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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet
Autoren: L Griffin
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schon eilte sie zum Eingang.
    Es muss einfach klappen , ermunterte sie sich und legte die Hand auf den Türgriff. Sogleich summte der Öffner. Ein wenig überrascht zog Sophie die Tür auf.
    Nach der feuchten Luft draußen kam ihr das Büro kühl vor. Sie ließ ihre Augen sich einen Moment lang an das gedämpfte Licht gewöhnen, ehe sie alles eingehend taxierte: das eher originelle denn geschmackvolle Sammelsurium von Stühlen, das zerschlissene Sofa, der schwarze Metallschreibtisch. Die Frau dahinter musterte sie skeptisch.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie Sophie.

    »Ich würde gerne mit Alex Lovell sprechen.«
    »Worum geht’s denn?«
    »Ich muss ihn in einer dringenden Angelegenheit sprechen.«
    Die Frau trat hinter dem Schreibtisch hervor und baute sich vor Sophie auf. Sie hatte braune Augen und dunkles lockiges Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte. Sie trug kein Make-up, aber die Wangenknochen waren schön geformt. Ihre Lippen waren voll, obwohl sie nicht so aussah, als ob sie Lippenauffüller benutzte.
    Sophie ließ den Blick über die ausgewaschene Jeans der Frau gleiten. Einen besonderen Dresscode gab’s hier offenbar nicht, aber sie hatte schon gehört, dass das typisch für Austin war.
    »Ist er da?«, fragte Sophie.
    Die Empfangsdame neigte den Kopf zur Seite und blickte zu ihr empor. »Kenn ich Sie nicht von irgendwo?«
    Sophie lächelte. »Das könnte sein. Waren Sie schon mal im Velvet Note?«
    Die Frau steckte beide Hände in die Gesäßtaschen. »Sie sind Sängerin. Jetzt erinnere ich mich an Sie.«
    Das lief ja besser, als sie zu hoffen gewagt hatte. Vielleicht konnte diese Frau ein gutes Wort für sie einlegen.
    »Ich bin Sophie Barrett«, sagte sie und streckte ihr die Hand entgegen.
    »Alex Lovell.« Bei diesen Worten ergriff sie Sophies Hand und schüttelte sie kräftig. »Worüber wollten Sie reden?«
    »Äh …« Verlegen sah Sophie um sich. War das ein Scherz? Mitch hatte doch gesagt, er wollte Alex Lovell
eigenhändig umbringen. Ihn mit bloßen Händen erwürgen.
    Er hatte doch »ihn« gesagt, oder?
    »Sie sind Alex Lovell?«
    »Schon immer.«
    »Ich … entschuldigen Sie, bitte!«
    »Kann ich was für Sie tun?« Die Frau blickte auf ihre Armbanduhr. »Ich bin nämlich auf dem Sprung. Ich habe einen Termin und bin schon etwas spät dran.«
    Panik stieg in ihr auf. »Ich brauche einen Job«, platzte es aus ihr heraus.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe meinen Job wegen Alex Lovell verloren. Also wegen Ihnen! Und jetzt brauche ich eine neue Arbeit.«
    Jetzt war alles völlig schiefgelaufen. Sophie schloss die Augen und rang die Hände. Mit so einem Auftritt konnte sie sicher nicht punkten.
    Als sie die Augen wieder aufschlug, hatte Alex die Arme vor der Brust verschränkt und betrachtete sie abschätzend.
    Sophie holte tief Luft. »Lassen Sie mich noch mal von vorn anfangen.«
    »Bitte sehr.«
    »Mitch Kohl war mein Chef. Nach Ihrem letzten… Besuch im vergangenen Monat wurde er verhaftet. Er kam ins Gefängnis!« Sophie legte eine Pause ein, damit die Worte ihre Wirkung entfalten konnten.
    »Das passiert eigentlich meistens, wenn Leute verhaftet werden. Aber warum schulde ich Ihnen deshalb einen Job?«

    »Ich habe in Mitchs Club gearbeitet. Doch jetzt ist er geschlossen, weil er die Miete nicht bezahlen kann.«
    »Mitch Kohl ist ein Mistkerl, der zweiundzwanzig Monate mit seinen Unterhaltszahlungen im Rückstand ist. Wussten Sie überhaupt, dass er drei Kinder in Austin hat?«
    Geschockt von dem scharfen Ton trat Sophie einen Schritt zurück. »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Außerdem ist das Velvet Note in Dallas. Was machen Sie denn hier in Austin?«
    »Eigentlich bin ich wegen der Musik hier«, antwortete Sophie, ehe sie sich auf die Zunge beißen konnte. Aber vielleicht war Ehrlichkeit ja die beste Taktik. Diese Frau ließ sich ohnehin weder von ihrem Vorbau beeindrucken noch von irgendeiner Schuld überzeugen. »Ich möchte als Sängerin weiterkommen. Austin hat eine tolle Musikszene.«
    »Und haben gedacht, Sie könnten mich becircen, Ihnen einen Job zu geben.«
    »Na ja.«
    »Und was für eine Tätigkeit haben Sie sich vorgestellt?«
    »Nun.« Sophie straffte die Schultern. »Ich habe früher viel fotografiert.«
    Alex zog die Augenbrauen nach oben.
    »Sie fotografieren doch sicher viel? Sie wissen schon, Männer, die ihre Frauen betrügen und so.«
    »Meine Mandanten sind in der Mehrzahl Versicherungen«, entgegnete Alex. »Und die Fotos mache ich selbst. Was bieten Sie
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