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Wo die Wahrheit ruht

Wo die Wahrheit ruht

Titel: Wo die Wahrheit ruht
Autoren: Christiane Heggan
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scheinst mir ein guter Mensch zu sein.”
    “Das kannst du nach den paar Minuten schon beurteilen?”
    “Ich besitze eine gute Menschenkenntnis. Was ist mit dir? Hast du auch eine gute Menschenkenntnis?”
    “Das bilde ich mir zumindest ein.”
    “Dann werde ich dich auf die Probe stellen. Wie findest du mich?”
    Grace lachte. Die Frau war schonungslos direkt und hatte doch etwas Liebenswertes an sich. “Ich finde dich sehr hübsch.”
    “Das habe ich nicht gemeint.”
    “Na schön.” Grace nahm auf dem Drehstuhl hinter dem Schreibtisch Platz und stützte ihre Arme auf die Armlehnen. “Ich finde, du wirkst ehrlich – ein bisschen unsicher vielleicht, aber das scheint deiner Freimütigkeit keinen Abbruch zu tun. Und im Gegensatz zu deiner eigenen Einschätzung, finde ich dich sehr mutig. Die Tatsache, dass du hierhergekommen bist, beweist es.”
    “Hmmm.”
    “Ins Schwarze getroffen?”
    “So ziemlich. Wir beide könnten echte Freundinnen werden. Gott weiß, wie gut ich ein wenig Freundschaft gebrauchen kann. Wie du schnell herausfinden wirst, bin ich dieser Tage nicht gerade die Beliebteste in der Stadt.”
    “Wegen deiner Affäre mit Steven?”
    “Das ist ein Grund, aber vor allem wegen Freds Verhaftung. Die Leute hier in New Hope verehren ihn. Er war für sie nicht allein ihr Polizeichef. Er war ihr Freund, Fürsprecher und Ratgeber. Sie konnten mit ihm über alles reden. Fred war immer für sie da und half, wo immer er nur konnte. Du glaubst gar nicht, wie viele Ehen er allein dadurch gerettet hat, dass die Paare auf seine Initiative hin wieder miteinander redeten. Die Einwohner verehren ihn fast ebenso sehr wie Pastor Donnelly, der hier so etwas wie einen Heiligenstatus besitzt. Und jetzt sitzt Fred im Gefängnis, und alles ist meine Schuld.”
    “Schuld ist eine Bürde, an der man sehr schwer trägt, Denise. Und ändern tut sich dadurch nichts. Es macht dich nur unglücklich.”
    “Ich würde mich nur halb so mies fühlen, wenn Fred schuldig wäre, aber das ist er nicht. Er hat Steven nicht umgebracht!”
    Sie sprach mit solcher Überzeugungskraft, dass Grace aufhorchte. “Das verstehe ich nicht, soviel ich gehört habe …”
    “Ich weiß, was du gehört hast. Nichts davon ist wahr. Mein Mann hat Steven Hatfield nicht getötet.”
    “Aber hat man denn nicht seinen Revolver draußen vor der Galerie gefunden? Mit seinen Fingerabdrücken darauf?”
    “Pah!” Denise schüttelte verächtlich ihre blonden Locken. “Glaubst du wirklich, dass jemand, der auch nur einen Funken Verstand besitzt, seine Mordwaffe auf der Flucht fallen lassen würde? Aber genau das behauptet Josh Nader.”
    “Es klingt ein bisschen …”
    “Unachtsam. Und Fred ist alles andere als unachtsam. Das habe ich Josh auch gesagt. Seit seiner Entlassung aus der Armee hat der Mann mit Fred zusammengearbeitet. Er kennt ihn besser als jeder andere.”
    “Aber du hast doch gesagt, es wurden Ermittlungen durchgeführt.”
    Denise rollte die Augen. “Wenn man das, was da abging, überhaupt als Ermittlungen bezeichnen kann. Josh hat nur pro forma ein bisschen ermittelt.”
    “Was glaubst
du
denn, was wirklich passiert ist?”
    Sichtlich aufgewühlt stand Denise auf und lief, ab und zu vor einem Bild stehen bleibend, in der Galerie umher. “Es hat alles in Pat's Pub angefangen, wo Fred abends gern auf ein Bier vorbeischaut, um ein bisschen mit seinen Freunden zu plaudern. An besagtem Abend platzte er mitten in ein Gespräch, das ihn vor Wut an die Decke gehen ließ. Cal und Lou Badger, zwei verdammte Vollidioten, zerrissen sich in aller Deutlichkeit das Maul über mich und Steven. Fred hätte ihnen mit bloßen Händen den Hals umgedreht, wäre nicht Eddie – der Besitzer des Pubs – dazwischengegangen. Fred ist dann hinausgestürmt. Und weil er dermaßen in Rage war, hat jeder angenommen, dass er schnurstracks zu Stevens Galerie fährt.”
    “Doch das hat er nicht getan?”
    “Fred ist nicht der Typ, der vor Unbeteiligten eine Szene machen würde. Dafür ist er viel zu anständig. Er ist nach Hause gefahren und hat auf mich gewartet.”
    “Dann kannst du ihm also ein Alibi geben?”
    “Nein.” Denise ließ die Schultern hängen. “Ich habe an einer neuen Kollektion gearbeitet. Ich fertige Schmuck”, erklärte sie. “Mein Geschäft habe ich erst um zirka sieben Uhr verlassen. Als ich nach Hause kam, war die Polizei schon da und legte Fred gerade Handschellen an.”
    “Wenn dein Mann es nicht getan hat, wer
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