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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht
Autoren: Christiane Heggan
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einen brutalen Stoß und rannte dann hinaus.
    Wieder prallte Grace gegen die Wand. In ihrem Kopf explodierte der Schmerz. Langsam glitt sie zu Boden, während sie krampfhaft versuchte sich zu konzentrieren, um noch einen Blick auf ihren Angreifer zu werfen.
    Doch Grace' Blick verschwamm. Verzweifelt versuchte sie, bei Bewusstsein zu bleiben, doch ihre Sinne ließen sie im Stich. Grace überlegte, ob sie noch einmal schreien sollte. Das Problem war nur, dass sie nicht einmal die Kraft fand, ihren Mund zu öffnen oder ihre Augen scharf zu stellen. Also ergab sich die junge Frau ihrem Schicksal, schloss die Augen und ließ sich von der Dunkelheit umarmen.
    Grace wusste nicht, was sie zuerst wahrnahm – die blassgrünen Wände um sie herum oder den gut aussehenden Mann im weißen Kittel, der ihr mit einem Gegenstand ins Auge leuchtete.
    “Miss McKenzie?” Er lächelte und ließ die Stablampe in seiner Brusttasche verschwinden. “Willkommen zurück in der Wirklichkeit. Ich bin Doktor Fenley, und Sie befinden sich hier in der Notfallambulanz des Solebury Memorial Krankenhauses. Wie fühlen Sie sich?”
    Sie betastete ihren Hinterkopf. Autsch! “Als ob mir jemand eine Bratpfanne über den Schädel gezogen hätte.”
    Er lachte. “Glück für Sie, dass keine im Spiel war.”
    Da kehrte ihre Erinnerung schlagartig zurück: Die Fahrt nach New Hope, ihr Besuch in der Hatfield Galerie, der Versuch, den Einbrecher aufzuhalten. “Wie bin ich hier gelandet?”
    “Die Sanitäter haben Sie vor wenigen Minuten eingeliefert. Ein junges Paar, das zufällig an der Kunstgalerie vorbeikam, hat Ihnen geholfen. Erst hatten die beiden ihre Schreie gehört, die aus der Galerie herausdrangen. Dann rannte ein Mann heraus, sprang in einen Geländewagen und raste davon. Das Paar fand Sie, bewusstlos auf dem Boden liegend, und hat den Notarzt gerufen.”
    “Ist noch alles dran?”
    “Soweit ich sehen kann, ja. Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung, dazu eine Beule am Hinterkopf, die noch einige Tage schmerzen wird. Wie steht es mit Ihrem Sehvermögen?”
    “Ich sehe Sie nicht doppelt, wenn es das ist, was Sie meinen.”
    “Ausgezeichnet. Sehen Sie etwas verschwommen?”
    “Nein.”
    Er nahm ein Klemmbrett vom Fußende des Bettes und notierte etwas in ihrer Patientenkartei, wie sie vermutete. “Wir behalten Sie über Nacht hier, und morgen früh schaue ich wieder bei Ihnen vorbei.”
    Sie setzte sich auf und versuchte, möglichst munter zu wirken. “Ist es wirklich nötig, dass ich hier übernachte? Es geht mir gut.”
Nein, tut es nicht. Hör auf, den gut aussehenden Doktor beeindrucken zu wollen.
    “Reine Vorsichtsmaßnahme, Miss McKenzie. Mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen.”
    Sie lehnte sich in ihr Kissen zurück und bereute bereits ihren kläglichen Versuch, die Heldin zu spielen. “Sie sind der Arzt.”
    “So ist es brav. Fühlen Sie sich fit genug, Besuch zu empfangen?”
    “Jetzt schon? Ich bin doch gerade erst in der Stadt angekommen.”
    “Draußen wartet auch kein Begrüßungskomitee. Ich rede von dem Polizeichef von New Hope und seinem Stellvertreter. Die beiden möchten Ihnen ein paar Fragen stellen.”
    Auch ihr brannten etliche Fragen unter den Nägeln. “Also gut.”
    Der Doktor klemmte die Patientenkartei wieder ans Bettgitter. “Ich schicke sie gleich rein, aber die beiden sollten nicht länger als ein paar Minuten bleiben. Wenn Sie müde werden, sagen Sie es ihnen.”
    Er ging hinaus, und sie hörte, wie er mit jemandem sprach. Dann öffnete sich der Vorhang, hinter dem sie lag, und zwei Männer traten ein. Den ersten umgab eine spürbare Aura von Autorität. Sein Gang war forsch, seine dunkle Uniform selbst zu dieser vorgerückten Stunde faltenfrei, sein Blick durchdringend. Er war Anfang bis Mitte vierzig, braunhaarig und trug einen Bürstenschnitt. Sein Gesicht war von Aknenarben gezeichnet, sein Kinn kantig. Er erinnerte Grace an
SpongeBob
. Der Mann neben ihm war jünger, besaß ein unbefangenes Lächeln und hellblaue Augen.
    “Guten Abend, Miss McKenzie”, sagte der Ältere förmlich. “Mein Name ist Josh Nader, ich bin der Polizeichef, und das ist mein Stellvertreter, Rob Montgomery.”
    Grace war zu müde und zu sehr um die Galerie besorgt, um ihre Zeit mit Nebensächlichkeiten zu verschwenden. “Haben Sie den Einbrecher geschnappt?”
    “Noch nicht. Deshalb bin ich hier. Ich habe gehofft, Sie können mir eine etwas genauere Beschreibung liefern.”
    “Es war ein
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