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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen
Autoren: Cornelius Grupen
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innewohnt wahre Gewissheit.“ Der Abschnitt über die Täuschungen der Sinneswahrnehmung, die „Schein-Meinungen“, ist größtenteils verloren. In den erhaltenen Versen über den Weg der Wahrheit heißt es: „Nur das Seiende ist; denn Sein ist, ein Nichts dagegen ist nicht; das heiße ich dich wohl beherzigen.“ Parmenides bekräftigt damit seine Forderung, die Suche nach Wahrheit ausschließlich am Sein auszurichten. Richtiges Denken sei wie das Sein selbst: solide, unvergänglich, unerschütterlich. Das Nichtseiende dagegen, so Parmenides, dürfe der Wahrheitssuchende weder aussprechen noch denken.
Die Schule von Elea
    Anders als seine Vorgänger lehrte Parmenides nicht in Kleinasien, sondern in der griechischen Kolonie Elea an der Westküste Italiens. Mit ihrem Schauplatz verschob sich auch der inhaltliche Schwerpunkt der Philosophie: von der Natur zu den Begriffen und Strukturen des Denkens. Parmenides war der wichtigste Vertreter der Schule von Elea und wurde zu einem der einflussreichsten Denker der Antike. Platon wandte sich in seinem Spätwerk der Seinslehre zu und widmete Parmenides einen ganzen Dialog, in dem Sokrates und Parmenides die Lehre vom „einen Sein“ einer kritischen Prüfung unterziehen.

Parmenides in Raffaels (eigentl. Raffaello Santi, 1483–1520) „Die Schule von Athen“. Ursprünglich war das berühmte Fresko (entstanden um 1511, Vatikanische Museen, Rom) Teil eines Zyklus, den Raffael für die Stanza della Segnatura im Apostolischen Palast anfertigte. Neben Parmenides finden sich hier Darstellungen von bedeutenden Philosophen und Wissenschaftlern von der Antike bis zur Renaissancezeit
.
    (c) Interfoto, München

Logische Paradoxa: Alle Kreter lügen
Epimenides (um 500 v. Chr.)
    Der griechische Dichter, Priester und Philosoph Epimenides sagte einst: „Alle Kreter sind Lügner.“ Der Haken bei der Sache: Epimenides war selbst Kreter. Übersetzt man das Problem in einen einfachen logischen Schluss, ergibt sich: „Alle Kreter sind Lügner“ plus „Epimenides ist ein Kreter“ gleich „Epimenides ist ein Lügner“. Formal ist weder an den ursprünglichen Sätzen noch an ihrer „Zusammenrechnung“ etwas auszusetzen, aber im Licht der Schlussfolgerung gerät die Voraussetzung ins Wanken. Wenn Epimenides selbst ein Lügner ist, kann man dann seiner Aussage trauen? Traut man ihm aber nicht, bricht die Schlussfolgerung zusammen. Es liegt ein formaler Widerspruch vor, in der Logik Paradoxon (nach griech.
para
, gegen, und
doxa
, Meinung) genannt. Ein Selbstwiderspruch wie der Satz des Epimenides heißt auch Antinomie (nach griech.
anti
, gegen, und
nomos
, Gesetz).
Achill und die Schildkröte
    Einen eigenen Komplex der Widersprüche bilden die Paradoxa der Bewegung, die dem Parmenides-Schüler Zenon von Elea (um 490–430 v. Chr.) zugeschrieben werden. Das berühmteste handelt von Achill und der Schildkröte. Wenn Achill, der gefeierte Athlet, in einem Wettrennen einer Schildkröte auch nur einen kleinen Vorsprung einräumte, könne er sie nie einholen. Denn in der Zeit, die Achill braucht, um den Vorsprung aufzuholen, hat die Schildkröte selbst ein kleines Stück Weg zurückgelegt. Auch dieses Stück muss Achill wieder aufholen, und wieder schiebt die Schildkröte sich ein wenig voran. Der Vorsprung schrumpft, bis man Achills Rückstand kaum noch erkennen kann, aber er wird die Schildkröte niemals einholen. Irgendetwas stimmt da nicht, so viel ist klar. Aber was? Gesunder Menschenverstand reicht nicht aus, um solche Paradoxien aufzulösen. Zenons Paradoxa der Bewegung etwa sind erst befriedigend aufzulösen, seit Gottfried Wilhelm Leibniz (1646–1716) und Isaac Newton (1642–1727) mit der Infinitesimalrechnung eine Methode entwickelt haben, mathematische Funktionen auf beliebig kleinen Abschnitten widerspruchsfrei zu beschreiben.
    Zeitreisen
    Eine unerschöpfliche Quelle von Paradoxien ist das Gedankenexperiment der Zeitreise. Ein Beispiel ist das so genannte Großvater-Paradoxon. Angenommen, ich begebe mich auf eine Reise in die Vergangenheit und töte dort meinen eigenen Großvater. Ohne ihn aber werde ich niemals geboren, so dass es in der Zukunft niemanden gibt, der die Reise überhaupt hätte antreten können. Der Kosmologe Stephen Hawking (*1942) hält Zeitreisen zwar für möglich, schließt aber Reisen in die Vergangenheit aus. Sein Argument: Die Vergangenheit sei, von der Gegenwart aus betrachtet, schon passiert und damit abgeschlossen, die Zukunft hingegen noch
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