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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen
Autoren: Robert Chilson
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aufgefangen hatte.
    »Hoch!« befahl er, die Hand auf dem Siegel, und der runde Bug des Bootes erhob sich in einem Winkel von fünfundvierzig Grad. Trebor und die Mädchen lagen auf den Sofas und im Mittelgang, er beinahe so angstvoll wie die beiden.
    Das Befehlswort genügte nicht; er mußte sich seine Befehle bildlich vorstellen, und die Zeit hatte nur dazu gereicht, daran zu denken, wie der Bug in die Höhe ging. Nun betrachtete er betroffen das Zauberbrett; es war mit magischen Lichtern protestierend zum Leben erwacht. Aber im übrigen leistete das Boot keinen Widerstand. Ein Gefühl des Drängens erfaßte ihn, und er stellte sich vor, wie das Boot sich in einem Winkel von fünfundvierzig Grad aufwärts bewegte.
    Die Reaktion war lautlos, augenblicklich und glatt.
    Hocherfreut setzte Trebor sich auf und ließ es schneller werden. Dann sah er hinauf und entdeckte über sich einen dunklen Umriß, der durch die Stadt darunter schwach beleuchtet wurde. Als sie auf gleiche Höhe kamen, befahl er dem Boot, stillzustehen und in die Waagrechte zu sinken. Sie drehten die Köpfe und blickten hinüber zu Lyantha.
    Sie funkelte sie ohne Furcht an, obwohl die Besatzung zurückschreckte. Nur der Zaubermeister im blauen Gewand stand neben ihr. Das Flugschiff, auf dem sie sich befanden, verwunderte Trebor. Es besaß kurze, jetzt umgeklappte Masten, jedoch keine Hilfs-Sonnenkraftplatten. Es war sehr lang und schmal, sozusagen ein riesiger Baumstamm, und sein Umfang konnte kaum mehr als dreimal so groß sein wie der des Bootes.
    Am Heck schimmerte Aufbruch-Material. Trebor hatte davon gehört, daß man Sandschiffe mit Aufbruch-Antrieb ausstattete; der Held Ruthra des Ersten Reiches hatte ein solches verwendet.
    Bevor jemand sich rechtzeitig erholen und das magische Katapult herumreißen konnte, drehte Trebor ihnen eine lange Nase und befahl, daß das Boot Fahrt aufnahm. Es setzte sich in Bewegung, wurde schneller und begann wie ein Fisch durch die Luft über dem schönen Land Aetha zu gleiten. Der Lichtfleck von Vallatia blieb zurück, und die dunkle Landschaft verschwamm mit ihrer Geschwindigkeit.
    Viani räusperte sich und flüsterte: »Wohin fliegen wir?«
    Trebor konzentrierte sich angespannt auf Amballa. Der glatte Bug des Bootes schwankte ein wenig, dann ging er fest auf Nordwestkurs. Trebor befahl, langsamer zu fliegen, und das Boot gehorchte sofort. Er befahl die Landung, und es sank aus dem Himmel herab. Er befahl es nach Norden, und es zuckte mit den Flossen.
    Er steuerte es mit dem Siegel, das nur ein Ziel kannte.
    »Wir fliegen zur Stammwelt-Erbschaft.«
     

 
    12
     
Dies unser Erbe
     
    Über ihnen, im Licht des Zauberbrettes schwach sichtbar, befanden sich Quadrate wie erloschene magische Leuchten. Trebor erinnerte sich, daß das Zauberbrett bei ihrem Eintreten nicht hell gewesen war, und befahl versuchsweise: »Licht!« Es flammte so hell auf, daß sie minutenlang die Augen bedecken mußten. Als sie wieder sehen konnten, war der Blick durch die Fenster seltsamerweise heller denn je.
    Die Welt draußen, unter ihnen vorbeiwischend, war von einem kalten, schattenlosen Leuchten schwach, aber ausreichend erhellt.
     
    Mächtiger Zauber – am Himmel stand kein Mond. Der Flug des Bootes war völlig ruhig und lautlos; durch den Rumpf hörte man nicht einmal das Fauchen zerteilter Luft.
    Aetha rollte vorbei wie ein reichverzierter grüner Teppich. Das Land schien fast völlig flach zu sein; die langen Hänge waren nur durch die gewundenen Baumreihen, die ihnen folgten, erkennbar. Riesige Felder, von ganzen Bauerndörfern für ihre Herren bestellt, die sonderbar geformten Schachbrettmuster privater Felder waren unterbrochen von dunklen Flecken kleiner Wälder. Jeder Fluß und Bach war gezwungen worden, sich möglichst oft zu winden und zu schlängeln, und an jedem Wasserlauf standen Bäume dicht beieinander.
    Obwohl Trebor schon so lange nicht geschlafen hatte, spürte er keine Müdigkeit. Alles war so aufregend und zauberisch. Die Mädchen starrten hinaus, so entzückt wie er.
    Vor ihnen tauchte ein großer Hügel auf, nicht weit von einem hinausgereckten Arm des Flusses entfernt, und Trebor kam plötzlich auf einen Gedanken: Die Stammwelt-Erbschaft befand sich im Hochland. Sie würden Nahrung und Wasser brauchen – und zwar viel davon.
    Vianis Atem stockte, und sie wies auf den baumbewachsenen Hügel.
    »Das ist die Fontanelle von Tagesende. Mein Onkel hat mich einmal hierhergebracht.«
    Trebor hatte davon gehört; ein
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