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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso
Autoren: Michael Mary
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Streit ist damit beendet, eine gewisse Ratlosigkeit bleibt bestehen. Was nun? Dann tauchen Alternativen auf. Die beiden sprechen über Adoption, die ja möglich wäre, und darüber, dass man versuchen könnte, die Sterilisation chirurgisch rückgängig zu machen. Paul hätte vor solch einem Eingriff Angst, schließt ihn aber nicht aus. Die Beziehung ist an diesem Punkt wieder offen.
    Je näher sich zwei kommen, desto mehr erfahren sie voneinander. Dabei wird nicht nur Verbindendes, sondern auch Störendes oder Trennendes deutlich. Es bleibt nicht aus, dass sich im Lauf einer Anbahnung (und auch einer Beziehung) Dinge herausstellen, die man vorher nicht für möglich hielt.
    So ging es Fried, der von Hanna so fasziniert war, dass er mit ihr in den Urlaub fahren wollte und sich noch vieles mehr vorstellen konnte. Sie schien die richtige Frau für ein zukünftiges Leben zu sein. Er favorisierte einen Tauchurlaub auf den Malediven, was Hanna rundweg ablehnte. In der anschließenden Diskussion erfuhr er, dass sie 80.000 Euro Schulden hatte. Fried war platt. Die Frau hatte nicht nur wenig Geld zur Verfügung – was ihm schon aufgefallen war –, sie schob auch noch einen Schuldenberg vor sich her. Er war entsetzt darüber, »wie du einen Partner suchen kannst, wenn du so viele Schulden hast«. Er sagte ernsthaft: »Das hättest du mir gleich sagen sollen.«
    Als Hanna das hörte, staunte sie nicht schlecht und fing herzhaft an zu lachen. »Was erwartest du von mir? Dass ich zum ersten Date meine Kontoauszüge mitbringe? Oder dass ich so lange auf eine Beziehung verzichte, bis die Schulden weg sind?« Hanna gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Oder hast du Angst, für mich aufkommen zu müssen? Da mach dir mal keine Sorgen!« Nun war es an Fried zu staunen, nämlich darüber, wie locker jemand so viele Schulden nehmen konnte. Ihm wäre das unmöglich.
    Die beiden tauschten sich nun darüber aus, welche Bedeutung ihre Schulden für ihn und für sie haben. Er befürchtete, er müsse künftig alle Kosten für Urlaub, Essengehen etc. allein tragen. Für Hanna bedeuteten ihre Schulden eine Einschränkung, sie standen aber einer Beziehung nicht im Weg. Am Ende unterhielten sich die beiden darüber, wie sie mit dieser Situation umgehen könnten. Sie trafen die Regelung, keine finanziellen Ansprüche aneinander zu stellen. Das beinhaltete auch, dass Fried nicht von ihr verlangte, schnell von den Schulden weg zu kommen, und dass er unter Umständen allein Urlaub macht oder in ein teures Restaurant geht.
Manches darf offen bleiben
    Eine Traumlösung ist das nicht. Aber die beiden sind auch nicht in einem Traum, sondern in einer Beziehung. In Beziehung zu bleiben erfordert es, immer wieder schwierige Lagen und unerwartete Herausforderungen zu bewältigen. Wer dazu nicht bereit ist, sollte sich keine Beziehung antun.
    Fried und Hanna ist es gelungen, in Beziehung zu bleiben, obwohl äußere Umstände ihnen das erschwerten. Die Regelung war vorläufig und ließ eine Menge offen. Fried konnte nicht verstehen, wie man so viele Schulden macht, Hanna konnte nicht verstehen, wieso man sich deshalb so große Sorgen machen muss. Der Konflikt wurde nicht gelöst, die Schulden sind immer noch da und stehen, wenn es um Urlaub oder Ausgaben geht, zwischen den beiden. Wie eine dauerhafte Lösung aussehen könnte und was für Komplikationen sie entstehen lässt, bleibt vage. Aber damit die Beziehung weitergehen kann, ist genau das wichtig: dass Dinge vage bleiben dürfen. Fried stand kurz davor, sich von Voraussagen leiten zu lassen, genauer gesagt von Befürchtungen. Aber nicht immer sind Unterschiede lösbar, und man kann auch nicht alles verstehen, manches bleibt offen und vage. Einer Beziehung muss das nicht unbedingt im Weg stehen.
    Wenn es gut geht, erklären sich die potenziellen Partner irgendwann zu einem Paar. Damit können die schönen Verbindungen erhalten bleiben, und die Liebe kann sich entfalten. Die Werkzeuge Neugier, Staunen und Wundern gehören dennoch nicht in den Abstellraum, man sollte sie griffbereit deponieren. Denn Beziehungen haben mächtige Gegner: nämlich die Partner selbst. Auch in erklärten Beziehungen kommt es darauf an, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen, sondern in Beziehung zu sein und zu bleiben. Und dabei hilft die intelligente Dummheit.
WENN EINE BEZIEHUNG ANGEFANGEN HAT
    Sie haben sich auf eine Beziehung eingelassen, und scheinen am Ziel angekommen zu sein. Oftmals fühlt es sich auch so an: Partner, die
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