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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht
Autoren: Christiane Heggan
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Mann.”
    Montgomery zog dienstbeflissen sein Notizbuch aus der Tasche. “Ist das alles, was Sie mir über ihn sagen können?”
    “Es war zu dunkel, um mehr erkennen zu können.” Sie musterte den Polizeichef und versuchte seinen Humor abzuschätzen. “Könnte sein, dass er komisch geht.”
    Mit dieser Information war sein Interesse sofort geweckt: “Eine körperliche Behinderung?”
    “Könnte man sagen. Ich habe ihm einen Tritt in die Eier verpasst.”
    Montgomery brach in schallendes Gelächter aus. Erst der eisige Blick seines Vorgesetzten ließ ihn wieder verstummen. Okay, Humor war für den Polizeichef offenkundig ein Fremdwort.
    “Es ist nie eine gute Idee, sich auf einen Kampf mit einem Einbrecher einzulassen.”
    “Es sei denn, man weiß, was man tut.”
    “Sie hätten schwer verletzt, vielleicht sogar umgebracht werden können.”
    Ohne ihren Kopf zu bewegen, richtete sich Grace vorsichtig auf. “Wie hat er es geschafft, die Alarmanlage auszuschalten?”
    Der Polizeichef hielt einen kleinen Plastikbeutel in die Luft, in dem ein dünner Metallstreifen lag. “Hiermit.”
    “Was ist das?”
    “Ein simples Teil, mit dem er die Magnetsensoren verdeckt hat. So konnte er die Tür öffnen, ohne die Alarmanlage auszulösen. Es klebte noch am Türrahmen, als wir es fanden. Dank des jungen Paares, das Ihnen, Grace, zu Hilfe eilte, blieb ihm keine Zeit mehr, es abzureißen. Mit etwas Glück finden wir Fingerabdrücke darauf.”
    “Ich wusste nicht, dass es so einfach ist, ein Alarmsystem auszutricksen.”
    “Das System war nicht das modernste. Ein oder zwei Bewegungsmelder hätten den Trick verhindert. Leider gab es keine. Sie glauben gar nicht, wie viele Geschäfte heutzutage veraltete Sicherungssysteme installiert haben.”
    “Wurde etwas gestohlen?”
    “Auf den ersten Blick scheint es nicht so. Der Ausstellungsraum blieb unangetastet. Nur das Hinterzimmer oder zumindest ein Teil davon wurde durchwühlt. Mehrere Bilder wurden umgestoßen, aber schwer zu sagen, ob etwas fehlt.”
    “Der Angreifer trug nichts in der Hand”, sagte sie und spürte, wie sie langsam schläfrig wurde. “Es sei denn, er hat seinen Wagen schon vor meiner Ankunft vollgeladen.”
    “Vermutlich ist er nicht mehr dazu gekommen, etwas zu stehlen. Auf jeden Fall werden wir umfassende Ermittlungen durchführen und Sie auf dem aktuellen Stand halten.”
    Mann! Sarah musste ihn wohl mächtig beeindruckt haben. “Wann kann ich die Galerie wieder öffnen?”
    “Die Kollegen von der Spurensicherung sind gerade vor Ort. In etwa einer Stunde dürften sie durch sein. Ich muss Sie jedoch bitten, morgen erst aufs Polizeirevier zu kommen, um eine Aussage zu machen, bevor Sie den Laden wieder aufmachen. Montgomery holt Sie gerne ab und bringt Sie auch wieder zurück.”
    “Das ist sehr nett. Steht mein Wagen sicher dort, wo ich ihn geparkt habe?”
    “Ist es der schwarze Taurus mit dem Kennzeichen aus Massachusetts?”
    “Ja.”
    “Keine Sorge. Trotz der Erfahrung, die Sie gerade hinter sich haben, ist New Hope eigentlich eine Stadt mit friedlichen und gesetzestreuen Bürgern.”
    Erzählen Sie das mal Steven, dachte Grace, als sie die Augen schloss.
    Nach einer erneuten gründlichen Untersuchung wurde Grace am nächsten Morgen aus dem Krankenhaus entlassen und von Rob Montgomery, der pünktlich um neun Uhr erschienen war, zur Polizeistation gebracht. Dort hatte sie dem Polizeichef dieselbe Aussage abgeliefert, die sie bereits am Vorabend gemacht hatte. Nachdem sie sie unterzeichnet hatte, nahm sie das Angebot seines Stellvertreters an, sie zur nahe gelegenen Galerie zu begleiten.
    Sie fühlte sich fit und ausgeruht. Nur die schmerzempfindliche Stelle am Hinterkopf zeugte noch von dem gestrigen Überfall.
    Als sie allein im Ausstellungsraum der Galerie zurückblieb, verschaffte sie sich einen ersten Eindruck. Die Spurensicherung hatte den Laden komplett auf den Kopf gestellt. Weißer Staub bedeckte jede Oberfläche, Möbelstücke waren umgekippt und ein großer L-förmiger Schreibtisch restlos durchwühlt worden.
    Grace richtete einen umgekippten Stuhl auf und ließ ihren Blick umherschweifen. Steven hatte den großzügigen Raum, den sie auf etwa 140 Quadratmeter schätzte, optimal ausgenutzt, indem er Bilder verschiedener Größen dicht nebeneinandergehängt hatte. Größere Werke standen auf Staffeleien, die überall in der Galerie aufgestellt waren. Sie zählte fünfundvierzig Gemälde, die zwischen fünfzehnhundert und
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