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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Autoren: Anna McPartlin
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ihrem Schwager.
    Father Ryan beugte sich über das Bett. «Hallo», sagte er. «Du bringst noch einen von uns ins Grab, Harri Ryan.»
    «Sorry, Onkel Thomas.»
    Father Ryan erlaubte nur den Zwillingen, ihn Onkel Thomas zu nennen. Für alle anderen, einschließlich seines Bruders und seiner Schwägerin, war er Father Ryan.
    «Tja, es heißt ja, aller guten Dinge sind drei.» Das war nämlich Harris zweite Panikattacke gewesen. Die erste hatte sie am Morgen ihres ersten missglückten Heiratsversuchs vor sechs Monaten gehabt.
    «Wo ist James?», fragte Harri erneut.
    Gloria legte die Hand an den Hals, wie sie es immer tat, wenn sie unruhig wurde. Duncan schwieg, und Father Ryan beschäftigte sich angelegentlich mit seinem Kaffeebecher. Dann sagte George: «Er war hier, Harri. Er hat sich davon überzeugt, dass es dir gutgeht, und dann ist er wieder gegangen.»
    «Jetzt hasst er mich», sagte sie und vergrub das Gesicht im Kopfkissen.
    «Er hasst dich nicht», sagte George. «Er ist nur enttäuscht.»
    «Ich habe ihn zwei Mal vorm Altar stehen lassen, George.»
    «Aber nicht mit Absicht.»
    «Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Anscheinend bin ich verrückt.»
    «Nein, sag doch nicht so etwas.» Gloria zwang sich zu einem Lächeln. «Jede Braut ist nervös.»
    «Aber sie landen trotzdem nicht in der Notaufnahme, verdammt!», gab Harri wütend zurück.
    «Harri, achte bitte auf deinen Ton», sagte ihr Dad.
    «Tut mir leid.»
    «Es ist schon gut, Schatz, wir stehen alle ein bisschen unter Spannung», gab er zurück.
    «Wo ist Melissa?»
    «Sie bringt die Kinder zu Gerry, und dann treffen wir uns bei mir», sagte George. Er vergoss versehentlich ein bisschen Kaffee auf sein Hemd. «Ach, das ist ja scheußlich!» Natürlich meinte er die Kaffeeflecken, aber er hätte genauso gut den ganzen Tag meinen können.
    Harri lag an dem Tag, an dem sie den zweiten Anlauf zum Heiraten gemacht hatte, in der Notaufnahme, und ihre Familie war bei ihr, um sie zu unterstützen, aber sie fühlte sich trotzdem unheimlich allein. Die Panik war weg. An ihre Stelle waren Entsetzen und eine Traurigkeit getreten, die Harris Gedanken lähmte.
Das wird er mir nie verzeihen. Wie konnte mir das nur noch einmal passieren? Was stimmt bloß nicht mit mir?
     
    George wohnte in einem Penthouse in Temple Bar. Er liebte die Lebendigkeit der Innenstadt. Er hatte die Wohnung vier Jahre zuvor gekauft, nachdem Nana gestorben war und den Zwillingen eine «kleine Starthilfe fürs Leben» hinterlassen hatte. Das geräumige Penthouse hatte auf zwei Stockwerken drei Zimmer mit hohen Decken. An den weiß gestrichenen Wänden hingen Kunstobjekte, die George auf seinen Reisen durch Afrika und Europa gesammelt hatte. Wenn es dunkel wurde, hatte er einenspektakulären Blick auf das Lichtermeer der Stadt, doch an diesem Abend waren die Jalousien heruntergelassen, und nur eine niedrige Lampe verbreitete sanftes Licht.
    «Darf die Patientin Wein trinken?», fragte Melissa, während sie George ein Glas einschenkte und er die Decke über Harris Beine breitete. Er hatte darauf bestanden, dass sie sich aufs Sofa legte.
    «Ihr Arzt würde nein sagen, aber ich denke, das ist schon okay.» Grinsend tätschelte er die zusammengefallene Frisur seiner Schwester. «Die solltest du wirklich mal waschen, sonst beschließt noch irgendein Tier, sich da einzunisten.»
    Melissa reichte Harri ein Glas Wein und machte es sich dann in Georges riesigem Lieblingssessel bequem.
    «Muss ich wirklich unter dieser Decke liegen?», fragte Harri und zupfte daran herum.
    «Ja», verkündete ihr Bruder.
    «Ich bin tatsächlich ziemlich müde», gab sie zu.
    Melissa stieß einen langen Seufzer aus und sagte dann: «Ich versteh’s einfach nicht. Wir wissen ja alle, wie sehr du es hasst, im Mittelpunkt zu stehen, und das lässt sich als Braut bei der Hochzeit kaum vermeiden. Aber ich versteh’s trotzdem nicht.»
    «Ich auch nicht.» Harri unterdrückte ihre Tränen.
    Nachdem George ihren Eltern gesagt hatte, dass sie ruhig schon gehen könnten, und Harri auf ihre Entlassung wartete, war sie zusammengebrochen. Sie weinte und jammerte und hörte erst damit auf, als der Arzt laut überlegte, ob er sie nicht doch besser auf die psychiatrische Station überweisen sollte. Sie versprach, nicht mehr zu weinen, und war entschlossen, dieses Versprechen einzuhalten.
    «Ich schon», sagte George, während er seinen Wein im Glas schwenkte und mit Kennerblick die Farbe begutachtete.
    «Und?», sagte Melissa, der es auf
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