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Wissen auf einen Blick - Philosophen

Wissen auf einen Blick - Philosophen

Titel: Wissen auf einen Blick - Philosophen
Autoren: Cornelius Grupen
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Religionskritikern wie Friedrich Nietzsche (1844–1900) und Karl Marx (1818–1883) den Weg bereitet. Wie Xenophanes enttarnen sie die Götter als zweckhafte menschliche Erfindungen. Der Unterschied zu Xenophanes liegt im Zweck, den sie der Religion zuschreiben. Anstatt die Vorstellung von den Göttern als menschliche Geschöpfe zur Bekämpfung eigener Furcht und Einsamkeit anzugreifen, behaupten sie, die Götter seien von den Mächtigen gezielt und in verschwörerischer Absicht zur Unterdrückung leichtgläubiger Menschen erfunden worden. Nietzsche macht die platonischchristliche Herrschsucht für die Religion verantwortlich, Marx dagegen die besitzende Klasse, die die Religion als ein besonders raffiniertes Betäubungsmittel, als „Opium für das Volk“, missbrauche.
    Anthropomorphismus
    Vielen Menschen fällt es schwer, an etwas Unsichtbares zu glauben. Sie erschaffen daher Bildnisse oder zumindest bildliche Vorstellungen der Götter. Sprichwörtlich geworden ist beispielsweise das „goldene Kalb“, dessen Anbetung Moses seinem Volk verbot. In vielen Gottesdarstellungen werden die Götter dagegen als menschengestaltig dargestellt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom „Anthropomorphismus“, nach den griechischen Wörtern für „Mensch“ (anthropos) und „Form“ (morphe)
.

Das Relief zeigt eine Götterversammlung (Marmor, um 440 v. Chr.): den Meeresgott Poseidon, den Gott des Lichts, Apollon, und die Jagdgöttin Artemis. Diese Teile des Skulpturenschmucks des Parthenons sind im Athener Akropolis-Museum zu besichtigen
.
    (c) Interfoto, München

Der Mathematiker unter den Philosophen
Pythagoras (570–496 v. Chr.)
    Pythagoras empfand es als Anmaßung, sich einen Weisen (
sophos
) zu nennen, und prägte deshalb die Bezeichnung „Philosoph” (Freund der Weisheit). Sein eigener Wissensdurst war so groß, dass er schon als junger Mann Ägypten bereiste und von dort das astronomische und geometrische Geheimwissen der ägyptischen Priester mitbrachte.
„Alles ist Zahl“
    In der Vorstellung der Pythagoreer kommt der Zahl überragende Bedeutung für Gestalt und Gesetze des Universums zu. Pythagoras’ besonderes Augenmerk galt den Verhältnissen der Zahlen untereinander, den Proportionen. Er fand sie in der Geometrie in den Verhältnissen von Linien, Winkeln und Flächen. Er entdeckte sie auch in der Musik. So steht die Länge einer Saite in direktem Verhältnis zur Höhe des Tons, der erklingt, wenn man sie anschlägt: je länger die Saite, desto tiefer der Ton.
    Und Zahlen bestimmen sogar das Geschehen am Himmel, wie Pythagoras bei seinen astronomischen Beobachtungen herausfand. Er glaubte, die von Zahlenverhältnissen bestimmte Bewegung der Himmelskörper erzeuge eine eigene Musik, die Sphärenharmonie, die wir nur deshalb nicht hören, weil sie immer da ist. Manche berichten sogar, Pythagoras habe gelehrt, die Zahlen selbst seien der Baustoff der Welt. Die Harmonie der Welt bestehe darin, dass alles nach Zahlenverhältnissen geordnet sei.
Die pythagoreische Ethik
    Die Pythagoreer übernahmen vom antiken Geheimbund der Orphiker die Lehre von der unsterblichen Seele und den Wiedergeburten. Danach war es – wie in der religiösen Tradition Indiens – auch möglich, als Tier wiedergeboren zu werden, was die Pythagoreer zum Vegetarismus bewegte. Pythagoras begründete seine Ethik damit, dass mangelnde Genügsamkeit, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit und Selbstdisziplin nach dem Tod mit der Versetzung in einen minderwertigen Körper bestraft werde. Wer sittlich lebe, erhalte einen höherwertigen Körper und gelange schließlich zur Erlösung der Seele vom Körperlichen.
    Der Geheimbund der Pythagoreer
    Pythagoras begründete einen esoterischaris-tokratischen Geheimbund, der eine sittlichpolitische Gesellschaftsreform anstrebte. Die Verpflichtung der Mitglieder, keine Erkenntnisse nach außen dringen zu lassen, trug schon zu Lebzeiten des Pythagoras zur Legendenbildung um seine Person und den Bund der Pythagoreer bei. Seine Schüler glaubten, Pythagoras sei ein göttlicher Prophet oder gar der Gott Apollon selbst. Auf Pythagoras geht auch die ehrfürchtige Formel „Er selbst hat es gesagt“ zurück, mit der seine Anhänger alle Diskussionen um die Lehren des Meisters im Keim zu ersticken pflegten
.
    Pythagoras drückte seine ethische Lehre in kurzen Rätseln, den sogenannten Akusmata, aus. So stand etwa das Gebot „nicht ohne Licht zu reden“ für das Verbot der unvernünftigen Rede oder der Lehrsatz
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