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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen
Autoren: Cornelius Grupen
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Menschen allerlei Gefäße tragen, (…) einige, wie natürlich, reden dabei, andere schweigen.“ Platon lässt Sokrates fragen, was passierte, wenn man einen dieser Menschen zwänge, die Höhle zu verlassen und ins Sonnenlicht zu treten. Nachdem er sich an das grelle Licht gewöhnt habe, würde er erkennen, dass er in der Höhle nur Schatten künstlicher Gegenstände gesehen hat und nicht die reale Welt. Kehrte er in die Höhle zurück. um seinen Mitgefangenen von seiner Erkenntnis zu berichten, würden sie ihn allerdings auslachen und ihm keinen Glauben schenken.
    Der Anfang aller Anmerkungen
    1929 beschrieb der englische Mathematiker Alfred North Whitehead (1861–1947) die gesamte europäische Philosophie als „eine Reihe von Fußnoten zu Platon“. Bisher hat ihm niemand ernstlich widersprochen. Platon steht für die Philosophie wie Bach für die Musik, Dante für die Dichtung oder Einstein für die Physik. Alle Philosophie nach Platon ist auf direkte oder indirekte Weise immer auch Auseinandersetzung mit seinem geistigen Erbe. Platon selbst hat sein Denken fast ausschließlich in philosophischen Gesprächen entfaltet, oft mit seinem Lehrer Sokrates als Hauptredner. Zu seinen wichtigsten Dialogen gehören „Der Staat“ (über die beste Verfassung) und der „Phaidon“ (über die Unsterblichkeit der Seele)
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Sie sind wie wir
    Am Ende der Beschreibung dieser „seltsamen Gefangenen“ in Platons „Politeia” fällt der entscheidende Satz: „Sie sind wie wir.“ Dieser Satz weist den Weg zum Verständnis nicht nur des Gleichnisses, nicht nur der „Politeia“, sondern der platonischen Philosophie insgesamt. Die menschliche Existenz beschreibt er als Gefangenschaft und den Körper als Gefängnis der unsterblichen Seele. Wir fristen unsere Erdentage weit entfernt von der natürlichen Heimat der Seele, der Welt der Ideen, von denen die Welt, wie wir sie kennen, nur ein schwacher Abglanz ist. Im Alltag begegnen uns viele gute Dinge, aber Platon geht es um das Gute selbst. Mit dem Höhlengleichnis beschreibt er den aus seiner Sicht größten Mangel unserer Existenz, die Verbannung aus der wahren Welt. Seine gesamte Philosophie ist geprägt vom Kampf gegen die vielen Irrtümer, die sich aus der Ideenferne ergeben. Wenn das uns vertraute Leben nur ein Übergang ist und mit dem Tod das wahre Leben der Seele erst (wieder) beginnt, darf kein Tag verschwendet werden. Endziel der platonischen Philosophie ist die Vorbereitung auf das Leben nach dem Tod durch die Annäherung an die Welt der Ideen im philosophischen Gespräch.

Stich nach einer Illustration des Höhlengleichnisses durch Edmond Le Chevallier-Chevignard (1825–1902) in „Magasin Pittoresque“ vom Juli 1855. Obwohl das Höhlengleichnis zu den bekanntesten Texten Platons zählt, wird es in der bildenden Kunst nur äußerst selten dargestellt
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    (c) Interfoto, München

Das untersuchte Leben
Platon (427–347 v. Chr.)
    Gutes Leben ist verborgenes Leben, darin waren sich die größten Geister von Heraklit (um 544–483 v. Chr.) bis René Descartes (1596–1650), von Epikur (um 341–270 v. Chr.) bis Ovid (um 43 v. Chr.–18 n. Chr.) einig. Aber keiner hat diese Einsicht ernster genommen als Platon.
    Er inszeniert seine Dialoge wie philosophische Theaterstücke und lässt darin bewusst seinen bewunderten Lehrer für sich sprechen: Sokrates (469–399 v. Chr.), den kleinen Mann mit den großen Fragen. Zuweilen scheinen aber auch andere Gesprächsteilnehmer Platons Ansichten zu vertreten, und in seinem großem Spätwerk, den „Gesetzen“, tritt Sokrates gar nicht auf.
Von der Tugend zur Erkenntnis
    Mit der Emanzipation von seinem Lehrer Sokrates geht eine inhaltliche Verschiebung der behandelten Themen einher. In den frühen, von Sokrates geprägten Dialogen geht es hauptsächlich um ethische Fragen: Frömmigkeit, Besonnenheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, das Wesen und die Erreichbarkeit der Tugend oder um Freundschaft und Liebe.
    Die späteren Dialoge handeln dagegen vermehrt von erkenntnistheoretischen und politischen Problemen. So geht es etwa in den „Gesetzen” um ein fiktives Staatswesen, im „Parmenides” um das Sein der Ideen und im „Theaitetos” um den Begriff des Wissens.
Philosophisches Versteckspiel
    Platon selbst wird in seinen eigenen Texten nur ein einziges Mal erwähnt. Zusätzlich zur Geheimniskrämerei um die eigene Person gibt Platon sich größte Mühe, mit verschiedenen literarischen Mitteln beim Leser Zweifel an der
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