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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht
Autoren: Christiane Heggan
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“Da sind sie schon”, seufzte Matt nicht ohne Erleichterung. “Bis nachher, Roger.”
    Der Helikopter schwebte inzwischen direkt über ihnen. Als der Pilot das Seil herunterkurbelte, an dem Basim kurz darauf an Bord gehievt wurde, klingelte Matts Mobiltelefon. “Hallo?” Er hielt sich mit der freien Hand das Ohr zu, um das Getöse des Hubschraubers abzuschirmen. “Lucy? Bist du's?”
    “Ja. Was ist das für ein Höllenspektakel?”
    “Was?”
    “Egal”, schrie sie zurück. “Du musst sofort nach Hause kommen, Matt.”
    Matt spürte dass seine Knie weich wurden, wusste aber nicht, ob das an der geleisteten körperlichen Arbeit oder an seiner bösen Vorahnung lag. “Warum? Was ist passiert?” Jetzt krampfte sich auch noch sein Magen zusammen.
    “Dad ist wegen Mordes verhaftet worden.”

4. KAPITEL
    E in Blick auf das Display im Armaturenbrett ihres Ford Taurus verriet Grace die Uhrzeit. Es war Viertel vor neun, als sie den Stadtrand von New Hope erreichte. Die Fahrt aus Boston hatte sich als Albtraum entpuppt. Nachdem sie sich zweimal verfahren, eine Reifenpanne bewältigt und einen fünf Kilometer langen Stau überstanden hatte, war endlich das Schild für die Route 29 aufgetaucht. Fünfzehn Minuten später überquerte sie die Brücke, die die Stadt Lambertville im Bundesstaat New Jersey mit New Hope, Pennsylvania, verband.
    Abgesehen davon, dass sie im Herzen einer der schönsten und geschichtsträchtigsten Regionen Pennsylvanias, dem ländlichen Bucks County, lag, wusste Grace nicht viel über diese malerische kleine Stadt. Sie galt als friedlich und ruhig, obwohl eine kurze Recherche im Archiv der örtlichen Zeitung Sarahs Bemerkung bestätigt hatte. Vor zwanzig Jahren war die neunzehnjährige Felicia Newman verschwunden. Zwar lag die Vermutung nahe, dass sie ermordet worden war, doch ihre Leiche wurde nie gefunden. Fünf Tage nach der Tat war ein geistig behinderter Mann aus New Hope verhaftet worden. Seit jenem Mord vor zwanzig Jahren hielten kleinere Delikte wie Diebstahl oder Trunkenheit die örtliche Polizei auf Trab – bis der Mord an Steven geschah.
    Grace nahm den Fuß vom Gas und warf einen Blick auf ihre Wegbeschreibung. “Zum Cottage biegen Sie rechts ab”, hatte Sarah diktiert. “Zur Galerie fahren Sie weiter die Bridge Street geradeaus.”
    Nach der mehr als neunstündigen Autofahrt erschien der Gedanke, sich in ein warmes Bett zu kuscheln, deutlich verlockender als eine Galeriebesichtigung. Doch ihre Neugier siegte. Grace musste sich ein Bild davon machen, ob Stevens ganzer Stolz wirklich so beeindruckend war, wie er immer behauptet hatte. Die Bridge Street war, wie sie schnell entdeckte, sowohl eine Geschäfts- als auch eine Wohnstraße. Daher fiel die Parkplatzsuche zu dieser späten Stunde, in der sämtliche Anwohner bereits zu Hause saßen, schwieriger aus als gedacht. Vor einer Art Boutique namens “Red Hot Momma's”, der sie am nächsten Morgen einen Besuch abstatten würde, fand sie schließlich doch noch einen freien Parkplatz.
    Sie schaltete den Motor aus, erleichtert, endlich am Ziel angelangt zu sein. Müde stieg sie aus dem Wagen und folgte dem gepflasterten Gehsteig bis zur Galerie. Überrascht stellte sie fest, dass die Tür nicht abgeschlossen war. Auch ertönte kein Alarmsignal, als sie sie aufdrückte. Grace ließ den Türknauf los und tastete die Wand nach einem Lichtschalter ab.
    Bevor sie ihn finden konnte, stürzte plötzlich eine dunkle Gestalt hervor und rammte sie mit solcher Gewalt, dass sie gegen die Wand prallte.
    “Hey!” Sie reagierte instinktiv und spontan. Als die Gestalt wieder auf sie zuschoss, stieß Grace einen markerschütternden Schrei aus und verpasste dem Angreifer einen zielgenauen Tritt in den Schritt. Genau diesen Bewegungsablauf hatte sie in ihrem Kickbox-Kurs so oft geübt, dass es ihr jetzt fast unrealistisch vorkam, ihn im Ernstfall anzuwenden. Doch das laute Aufstöhnen ihres Angreifers verriet, dass sie ihn empfindlich getroffen hatte.
    Schönen Dank, geliebte Westernstiefel
!
    “Verdammte Nutte”, ächzte der Mann.
    Er klang wütend wie ein verwundetes Raubtier. Hätte er die Gelegenheit dazu bekommen, dann hätte er sie vermutlich in Stücke gerissen. Doch den Gefallen tat sie ihm nicht. Stattdessen zog sie ihr Bein an, um ihm einen Tritt vor die Kniescheibe zu verpassen. Diesen Schlag hatte ihr Gegner kommen sehen. Blitzschnell wich er aus und hielt sich knapp außerhalb ihrer Reichweite. Aus diesem Abstand versetzte er ihr
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