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Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)

Titel: Witch Boy: Stadt der Geister (German Edition)
Autoren: Romana Grimm
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sagte Seth.
    Suzannes Eltern gingen später am Abend aus; sie hatten teure Karten für das Theater in Center Harbour und überließen den Jugendlichen nach ein wenig gutem Zureden das Haus. Sie schauten sich alle drei Iron Man Filme hintereinander an, aßen das komplette Popcorn auf, dass Mr. Dorey zubereitet hatte und griffen sich während des dritten Films Suzannes Poesie-Album, wo sie Archie eine Doppelseite voll mit Sprüchen und schlechten Zeichnungen widmeten.
    Es war schon nach zehn, als Seth seinen tonnenschweren Rucksack auf den Rücken hievte und sich von den anderen verabschiedete.
    Er gab die gleiche Stelle, an die er das erste Mal in den Wald gefahren war, in sein Navigationssystem ein und rief unterwegs Aaron an.
    „Yo, Blackwood. Es gibt da tatsächlich etwas, bei dem du mir helfen kannst“, sagte er, ohne sich mit Höflichkeiten aufzuhalten.
    „Was brauchst du? “
    „Eine Aussetzung meiner lebenslänglichen Verbannung aus eurem Wald. “
    „Morgan, du bist ein Idiot. “ Aaron hielt kurz das Mikro seines Smartphones zu und diskutierte mit jemandem. „Du kannst passieren.“
    „Danke, Mann. “
    Seth legte auf und trat so fest in die Pedale, wie er konnte. Er war froh über die neue Radlampe, die sein Vater ihm bei der Reparatur seines Fahrrads gekauft hatte, denn es war wegen der gerade erst aufreißenden Wolkendecke verdammt dunkel auf den Straßen am Stadtrand. Die Blackwoods, die hier lebten, schätzten ihre Privatsphäre ganz offensichtlich mehr, als die Sicherheit der paar Menschen, die ihr ab und zu vorbeikamen.
    Aber trotz mangelnder Beleuchtung ließ Seth die belebten Straßen und hübschen Häuser schnell hinter sich. Sein Rad schloss er am Fahrradständer des Waldparkplatzes an und stapfte zu Fuß weiter, wie er es schon beim ersten Mal getan hatte. Der fahle Mondschein, der nun alle paar Sekunden durch die treibenden Wolken brach, erlaubte eine ausreichende Sicht, doch zur Sicherheit nahm er trotzdem die mitgebrachte Taschenlampe in die Hand.
    „Hey, Diane “, sagte er leise. „Ist ganz schön windig heute Nacht. Ich könnte noch mal Wasser aus dem Bach brauchen, wenn es dir nichts ausmacht. Hab‘ extra eine Glasflasche von Suzannes Eltern mitgehen lassen.“
    Er wusste nicht, ob es an seiner Bitte lag, oder daran, dass er sich tatsächlich noch an den Weg erinnerte, aber nur wenig später hörte er das Plätschern von Wasser über Stein und beeilte sich, die ausgediente Milchflasche zu füllen und selbst ein paar Schlucke zu trinken.
    Danach ging es weiter, sprichwörtlich über Stock und Stein. Mehr als einmal glaubte Seth, gleich den eisverhangenen Eingang ins Reich der Spinne zu entdecken, so bekannt erschien ihm alles, doch dann tauchte unverhofft ein Baum auf, den er noch nie gesehen hatte, und zerstörte die Illusion wieder.
    Weiter und weiter wanderte er. Sich zu orientieren gab Seth schnell auf, da es keine Wege oder Pfade oder auch nur Markierungen für verirrte Wanderer gab. Der Wind hatte beinahe alle Wolken vom Himmel vertrieben, als er endlich eine Lichtung, die Lichtung, fand, die er sich für sein Vorhaben vorgestellt hatte. In der Mitte wuchs saftiges Gras und außen, an der Baumgrenze, reckten sich zahllose Herbstblumen in allen erdenklichen Farben ins Mondlicht.
    Er ging mitten hinein, drehte sich einmal um sich selbst und nahm den Frieden und die Ruhe des Ortes auf, dann machte er sich an die Arbeit. Zuallererst schaltete er sein Telefon aus. Anschließend breitete er einen bunten Schal, den seine Großmutter ihm vor Jahren gestrickt hatte, aus, platzierte seine neue Holztruhe darauf und stellte die bis zum Rand gefüllte Glasflasche daneben. Danach nahm er das ebenfalls neu gekaufte Küchenmesser aus seiner Verpackung und ging an den Rand der Lichtung, wo er so viele Blumen schnitt, wie seine Arme tragen konnten.
    „Danke“, flüsterte er für jede Handvoll, die er nahm.
    Um seinen gewählten Platz herum legte er aus den Blumen einen Kreis und stellte an den vier Himmelsrichtungspunkten je ein großes Grablicht auf. Er war kurz erstaunt darüber, wie selbstverständlich es für ihn schon war, im Uhrzeigersinn herumzugehen, von Osten nach Norden, und den Schutzkreis zu bilden. Auf seinem zweiten Rundgang zündete Seth die Kerzen an und vergrub jeweils einen kleinen Hämatit, während er im Geiste die Elemente anrief und um ihren besonderen Beistand bat.
    „So“, sagte er nach vollbrachter Arbeit und sah sich sein Werk an. Er glaubte zu spinnen, und doch
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