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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet
Autoren: L Griffin
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Ein Obdachloser meinte vielleicht gesehen zu haben, wie jemand, auf den die Beschreibung des Schützen zutreffen könnte, einen Gegenstand, der möglicherweise eine Handfeuerwaffe gewesen war, in eine dieser Mülltonnen geworfen hatte. Ganz toll.
    »Ich stecke grad mitten in der Arbeit«, sagte Nathan und kickte einen leeren Milchkarton zur Seite.
    »Nun, wie wär’s, wenn wir zusammen Abendessen gehen? Wir könnten uns irgendwo treffen und uns austauschen. Ich kenne da einen guten Chinesen …«
    »Bloß nicht«, unterbrach er sie. Er stand auf einem solchen Berg verfaulten chinesischen Essens, dass es für ein ganzes Heer Kakerlaken reichen würde. »Alles, nur nicht chinesisch. Und es dürfte spät werden. Ich muss mindestens noch zehn Dinge erledigen, ehe ich Schluss machen kann. Also …«
    »Dann vielleicht im Smokin’ Pig? So um neun?«
    Sie konnte Gedanken lesen. Oder vielleicht erinnerte sie sich auch daran, dass er sie am ersten Abend, an dem sie sich begegnet waren, dorthin geführt hatte. Er hatte sie auf ein Bier eingeladen. Sie hatte seelenruhig dagesessen und hatte ihm in einem Fall entscheidend weitergeholfen. Einfach so. Das hatte Nathan tief beeindruckt. Sogar mehr als beeindruckt. Er war von ihr begeistert gewesen und hatte sie immer anrufen und
fragen wollen, ob sie nicht Lust hatte, mit ihm auszugehen.
    Aber er hatte es nie getan. Und nun war sie ihm zuvorgekommen.
    Allerdings schien die Verabredung heute kein echtes Rendezvous zu sein. Ihre Stimme hatte sehr geschäftsmäßig geklungen. Sie wollte »den Informationsstand abgleichen«. Klang das etwa aufregend?
    »Nathan, bist du noch da?«
    Er blickte auf den schleimigen, unidentifizierbaren Matsch, der an seinem Hosenbein klebte. »Sagen wir halb zehn«, sagte er. »Ich muss vorher unbedingt noch nach Hause und duschen.« Und am besten diese Klamotten im Garten verbrennen.
    »Ist gut, um halb zehn. Mach nicht zu lange«, sagte sie und legte auf.
    Nathan hatte das Telefon gerade in die Tasche zurückgesteckt, als der Kopf von Will Hodges über der rostigen Seitenwand der Mülltonne auftauchte.
    »Heißes Date?«, erkundigte sich Nathans Partner.
    »Nö, Arbeit.«
    Hodges hob eine Augenbraue. Wenn jemand log, roch der Junge den Braten kilometerweit gegen den Wind. Richtig unheimlich war das. Und ein Grund, warum er als Jungspund bereits ein so guter Mordermittler war.
    »Du, Dev, Courtney hat da diese Freundin …«
    »Vergiss es«, unterbrach ihn Nathan.
    »Es geht also doch nicht nur um Arbeit.«
    Nathan sah auf zu Hodges, der ihn – natürlich! – angriente.

    »Da ist nichts«, schnaubte Nathan. »Nur Alex Lovell. Ich helfe ihr in einem Fall.«
    Doch Hodges wirkte nicht überzeugt.
    Auch egal. Aber vielleicht konnte er Hodges ja einspannen?
    »He, hast du schon mal den Namen Craig Coghan gehört?«, fragte Nathan und schlüpfte wieder in den Gummihandschuh, um die Müllwühlerei fortzusetzen.
    »Ist das nicht der vom Drogendezernat?«
    »Ja, genau.«
    »Den kenn ich kaum«, meinte Hodges. »Hat aber ’n ganz guten Ruf. Warum braucht er eine Privatdetektivin?«
    »Seine Frau hat Alex engagiert.« Nathan bückte sich, um eine Plastiktüte aufzuheben. Eine Kaskade von Bierflaschen purzelte heraus, und der Geruch von abgestandenem Bier bereicherte das Aroma von altem Regenwasser und Müll.
    »Ich dachte, er ist geschieden«, meinte Hodges. Die Metallwände der Tonne warfen ein schwaches Echo zurück.
    »Eher getrennt, glaube ich. Wurde da nicht über ihn getratscht?«
    »Wenn, dann hab ich’s nicht mitbekommen. Ich weiß nur, dass er letzten Herbst befördert wurde und nun die Drogenfahndung leitet. He, schau mal, ich hab was!«
    »Was?« Nathan richtete sich auf und reckte den Hals über den Tonnenrand, um nach nebenan zu spähen.
    Sein Partner kniete inmitten von Mülltüten und strahlte ihn an. Er hielt eine Pistole in die Höhe. In ihrem Lauf steckte ein verwelktes Salatblatt.

    »Bingo!«, strahlte Hodges.
    »Gratuliere.« Das war in der Tat wie ein Sechser im Lotto, denn nun hatten sie möglicherweise die Mordwaffe. Nathan riss sich die Handschuhe von den Händen und schüttelte eine Eierschale von seinem Schuh. Jetzt fehlten nur noch ein Schütze und ein Geständnis, dann könnten sie den Fall mit einer hübschen roten Schleife zu den Akten legen.
    Doch Nathan war mit seinen Gedanken bereits woanders.
     
    Schon den zweiten Abend in Folge fuhr Alex vor Nathans Haus und stellte ihren Wagen unter dem riesigen Pekannuss-Baum ab, der
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