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Wo die letzten Menschen hausen

Wo die letzten Menschen hausen

Titel: Wo die letzten Menschen hausen
Autoren: Robert Chilson
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vermutlich eine Vielzahl regionaler Streitigkeiten. Wie der Shamsund, nur weniger gut organisiert. Ein unaufgeklärtes, rückständiges Gebiet.«
    »Woher weißt du, daß sie keine Steuern haben?« fragte Lissa.
    »Keine Fernstraßen – keine schiffbaren Flüsse – keine Möglichkeit, größere Strecken zurückzulegen.«
    Lissa nickte, aber ihre Miene nahm einen sonderbaren Ausdruck an; sie schien seine Verachtung nicht zu teilen.
    Hinter dem Verlorenen Land stieg die Landschaft zu den westlichen Wens, einem hügeligen Morast, empor – und die ungeheure Mauer der Hochland-Wand fegte auf sie zu, von hier aus wie ein breites, im frühen Morgenlicht kupfern glänzendes Band wirkend.
    Es schob sich zusammen, kippte ihnen entgegen, schrumpfte zu einer dünnen, grellen Linie und war verschwunden; das Aufbruch-Boot zischte durch die dünne Luft des Hochlandes. Sie schluckten, weil sie plötzlich begriffen, welch verzweifeltes Abenteuer sie unternahmen. Als sie zurückblickten, sahen sie das Tiefland als eine Riesenschüssel unter der Oberfläche der Erde – obschon die Hochländer eigentlich nur riesige Hochebenen über Aera waren. Das Boot stieg wieder eine Meile über die Oberfläche hinauf.
    Unter ihnen lag jetzt ein ausgemergeltes, steiniges Land, zu abstoßend, um auch nur eine Wüste genannt zu werden. Trebor hatte die gewaltigen Staubstürme gesehen, die von den Hochländern herabfegten, und nun, da er ihren grauenhaften Ursprung sah, wunderte er sich nicht mehr darüber. Das Land lag schutzlos vor den peitschenden Winden, es zeigte ein verzerrtes Schmerzensgesicht. Hier gab es Steinflüsse, Jochbeine aus geschliffenem Gestein, einen qualvollen Canyonschlitz gleich einem Mund, windbenetzte Hügel wie die Fangzähne eines alten Wolfes. Sand- und Staubhügel lagen auf der windabgewandten Seite der Hügel oder in Talgründen.
    Seit dem letzten Scheitern der Bewässerungsprojekte, während des Krieges der Halb-Erde gegen den Mond, vor einer Million Jahren, war die ganze Erosion in den Hochländern Winderosion gewesen.
    Fast überall reihten sich unter ihnen Aufbruch-Ruinen. Selbst wenn man die unvergänglichen Eigenschaften der Aufbruch-Stoffe und das Alter der Aufbruch-Zivilisationen berücksichtigte, war es unfaßbar, wie dicht die Ruinen beieinanderlagen. Auf diesem trostlosen Grabstein mußten einst die Menschen dichter zusammengedrängt gewesen sein als in jeder beliebigen Region des vom Glück begünstigten Iréné.
    Ihre Höhe und Geschwindigkeit verstärkte den Eindruck, daß überall Städte lagen, aber man konnte nicht bestreiten, daß es sehr viele davon gab. Trebor hatte nie wirklich geglaubt, daß in den Hochländern Menschen lebten. Aber die Hinweise waren vorhanden, wenn er darauf geachtet hätte – die dünnen Linien uralter Bewässerungsleitungen, riesige Rohre, Abgründe überspannend, durch Ebenen kriechend, Berge durchbohrend. Hier waren sie verkrümmt und zerbrochen, dort klafften Lücken, gelegentlich lagen sie unter Sandverwehungen begraben oder waren von gewaltigen Winden weggepustet.
    Zusammengenommen bildeten sie ein riesiges umfassendes Netz, das die Hochländer überspannte.
    Gegen Mittag merkten sie, daß ihr Boot langsamer wurde. Es senkte sich deutlich hinab. Nun bot sich ihnen ein noch schrecklicherer Anblick als der der ausgemergelten nackten Hochländer: eine Hochebene, über Meilen hinweg eine Reihe einzeln stehender Säulen, die schwarz-grün glänzten wie geschmolzenes Glas. Als sie näher kamen, sahen sie, daß die ganze Oberseite einst in der Tat geschmolzen gewesen und zu überhartem Stein abgekühlt war, den die mahlenden Jahre und Winde kaum berührt hatten. Aber das Gestein darunter war fortgeschliffen worden, so daß das verwüstete Gebiet über der neuen Oberfläche stand. Viele der freistehenden Säulen waren in der Mitte fast durchgewetzt, viele lagen umgestürzt. Überall zwischen den Säulen und den vom Wind in die Hochebene gegrabenen Schluchten befanden sich Steinblöcke.
    Sie blickten auf das Grab von Trantoria, der einstigen Hauptstadt der Hälfte der Menschlichen Galaxis. Die fernste Geschichte dieser Stadt und dieses Landes reichte zurück zum Ruhmvollen Reich von vor hundert Millionen Jahren, als der Mond (zum letztenmal) eine Atmosphäre und Ozeane erhalten hatte. Das Trantorische Reich von vor zehn Millionen Jahren war beinahe eine Wiederbelebung des älteren Reiches gewesen – es hatte sich das Große Reich genannt. Trantoria war es gewesen, in dem zum
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