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Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

Titel: Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
Autoren: Romana Grimm
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Schoßköter werden, oh mein Gott. Sie werden mich dafür hassen und mir die Kehle rausreißen, bevor das passiert. Und dann die Wirbelsäule, und dann werfen sie mich irgendeinem Bären zum Fraß vor, weil ich nicht mal zum Fressen gut genug für sie bin.“ Er presste fest die Lippen aufeinander. „Fuck!“
    Er fand einen aus dem Boden ragenden Findling und setzte sich darauf. Für ein paar Minuten atmete er in seine gefalteten Hände. Es gelang ihm gerade so, eine ausgewachsene Panikattacke abzuwenden, doch gegen die schuldbewussten Tränen konnte er nichts tun. Die enorme Tragweite des Desasters von letzter Nacht lähmte ihn mehr, als Archies Tod es getan hatte. Archie hatte es wenigstens hinter sich, die Blackwoods mussten mit seinem Versagen leben und den siechenden Verfall mit ansehen. Der Gedanke war unerträglich.
    „Was soll ich bloß tun? “, fragte er kläglich. Vergeblich suchte er nach einem Taschentuch und wischte sich schließlich ergeben mit dem Ärmel seines Pullovers über das Gesicht. „Wie kann ich das wieder gutmachen? Diane, wie kann ich es wieder gut machen? “
    Doch noch immer regte sich nichts. Außer seinem Elend, den Kopfschmerzen vom Heulen und deplatziertem Hunger empfand Seth nichts. Es war keine tröstende Stimme in seinem Kopf, kein warmes Kitzeln an den Härchen auf seinem Arm. Da war einfach gar nichts. Er fühlte sich ausgebrannt und leer, und er hasste es.
    Der Durst trieb ihn schließlich von seinem Sitzplatz herunter. An einigen Laubbäumen schlürfte er das Tauwasser von den Blättern, nur machte das seinen Durst unglücklicher weise eher schlimmer als besser. Nur wenig später war der Tau verdunstet und er musste darauf hoffen, irgendwo eine der vielen Quellen in den Wäldern zu entdecken, bevor er begann, zu halluzinieren und sich endgültig verirrte.
    „Weißt du, ich kann total verstehen, dass Brianna die Quelle versteckt hat “, schnaufte er eine halbe Stunde später. „Die Blackwoods sind totale Warmduscher. Aber sie wollte ihnen bestimmt nicht die Kräfte wegnehmen.“ Er kaute auf seiner aufgesprungenen Unterlippe herum, als er nachdachte. „Kannst du nicht einen von ihnen hinführen? Und dann das Gedächtnis löschen? Oder einen Menschen? Irgendwer, damit die Quelle nicht versiegen muss?“
    Noch immer kam keinerlei Antwort. Aber, und Seth hoffte und betete mit jeder Faser seines Seins, dass er es sich nicht einbildete, da war ein winziges Flittern am äußersten Rand seines Blickfelds gewesen. Die Erleichterung nahm ihm fast das Gleichgewicht, sodass er über seine eigenen Füße strauchelte.
    „Du kannst mich hören “, flüsterte er. „Scheiße, Mann, du kannst mich hören!“
    Seth stolperte vorwärts, kämpfte sich durch junge, dicht belaubte Äste und schreckte unbeabsichtigt ein paar Rehe auf, die in einer winzigen Lichtung ästen.
    „Bitte, Diane! Zeig ihnen, wo die verdammte Quelle ist! Lass sie nicht für meine Dummheit bezahlen.“ Er drehte sich im Kreis, die Arme ausgebreitet. „ Diane! “
    Wieder ein Flittern, diesmal jedoch auf seinem rechten Ellenbogen. Er wirbelte herum und lief, so schnell der Boden es erlaubte, in diese Richtung.
    „Ist da jemand?“, fragte Seth atemlos. „Ein Blackwood? Ich sage dir, wenn ich irgendwem verraten würde, wo diese verdammte Quelle ist“, er unterbrach sich und sog gierig die frische Luft ein, „dann wäre es Aaron. Immer noch ein Warmduscher, aber er ist okay. Glaube ich.“
    Voller Hoffnung stürmte Seth einen felsigen, von Humus dick bedeckten Hang hinab. Die Luft wurde schwerer, feuchter, und das Geräusch seiner Schritte auf dem dicken, laubbedeckten Boden dumpfer.
    „ Hey! “, rief er in die nebelige Stille. „Ist hier jemand?“
    Er horchte aufmerksam, konnte aber nichts hören. Vorsichtig ging er weiter. Das Trillern eines Vogels wurde von glitzerndem Nebel verschluckt und Seths Zunge schmeckte die erfrischende Süße von klarem Wasser.
    „Hallo?“ Seth wagte sich noch ein bisschen weiter vor. Ganz leise, es war über das Vogelgezwitscher kaum zu hören, plätscherte es zu seiner linken. „Irgendein Blackwood in der Nähe?“
    Da war niemand, nur Seth mit seinem wummernden Herzen und den schweißfeuchten, erdverkrusteten Händen und eine enorme, uralte Weide, deren dicht belaubte Äste schützend über den zerfallenen Felsen hingen.
    „Tu mir das nicht an, Diane“, bettelte er, während seine Füße sich selbstständig machten. „Bitte, bitte tu mir das nicht an. Und tu es vor allem
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