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Wo bist du und wenn nicht wieso

Wo bist du und wenn nicht wieso

Titel: Wo bist du und wenn nicht wieso
Autoren: Michael Mary
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sich aber nicht verhandeln. Was den einen und was den anderen glücklich macht – das kann nicht Gegenstand von Diskussionen sein und nicht in Verträgen und deren Klauseln unterkommen. Lediglich wie man damit umgeht, kann man aushandeln. Wer aber Gefühle behandelt wie Dinge ist nicht in Beziehung zueinander, denn das erfordert, das Empfinden beider Partner zu berücksichtigen. Das geschieht hier erst im Nachhinein, als sie erkennen, wie wichtig dessen Hobby für ihn ist, und machen den Schritt hin zu Bezogenheit.
    Hätten sich die beiden, statt zu verhandeln, Zeit genommen und einander offenbart, hätten sie zwar Missstimmungen und Auseinandersetzungen riskiert. Aber sie hätten dabei um eine Lösung gerungen, die jedem einzelnen gerecht wird, und es wäre kein Kompromiss nötig gewesen. Das Beispiel zeigt: Der Ruf des Kompromisses ist sehr viel besser als seine Auswirkungen.
Liebe ist nicht verhandelbar
    Der verbreiteten Kompromissbereitschaft in Beziehungen liegt ein Irrtum zugrunde. Dieser Irrtum besteht darin, Liebe und Partnerschaft miteinander gleichzusetzen. Die beiden Bindungsformen folgen aber unterschiedlichen Logiken. Die Liebe ist gefühlsbestimmt. Deshalb kann man über Liebesdinge nicht verhandeln. Man kann sich schwer vorstellen, einen Kompromiss auszuhandeln, in dem der eine Partner beispielsweise dienstags für Begehren zu sorgen hat, während der andere die Aufgabe übernimmt, sonntags für Entspannung und Harmonie zu sorgen. Das ist Quatsch, so etwas geht nicht. Und weil Liebesdinge nicht verhandelbar sind, kann man sie auch nicht in Kompromisse einbinden. Wer die Wäsche macht und wer die Kinder zur Schule bringt, das kann man aushandeln, aber das hat nichts mit Liebe zu tun, sondern mit Partnerschaft und den darin übernommenen Pflichten.
    Liebe und Gefühle sind zwar nicht verhandelbar, aber trotzdem nicht unveränderbar. Stellen wir uns beispielsweise vor, Konrad hätte Krebs und nur noch einige Jahre zu leben. Dann würde Angelika sicherlich gern mit ihm ans Meer fahren – und auf ihren Bergurlaub verzichten. In dem Fall würde sie aber ein Opfer bringen und keinen Vertrag schließen. Dieses Verhalten passt zur Liebe, es entspricht ihr. Die Liebe schenkt, sie schenkt gern, sie opfert, und sie opfert gern. Aber die Opfer der Liebe werden nicht gefordert, sondern dem Partner gebracht. Und ein Opfer, das nicht gern gebracht wird, ist es nicht wert, angenommen zu werden.
Von Herzen schenken
    Die offene Frage, vor der Partner im Falle unterschiedlicher Bedürfnisse oder Pläne stehen, lautet demnach: Kann ich den Partner dazu bringen, mir entgegenzukommen? Kann ich ihn dazu bringen, mir ein Geschenk zu machen, und das auch noch gern? Die beste Möglichkeit, die ich kenne, besteht darin, sich dem Partner zu offenbaren. Das kann etwas sehr Unterschiedliches bedeuten. Es kann heißen, von seinen Sehnsüchten und Wunschträumen zu erzählen, Einblick in die eigene Gefühlswelt zu geben, in seine Ängste und Zustände. Es kann heißen, Grenzen, die man nicht überschreiten will, zu verdeutlichen, Motive zu erläutern und deren Entstehungsgeschichten zu erzählen. All das kann nichts erzwingen, aber es kann beim Gegenüber etwas auslösen , beispielsweise ein Entgegenkommen oder die Bereitschaft, ein Geschenk zu machen.
    Dauerhaft suchende Singles wollen etwas erzwingen, eine Passung, eine Beziehung; und das geht gründlich daneben. Und auch in einer Beziehung lässt sich nichts erzwingen. Bei dem Versuch kommen fragwürdige Kompromisse heraus, und die Partner provozieren damit Unglück oder Machtkämpfe. Liebe kann nicht erzwungen, sondern nur ausgelöst werden – indem sich die Partner einander zeigen.
Selbstoffenbarung als Beziehungsauslöser
    Wenn sich beide Partner offenbaren, sind die Chancen am größten, dass jeder in der Beziehung unterkommt und sich gern darin aufhält. Denn dann kann jeder die Beziehung haben und gleichzeitig das Gefühl bewahren, ein Individuum zu bleiben.
    Die Antwort auf die Frage, was man tun kann, um eine Beziehung zu erhalten, lautet also: Bleibe in Beziehung! Beziehe dich auf die Gedanken-, Gefühls- und Vorstellungswelt deines Partners und sorge dafür, dass er an deiner Gedanken-, Gefühls- und Vorstellungswelt teilhat. Öffne dich ihm!
    Das ist aber gar nicht so einfach und geht natürlich selten reibungslos ab. Außerdem kann man nur offenbaren, was man von sich weiß. Wenn ich aber lediglich weiß, dass ich ärgerlich auf den Partner bin, kann ich ihm die
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