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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Autoren: Anna McPartlin
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ich nicht.»
    «Und warum hast du nichts gesagt?»
    «Das weiß ich auch nicht.»
    «Und was du vorhin gesagt hast, dass Harri nicht bereit für eine Bindung   …»
    «Das könnte trotzdem so sein. Ich verstehe einfach nicht, warum unsere Eltern lügen.»
    «Sie muss es erfahren.»
    «Finde ich auch.»
    «Also?», drängte Melissa.
    «Also rede ich mit ihnen. Dann werde ich ja sehen, wie sie reagieren. Harri ist schon durcheinander genug – ich will erst wissen, worum es geht, bevor ich ihr davon erzähle.»
    «Und James?»
    «James braucht Zeit. Das würde dir doch genauso gehen, oder?»
    Melissa nickte. «Ich verstehe es trotzdem nicht.»
    «Ich auch nicht», sagte George, «aber irgendetwas stimmt da nicht.»
     
    Beim Abendessen pickte Gloria nur auf ihrem Teller herum. Sie hatte mit den Resten vom Abend zuvor schnell einen Nudelauflauf gemacht. Father Ryan war kurz vorm Verhungern, nachdem er morgens von Galway gekommen war, das Mittagessen ausgelassen und es gerade noch rechtzeitig in die Kirche geschafft hatte, nur um zu erfahren,dass seine Nichte nicht antrat. James hatte ihn zum Krankenhaus gefahren.
Der arme Junge
. Father Ryan hatte versucht, ihm ein paar tröstliche Worte zu sagen, aber James schwieg nur und war so in Gedanken, dass er wahrscheinlich überhaupt nichts mitbekam. Die Fahrt zum Krankenhaus schien eine Ewigkeit zu dauern, zumal James’ Fahrweise ziemlich beängstigend gewesen war. Father Ryan fuhr am liebsten Fahrrad. Seine Gemeinde, die etwas außerhalb der Stadt Galway lag, war sehr klein. Er benutzte das Auto nur, wenn er in einer anderen Gemeinde die Messe lesen musste, und bevorzugte ansonsten sein Fahrrad. «Es geht doch nichts über ein bisschen frische Luft», pflegte er zu sagen. Father Ryan hatte nichts gegen Kälte, er mochte sie sogar. Die Zentralheizung im Haus seines Bruders fand er grässlich, und außerdem bekam er Ausschlag davon. Aber das hätte er natürlich nie gesagt, er verstieg sich sogar dazu, Gloria dafür zu danken, dass sie so fürsorglich gewesen war, ihm eine Heizdecke ins Bett zu legen.
Wir haben Mai! Was denkt sie sich nur?
Er freute sich schon auf die Rückfahrt am nächsten Tag. Er würde im Zug sitzen, mittags im Speisewagen essen, draußen die Landschaft an sich vorbeiziehen lassen und versuchen, seine Ängste und seine Schuldgefühle zu vergessen.
Ich habe es für dich getan, Harri. Vor allem für dich.
    Duncan warf einen besorgten Blick auf seine Frau. Er befürchtete, dass das alles zu viel für sie war und sie in eine schwere Depression versinken könnte. Das war schon einmal so gewesen, und Tage wie dieser kamen Duncan wie ein Testfall vor. Er wollte sie unbedingt beschützen, doch er wusste nicht so recht wie.
    «Bist du überhaupt noch bei uns, Glory?» So nannte er sie immer.
    Abwesend hob Gloria den Blick.
    «Mir ist kalt», sagte sie.
    Zum Teufel, das gibt’s doch nicht
, dachte Father Ryan.
    «Willst du dich vielleicht lieber hinlegen?», fragte Duncan. «Es war ein langer Tag.»
    «Nein», sagte sie. «Ich könnte ohnehin nicht schlafen.»
    «Ich stelle die Heizung ein bisschen höher.» Duncan stand auf und ließ die beiden allein.
    «Ist es unsere Schuld?», fragte Gloria flüsternd.
    «Das darfst du nicht einmal denken», sagte Father Ryan. «Wie könnte es unsere Schuld sein?»
    «Ich habe Angst», sagte sie. «Ich könnte es nicht ertragen, sie noch einmal zu verlieren.» Tränen glitzerten in ihren Augen.
    «Du hast sie doch nie verloren», erinnerte er seine Schwägerin und drückte ihre Hand.
    «Du weißt, was ich meine», sagte sie, und eine Träne rollte über ihre Wange. «Ich kann mein Kind nicht noch einmal verlieren.»
    Als Duncan zurückkam, wischte sie sich eine zweite Träne von der Wange. «Glory?»
    «Mir geht’s gut», log sie. Während er sich setzte, stand sie auf. «Vielleicht gehe ich doch schon ins Bett.»
    Duncan erhob sich wieder.
    «Nein», widersprach sie. «Es geht schon. Bleib bei Father Ryan. Iss erst mal zu Ende.»
    «Gute Nacht, mein Herz», sagte Duncan.
    «Gute Nacht, Liebling», gab sie zurück, als sie schon an der Tür stand.
    Father Ryan saß schweigend am Kamin, in dem dankenswerterweise kein Feuer brannte, und sah nachdenklichin sein Glas. Duncan setzte sich zu ihm. Nach einer Weile sprach Father Ryan die Ängste der Frau seines jüngeren Bruders an.
    «Harri fürchtet sich vor etwas Unbekanntem, etwas, das sie spürt, aber nicht benennen kann.»
    «Das muss sie nicht.»
    «Findest du nicht, dass
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