mich für sie verantwortlich. Ich möchte es nicht vermasseln. Nicht noch einmal. Wenn du das also nicht unauffällig erledigen kannst, wäre mir lieber, du unternimmst gar nichts.«
    Der Unterton in ihrer Stimme ließ ihn aufmerken.
    »Und, machst du’s?«

    »Ja«, sagte er. Im selben Augenblick begriff er, dass er ihr ein Versprechen gegeben hatte, das er kaum halten konnte.
     
    Alex fielen die Augen zu, als Nathan durch Austin zu seinem Haus in Northwest Hills zurückfuhr. Sie lehnte den Kopf gegen das Seitenfenster und blickte nach draußen, wo die Lichter an unzähligen Haustüren vorbeizogen. Melanie hatte in einem ähnlichen Viertel gelebt, nur auf der anderen Seite der Stadt. Sie hatte Arbeit gehabt und war verheiratet gewesen, und ihr Haus war wie alle anderen der Jahreszeit entsprechend geschmückt gewesen. Wer als Außenstehender ihr Leben betrachtet hatte, musste glauben, sie sei glücklich gewesen.
    »Müde?«, erkundigte sich Nathan.
    »Irgendwie ja.« Erschöpft schloss sie die Augen und seufzte. Wenn sie nur ins Bett gehen könnte und morgen die Augen aufschlagen würde und wüsste, dass Melanie in Florida in Sicherheit war – dort, wo sie sein sollte. Und dass der heutige Tag nur ein böser Traum gewesen war.
    »Die Wirkung des Adrenalins lässt nach«, meinte Nathan. »Ich fürchte, du bist am Zusammenklappen.«
    Alex riss die Augen auf, ihr Körper straffte sich. Sie durfte jetzt nicht zusammenklappen. Noch nicht. Sie hatte heute Abend noch was zu erledigen. Sie musste einen Zeitplan aufstellen – Melanies Zeitplan –, und dazu musste sie hellwach sein. Ihr Kopf musste präzise arbeiten. Vielleicht sollte sie nach Hause fahren und sich eine Kanne Kaffee machen.
    Alex blickte zu Nathan hinüber. Anscheinend hatte es
ihn nicht gestört, dass sie ihn von Zuhause weggeholt hatte, um einen mutmaßlichen Tatort zu besichtigen.
    »Deine Arbeitszeiten sind wohl ziemlich mörderisch, oder?«, fragte sie.
    »Ach, ich bin’s gewöhnt. Da denk ich eigentlich gar nicht dran.«
    Er sah gut aus. Klares Profil, männliche Gesichtszüge. Und von der Seite sah sie auch sein blaues Auge nicht. Ihr gefiel, dass sein Haar bis an den Jackenkragen reichte. Sie verspürte das Verlangen, mit den Fingern durchzufahren.
    »Was ist?«, fragte er mit einem kurzen Blick zu ihr.
    »Nichts.«
    Bei einem Blick in den Seitenspiegel fiel ihr auf, dass schon seit zehn Minuten dasselbe Scheinwerferpaar drei Autos hinter ihnen war. Die Scheinwerfer lagen tiefer als bei einem Pick-up, sie waren rechteckig und standen weit auseinander. Vermutlich eine Limousine. Amerikanisches Fabrikat.
    »Wie hast du sie denn gefunden?«
    »Äh, was?«
    »Melanie Coghan«, sagte er. »Du hast gesagt, nachdem du herausgefunden hattest, dass sie in Austin war, hat es nur zehn Minuten gedauert, sie zu finden. Wie hast du das geschafft?«
    Die Limousine hinter ihnen bog links ab, und Alex schenkte Nathan wieder ihre gesamte Aufmerksamkeit. »Ich hatte ja ihre Handynummer, damit war es ein Kinderspiel«, erklärte sie.
    »Ich dachte, sie ist nicht rangegangen.«
    »Ist sie auch nicht.« Alex strich ihr T-Shirt glatt. Sie
sah wirklich fürchterlich aus. Sie hoffte, dass sie wenigstens nicht auch noch schlecht roch. Immerhin hatte sie sich heute Abend ja schon im Schlamm gewälzt. Bei Nathan vermischte sich der Geruch der Lederjacke mit dem Duft eines frisch geduschten Mannes, und diese Kombination gefiel ihr. Seit er sich vor dem Losfahren frisch gemacht hatte, war sie sich dieses Geruchs bewusst, und er ging ihr nicht mehr aus dem Kopf.
    »Okay, ich geb’s auf«, sagte er. »Was hab ich übersehen?«
    »Ich habe bei Domino’s Pizza angerufen. Nein, eigentlich habe ich bei Domino’s, Pizza Hut und einem weiteren Pizzaservice angerufen, aber bei Domino’s war sie in der Kartei.«
    »Sie hat Pizza bestellt …?«
    Alex drehte sich so, dass sie ihn ansehen konnte. »Die sortieren ihre Kunden nach der Telefonnummer. Damit ist es ein Kinderspiel. Ich nannte Melanies Telefonnummer, gab eine Bestellung auf, und sie baten mich, die
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