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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Autoren: Anna McPartlin
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vergeigt, stimmt’s?»
    «Vielleicht hättest du nicht eine halbe Stunde von Ronnies Schuppenhaut erzählen sollen.»
    Er lachte. «Ich war nervös. Ich gebe nur Mist von mir, wenn ich nervös bin.»
    Sie lächelte. «Mein Bruder ist genauso. Nach der Beerdigung unserer Großmutter hat er Ewigkeiten davon geredet, dass sich im Bauchnabel Flusen sammeln können.»
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, und James bemerkte, dass Harris Hand nicht mehr auf dem Türgriff lag.
    «Du bist also aus der Übung», sagte Harri, kratzte sich im Nacken und sah geradeaus. Doch aus dem Augenwinkel bekam sie mit, dass sich James über die Stirn strich und grinste.
    «Ist eben schon eine Weile her.»
    «Aha», sagte sie. «Und was verstehst du unter einer Weile?», fügte sie möglichst lässig hinzu.
    Er lachte. «Du hältst mit deinen Fragen wohl nicht lange hinter dem Berg.»
    «Normalerweise schon», sagte sie. «Normalerweisehalte ich mit meinen Fragen nicht nur hinter dem Berg, sondern sogar hinter dem Mount Everest in einem unerforschten Zipfel von Tibet.»
    Er lachte laut auf.
    «Also?», bohrte sie.
Bin das wirklich ich, die hier so aufdringlich ist?
    «Zwei Jahre.»
    «Und warum habt ihr euch getrennt?»
    «Wir waren vier Jahre zusammen, dann hatte sie mich satt.»
    «Oh. Tut mir leid. Ich hätte nicht so neugierig sein sollen.»
    «Nein, ist schon in Ordnung. Es hat zwar ein bisschen gedauert, aber sie hat sich von mir erholt.» Er lachte, doch es klang etwas bitter. «Sie hat beschlossen, dass sie ein anderes Leben will, also hat sie mir das Herz gebrochen und ist nach Australien gegangen. Ich habe gehört, dass sie ungefähr ein halbes Jahr später so einen Surfer-Typ geheiratet hat.»
    Harri bereute, dass sie überhaupt gefragt hatte. Normalerweise steckte sie ihre Nase nicht in anderer Leute Angelegenheiten. «Ich hätte nicht fragen sollen. Jetzt fühle ich mich furchtbar.»
    «Warum denn?»
    «Einfach so.» Seufzend zuckte sie mit den Schultern.
    Harri wollte abgesehen von ihren nächsten Freunden nichts vom Privatleben anderer wissen, weil ihr traurige Geschichten immer viel zu nahe gingen. Wenn sie solche Dinge hörte, kam es ihr fast so vor, als hätte sie selbst diese negativen Erfahrungen gemacht. Immerzu schien Traurigkeit sie zu verfolgen, und es musste nicht einmal ihre eigene sein.
    «Und wie sieht es bei dir aus?», fragte er. Inzwischen hatte Harri nicht nur den Türgriff losgelassen, sondern James auch den Oberkörper zugewandt.
    «Ich war ungefähr ein Jahr mit einem Schreiner zusammen, er hieß Simon. Wir haben uns vor sechs Monaten getrennt. Es war kein besonderes Drama, wir haben einfach nicht zusammengepasst.»
    «Und vor Simon?»
    «Da hatte ich einen Freund von der Uni. Ian Grace. Er hat Verfahrenstechnik studiert. Wir waren etwas über drei Jahre zusammen.»
    «Am Trinity College?»
    «UCD.»
    «Und warum habt ihr euch getrennt?»
    «Er hat einen Job in Saudi-Arabien angenommen. Und ich mag die Sonne nicht besonders.»
    «Harri?»
    «Ja?»
    «Wenn ich verspreche, keinen Mist mehr zu erzählen, würdest du dich dann nochmal mit mir verabreden?»
    «Ja.»
    «Gut», sagte er und nickte. «Harri?»
    «Ja?»
    «Wäre es in Ordnung, wenn ich dich küsse? Es ist okay, wenn du nein sagst.»
    «Nein.»
    «Oh, verdammt!»
    «War nur ein Scherz!» Sie lachte, und damit war die Sache klar.
    Sie passten einfach gut zueinander.
    Sie arbeiteten beide viel, lasen gern, hatten beide keine besondere Vorliebe für Musik oder das Fernsehen,mochten lange Unterhaltungen, gemeinsames Kochen und hatten eine Menge Spaß miteinander. James besaß viel Humor, aber nicht auf die Ha-ha-was-bin-ich-für-ein-Komiker-Art, und er brachte Harri oft zum Lachen.
    Seine Witze waren eigentlich überhaupt nicht lustig, und doch konnte man einfach nur lachen. Also lachte Harri, und er klatschte vor Vergnügen in die Hände.
    «Mit dir stimmt eindeutig was nicht.»
    «Ach, ja? Aber du liebst meine Witze.»
    Das tat sie wirklich nicht, aber ihn liebte sie.
     
    Gedankenverloren sah Harri zum Fenster hinaus. Hinter Nanas Bank erstreckte sich die Straße, an der blühende Bäume den Frühling und eine neue Zeit ankündigten. Während sie so in das weiße Blütenmeer hinausträumte, überfiel sie ein schreckliches Gefühl. Es war wie eine große, alles mitreißende Welle. Panik stieg in ihr auf und drohte sie und alles, was sich in dem Raum befand, mitzureißen. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Mit einem Mal schien nichts mehr zu stimmen.
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