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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet
Autoren: L Griffin
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und merkte,
wie sich ihr Puls beschleunigte. War sie es tatsächlich? Meldete sich Melanie endlich, nachdem sie ein gutes Dutzend Anrufe und SMS mit der dringenden Bitte um Rückruf erhalten hatte?
    Alex klickte auf den Internet-Browser und gab die Nummer in die Suchmaschine ein. Keine Treffer. Sie wählte die Nummer und ließ es gut zwanzig Mal klingeln, ehe sie auflegte.
    Die Schaulustigen hatten sich inzwischen verlaufen, doch Alex konnte Nathan nirgends entdecken. Sie sah, wie der rote Kastenwagen mit den letzten Feuerwehrmännern davonfuhr. Daraufhin nahm sie die Taschenlampe aus dem Handschuhfach und stieg aus dem Wagen. Während sie den Lichtkegel der Taschenlampe über die regendurchtränkte Schlammwiese hin und her schwenkte, lief sie über die Straße, bis sie an das gelbe Polizei-Absperrband kam. Von der Hütte war nichts mehr übrig als ein qualmender Trümmerhaufen. Aus der Asche stieg kräuselnder Rauch auf und tanzte im Strahl der Taschenlampe.
    »He!«
    Sie fuhr zusammen und wirbelte herum. »Verdammt, hast du mich erschreckt!«
    »Ich hab doch gesagt, du sollst im Auto bleiben.«
    »Was hast du rausgefunden?«, fragte sie.
    Er nahm ihr die Taschenlampe aus der Hand und schaltete sie aus. Richtig. Sie mussten wirklich niemand auf sich aufmerksam machen.
    »Ich hab mit dem Feuerwehrhauptmann gesprochen.«
    »Und?«

    Die Dunkelheit, die sie umgab, schärfte ihre Sinne. Es roch wie bei einem Lagerfeuer in den Sommerferien. Und Nathan roch nach seiner feuchten Lederjacke, unter der er seine Pistole verbarg.
    »Sie waren ziemlich schnell vor Ort«, sagte er mit leiser Stimme. Doch selbst wenn er flüsterte, blieb sein leichter Südstaaten-Akzent unverkennbar. »Es gab keine Opfer.«
    »Hm. Das ist ganz sicher?«
    »Sie hatten mehrere Hunde dabei. Keine Leichen unterm Bett, wenn du das denkst.«
    Ja, genau daran hatte sie gedacht. Sie war erleichtert. Doch dann fiel ihr der blutige Fußabdruck ein, der so aussah, als sei jemand weggegangen.
    »Ein Hund hat Brandbeschleuniger gewittert. Außerdem war in der Küche eine Gasflasche. Die ist explodiert, als das Feuer sie erreichte. Laut Zeugenaussagen muss alles ziemlich schnell gegangen sein. Mehrere Leute vom Campingplatz haben den Knall gehört, ehe sie das Feuer bemerkt hatten.« Er legte eine Pause ein. »Und kurz danach sahen sie, wie ein weißer Saturn mit hoher Geschwindigkeit wegfuhr.«
    Im letzten Satz schwang unverhohlene Missbilligung mit.
    »Ich glaube, in der Küche stand ein Gasherd«, sagte Alex, um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Ich habe in der Hütte aber keinen besonderen Geruch bemerkt. Weder Gas noch sonst was … Fauliges. Bei der Explosion stand ich direkt hinter der Hütte.«
    Nathan reagierte nicht auf diese Nachricht, doch Alex spürte, dass er darüber alles andere als begeistert war.

    »Kann ein Gasherd einfach so in die Luft gehen?«, fragte sie.
    »Ich glaube nicht«, sagte er mit gepresster Stimme. »Nicht ohne dass jemand ihn manipuliert hat.«
    Alex schluckte. Sie ließ den Blick durch die Dunkelheit schweifen. Scheinbar waren sie allein, aber sie hätte es nicht beschworen.
    Wenn die Nachbarn sie gesehen hatten, vielleicht dann auch jemand anderes? Und hatte dieser Jemand vielleicht sogar ihre Autonummer notiert?
    »Zeig mal, wo du das Blut gesehen hast«, sagte Nathan.
    Sie nahm ihm die Taschenlampe aus der Hand und führte ihn zum hinteren Teil des Grundstücks. Dort leuchtete sie hinter das Absperrband.
    »Hier war eine Veranda«, meinte sie, doch davon war nicht mehr übrig als ein Haufen verbranntes Holz. Eine geschwärzte Planke lag in der Mitte. Die verkohlte Holzoberfläche war rau und schuppig wie die Haut eines Alligators. »So viel zum Thema Fußabdruck.«
    »Erinnerst du dich an was Spezielles?«, fragte er. »War’s eher eine Männer- oder eine Frauengröße?«
    »Ich weiß es nicht. Es war nur der vordere Teil.« Sie ging ein paar Schritte in Richtung See. »Wie wäre es, wenn wir hier etwas Luminol verwenden? Vielleicht ist jemand mit Blut an den Füßen vom Haus weggelaufen.«
    »Da müssten wir schon ziemlichen Dusel haben, nach all dem Regen«, entgegnete er. »Vom Löschwasser ganz zu schweigen.«
    Zorn stieg in Alex auf. »Irgendwas müssen wir aber machen. Hier ist ein Mord passiert. Möchtest du denn gar nicht nach Beweisen suchen?«

    Er ging auf sie zu, bis er nur noch ein großer schwarzer Schatten an ihrer Seite war.
    »Du machst dir um deine Mandantin Sorgen. Das verstehe ich.
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