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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen
Autoren: Cornelius Grupen
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„Dunklen“ nannten – ein Beiname, der ihm bis heute geblieben ist. Das älteste und einzig verbürgte antike Bildnis Heraklits ist zwar in seiner Heimatstadt Ephesos entstanden – allerdings erst rund 600 Jahre nach seinem Tod.
    Die Stadt ehrte ihren schon im Altertum berühmten Sohn um 150 n. Chr. mit einer winzigen Bronzemünze. Diese zeigt ihn bärtig und mit einem kurzen Knotenstock ausgestattet, der das Symbol der Basiliden (nach griech.
basileus
, König), des vornehmsten Adelsgeschlechts seiner Heimatstadt, war. Es heißt, Heraklit sei von königlicher Abstammung gewesen, habe aber zugunsten seines jüngeren Bruders auf die Königswürde verzichtet. Eine Einladung des mächtigen Perserkönigs Dareios I. (549–486 v. Chr.) an dessen Hof soll Heraklit wegen seiner Abneigung gegen Pomp und Glitzerschmuck abgelehnt haben.
Die Welt ist in Bewegung
    Heraklit behauptete, niemand könne zweimal in den gleichen Fluss steigen, weil es gar keinen Fluss gebe, sondern nur fließendes Wasser. Das Universum sieht er als ewiges Feuer, das niederbrennt und wieder aufflammt. Heraklit beschreibt damit zwei nur auf den ersten Blick widersprüchliche Prinzipien: Wandel und Maß. Alles verändert sich, aber nach unveränderlichen Gesetzen. Wie ein kosmischer Puls brennt das ewige Feuer nieder und flammt immer wieder auf.
    Der flüchtige Betrachter mag nur ein Flackern sehen, aber tatsächlich tanzen die Flammen in rhythmischem Gleichmaß. Die so beschriebene Welt ist kein Gebäude, sondern ein immerwährender Umlauf. Wo seine Vorgänger ein Bauwerk sahen, sieht er ein Schauspiel. Wo jene einen Architekten vermuteten, ist in den Augen Heraklits ein Regisseur am Werk. Heraklit sah überall nur Werden, nirgends festes Sein. Deshalb kam als kosmisches Prinzip für ihn nur das Feuer in Frage. Anders als Luft, Wasser und Erde ist das Feuer nicht unbewegt vorstellbar.

Heraklit wird in der Kunst oft mit einer Träne am Auge dargestellt; so auch bei dieser Marmorbüste aus Italien (18. Jahrhundert; Victoria and Albert Museum, London). Dies erklärt sich aus seinem Beinamen „der weinende Philosoph“, den er aufgrund seiner Ernsthaftigkeit erhalten hat
.
    (c) Interfoto, München

Über das Sein
Parmenides (um 540–480 v. Chr.)
    Was meinen wir eigentlich jeweils, wenn wir sagen „Ich denke, also bin ich“, „Sokrates ist weise“ oder „Sein ist Wahrgenommenwerden“? Wir können kaum einen Satz bilden, ohne dabei auf irgendeine Form des Verbs „sein“ oder wenigstens auf das darin enthaltene Konzept der Existenz zurückzugreifen. Deswegen ist die Wissenschaft vom Sein, die Ontologie, sozusagen das Fundament der Philosophie. Ihr Begründer ist der griechische Philosoph Parmenides. Er glaubte, Veränderung und Bewegung seien nur Täuschungen, die durch die sinnliche Wahrnehmung hervorgerufen werden. Tatsächlich gebe es nur eine einzige Substanz, die immer schon da war und nie vergehen wird: das Sein. Wenn wir unser Denken auf das unveränderliche Sein richten, so Parmenides, gelangen wir zum Wissen. Verlassen wir uns aber auf die Sinne, entsteht nur Meinung und Täuschung, warnt Parmenides in seinem Hauptwerk „Über das Sein“.
    Ontologie
    Parmenides begründete die philosophische Lehre vom Sein, wenngleich diese sich erst im 17. Jahrhundert unter dem Namen „Ontologie“ (nach griech. to on, Seiendes, und logos, Lehre) als eigenständiger Teilbereich der Metaphysik durchsetzte. Sie wurde zu einem der wichtigsten philosophischen Fachgebiete der Neuzeit und beschäftigte unter anderem Nicolai Hartmann (1882–1950), Martin Heidegger (1889–1976) und Jean-Paul Sartre (1905–1980). Wie für Parmenides ist „Sein“ für diese modernen Ontologen das wichtigste Wort von allen
.
Die Schlittenfahrt
    Parmenides sticht nicht allein durch seine Lehre, sondern auch durch die Textform, die er für seine Ontologie wählt, aus den Reihen der Weisen hervor. Sein Hauptwerk ist kein Traktat und auch kein Dialog, sondern ein Lehrgedicht. Es handelt von einer geheimnisvollen Schlittenfahrt, die symbolisch für die Suche nach Erkenntnis steht. Parmenides spricht darin von zwei Wegen, die der Schlittenfahrer nehmen könne: den der Wahrheit – und den anderen. Nach rasanter Fahrt erreicht der Schlittenfahrer ein geheimnisvolles Tor und wird von Dike, der Göttin der Gerechtigkeit, begrüßt: „Nun sollst Du alles erfahren, sowohl der wohlgerundeten Wahrheit unerschütterlich Herz wie auch der Sterblichen Schein-Meinungen, denen nicht
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