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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen
Autoren: Cornelius Grupen
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die modern anmutende Theorie von den Atomen der griechische Philosoph Demokrit, Jahrtausende vor der Entdeckung von Radioaktivität und Quantenphysik. Er gilt daher als antiker Vorläufer der modernen Atomtheorie. Die Naturphilosophen der milesischen Schule haben sich schon vor geraumer Zeit mit der Frage nach dem ursprünglichen Baustoff der Welt beschäftigt. Thales (um 625–547/546 v. Chr.) lehrte, die Welt sei aus Wasser entstanden. Anaximenes (585–525 v. Chr.) dagegen glaubte, alles bestehe aus Luft. Aus deren Verdichtung entstehe das Gestein, aus ihrer Verdünnung dagegen das Feuer, das wiederum Heraklit (um 544–483 v. Chr.) für den Urstoff hielt.
Verschiedenheit der Bausteine
    Demokrit von Abdera und sein Lehrer Leukipp (5. Jahrhundert v. Chr.) fragten sich, wie die Verschiedenheit der Dinge und ihrer Eigenschaften zu erklären sei, wenn letztlich doch alles aus demselben Material bestünde. So kamen sie darauf, dass der wahre Baustoff der Welt eine große Vielfalt kleinster Teilchen mit verschiedenen Formen sein müsse. Alles bestehe aus diesen Teilchen und aus der sie umgebenden Leere, sie selbst aber seien nicht weiter teilbar. Deshalb nannten sie diese kleinen Teilchen „Atome“ (nach griech.
atomos
, unzerschneidbar). Aus ihnen fügen sich alle Dinge der Welt zusammen. Ursprung und Gestalt des Kosmos erklären die Atomisten mit der rein mechanischen Theorie der Bewegung der Atome im leeren Raum. Da die Atome nach Demokrit unterschiedlich schwer sind, bewegen sie sich auch in unterschiedlicher Weise. Der Kosmos habe sich durch einen Wirbel der leichten Teilchen nach außen und der schweren nach innen entwickelt. Die äußeren Teilchen bildeten die Gestirne, die inneren Himmel und Erde.
    Der lachende Philosoph
    Wie Epikur verstand Demokrit die Naturforschung als ein Mittel gegen Furcht und Unruhe. Deswegen zog er aus seiner Atomtheorie auch lebenspraktische Konsequenzen. Er glaubte, auch der Mensch bestehe aus Atomen, und zwar aus einer dicht gepackten Mischung grober Körperatome und feiner Seelenatome. Um der inneren Ausgeglichenheit willen müsse man starke Bewegungen der Seelenatome vermeiden. Daher riet Demokrit zu einem Leben in heiterer Besonnenheit, was ihm den Beinamen „der lachende Philosoph“ einbrachte
.
Auf Gottes Spuren
    Der Atomismus steht im Zentrum von Demokrits Lehre, ist aber nicht ihr Ausgangspunkt, weil man die winzigen Atome nicht direkt beobachten kann. Vielmehr schließt Demokrit von der Vielgestaltigkeit der Natur auf die Atome als deren Erklärung. Diese Denkbewegung ähnelt der Lehre, die unter anderem Augustinus (354–430), Albertus Magnus (um 1200–1280) und Duns Scotus (um 1266–1308) vertraten: Der Schöpfer habe in der Schöpfung eine Spur hinterlassen, und der Theologe begebe sich wie ein Fährtenleser auf die Suche nach den Fußspuren Gottes. Der Elementarteilchenphysiker und Nobelpreisträger Leon Lederman (*1922) entwickelte einen ähnlichen Gedanken, als er das Higgs-Teilchen, ein hypothetisches Elementarteilchen, in seinem gleichnamigen Buch von 1993 „The God Particle“ taufte.

Im Gemälde „Heraklit und Demokrit“ aus dem Jahr 1487 von Donato Bramante (um 1444–1514) hat der Künstler einen lachenden Demokrit und einen weinenden Heraklit abgebildet
.
    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt

Das Höhlengleichnis: Platons philosophisches Lichtspieltheater
Platon (427–347 v. Chr.)
    Platon war kein Freund der Bilder und auch kein Freund der Bewegung. Trotzdem hat er sozusagen das erste Kino beschrieben. Wie in jedem anderen Kino sitzt das Publikum darin mit dem Rücken zum Licht, und wie in jedem anderen Kino sieht es auf der gegenüberliegenden Wand Figuren und Gegenstände in Bewegung. Trotzdem ist dies kein gewöhnliches Kino. Denn fesselnd ist die Vorstellung nicht nur im übertragenen, sondern auch im wörtlichen Sinn. Die Zuschauer in Platons Höhle sind angekettet. Sie können nicht einfach aufstehen und fortgehen. Sie können nicht einmal den Kopf abwenden vom Schattenspiel auf der Höhlenwand.
Schattenspiel
    So heißt es in Platons „Politeia“ (griech. für „Der Staat”): „Sieh nämlich Menschen wie in einer unterirdischen höhlenartigen Wohnung. In dieser seien sie von Kindheit an gefesselt, so dass sie auf demselben Fleck bleiben und auch nur nach vorne hin sehen. Licht aber haben sie von einem Feuer, das (…) hinter ihnen brennt. Zwischen dem Feuer und den Gefangenen geht oben her (…) eine Mauer (…). Sieh nun längs dieser Mauer
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