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Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Wo Dein Herz Zu Hause Ist

Titel: Wo Dein Herz Zu Hause Ist
Autoren: Anna McPartlin
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die Nerven ging, zur Zeugin dessen zu werden, was sie als blödsinnige Schmecktechniken bezeichnete, die er in einem noch blödsinnigeren Weinseminar gelernt hatte.
    «Sie ist noch nicht bereit für die Ehe, ganz einfach.»
    «Was soll das heißen, nicht bereit? Sie ist dreißig. Sie sind seit sechs Jahren zusammen. Sie haben eine gemeinsame Wohnung, ein runtergekommenes Cottage in Wexford und ein Riesenaquarium voll mit exotischen Fischen.»
    «Was willst du damit sagen?», fragte George und schwenkte sein Weinglas so, dass ein Ministrudel entstand.
    «Ich will damit sagen, dass sie sich schon vor drei Jahren gebunden hat, als sie den Kaufvertrag für die Wohnung unterschrieben hat, und vor zwei Jahren hat sie sich nochmal gebunden, als sie gegen meinen Rat diese Bruchbude in Wexford gekauft haben, und dann nochmal, als sie diese komischen Fische von seiner Großtante Edna übernommen haben, und könntest du mal aufhören, den Wein ewig im Glas kreisen zu lassen, und ihn einfach nur ganz normal trinken!»
    «Das ist alles nur äußerlicher Besitz. Besitz und Bindung sind zwei ganz unterschiedliche Dinge, und das hier ist meine Wohnung, also kann ich den Wein schwenken, solange ich will.»
    «Homo!»
    «Hexe!»
    «Könntet ihr mal mit diesem Gezicke aufhören?», fragteHarri und trank den Wein, von dem ihr der Arzt abgeraten hatte.
    «Sorry», sagte George.
    «Tut mir leid», fügte Melissa an.
    Melissa war Harris beste Freundin, seit die beiden fünf Jahre alt waren. Mit sechzehn war Melissa das erste und einzige Mädchen gewesen, mit dem George je ‹gegangen› war. Er beendete die Beziehung nach genau zwei Wochen, in denen sie sich einmal geküsst hatten. Ein halbes Jahr später erklärte er seiner Mutter, die gerade die Wäsche aufhängte, dass er sich für Jungs interessierte. Sie tat so, als sei sie kurzfristig taub geworden, und es sollte vier Jahre dauern, bis in ihrem Elternhaus das nächste Mal über Georges Sexualität gesprochen wurde.
    Eine Stunde war vergangen, und Harri wurde unheimlich schlecht. Melissa hielt ihr das Haar aus der Stirn, während sie den Rotwein und das halbe Croissant wieder von sich gab, das sie morgens gegessen hatte. Danach brachte Melissa Harri in Georges Gästezimmer ins Bett.
    «Melissa, fragst du dich auch immer, warum die Dinge passieren, wie sie passieren?», fragte Harri.
    «Pausenlos.»
    «Glaubst du, dass George recht hat?»
    «Tja, das wäre das erste Mal.» Melissa lachte.
    «Ich weiß nicht, was mit mir los ist.»
    «Du musst dir Zeit lassen.»
    «James will nicht mit mir reden.» Sie weinte wieder.
    «Am besten gibst du ihm ein bisschen Freiraum.»
    «Und wie lange? Einen Tag, eine Woche, ein Jahr?»
    «Harri, in der Kirche   … also, er war am Boden zerstört.»
    «Ich wollte ihn nicht verletzen.»
    «Das weiß ich. Wir finden schon noch heraus, woran es liegt, Harri. Versprochen.»
    Harri nickte, und im Hinausgehen schaltete Melissa das Licht aus.
    «Zu spät», flüsterte Harri vor sich hin. «Ich habe ihn verloren.» Sie lag in der Dunkelheit, und ihre Gefühle überwältigten sie.
    Melissa stand vor der Tür und hörte ihre beste Freundin schluchzen. Auch ihr liefen die Tränen übers Gesicht. Sie konnte nichts dagegen tun. Sie hatte es in James’ Augen gesehen. Etwas war in ihm zerbrochen. Es würde kein Zurück mehr geben. Harri hatte recht, sie hatte ihn verloren, und das fühlte sich wie ein kleiner Tod an – so, als ob man trauern müsste.
    Als Melissa wieder ins Wohnzimmer kam, hatte ihr George noch ein Glas Wein eingeschenkt. Sie setzten sich zusammen und genossen das Gefühl ihrer Vertrautheit.
    «Geht’s ihr gut?», fragte er.
    Melissa schüttelte den Kopf, und George wurde – untypisch für ihn – ganz still.
    «Was?», fragte Melissa, nachdem sie einen Moment geschwiegen hatten.
    «James glaubt, es liegt allein an ihm.»
    «Na ja, das kann man auch verstehen, oder? Zwei Heiratsversuche, zwei wirklich dramatische Panikattacken.»
    «Es war aber nicht das erste Mal», sagte George und rieb sich nachdenklich übers Kinn.
    «Das verstehe ich nicht.»
    «Als wir klein waren, ist das ziemlich oft passiert. So ungefähr, bis Harri fünf oder sechs Jahre alt war.»
    «Aber sie hat gesagt   …»
    «Sie erinnert sich nicht daran.»
    «Aber eure Eltern haben dem Arzt gesagt   …»
    «Sie haben gelogen.»
    «Warum? Warum sollten sie das tun?» Melissa hatte sich vorgebeugt und geflüstert, als könnte ihre Freundin sie oben im Bett hören.
    «Das weiß
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