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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens
Autoren: Catherine Coulter
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Unwetter abwarten. Vielleicht kann ich dich ja dazu überreden, das Grinsen auf meinem Gesicht noch ein bisschen breiter zu machen. Ich binde nur noch kurz die Pferde an den Baum dort drüben.«
    Er meinte jene Höhle, in der sie das eiserne Kästchen und die Lampe gefunden hatten. Seitdem waren sie nicht mehr dort gewesen.
    Vom Eingang der Höhle her sahen sie zu, wie der Sturm über die Klippen peitschte. Die schweren Wolken brachen auf und sofort hüllte ein dicker Regenschleier die Welt in grauen Nebel. Donnernd schlugen die Wellen an die Felsen. Die Vögel waren verschwunden und bis auf das Rauschen des Regens und den stetigen Rhythmus der Wellen war es völlig still.
    »Frierst du?«
    Helen hatte die Arme um den Oberkörper geschlungen. »Nein, nicht allzu sehr.«
    »Danke für Jordan«, Lord Beecham sah ihr tief in die Augen. »Er ist mir wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    »Ja, allzu gerecht ist es dabei nicht zugegangen. Aber da du der bestaussehende Mann Englands bist, bin auch ich damit zufrieden.«
    Sie lächelte ihm direkt in seine wunderschönen Augen. »Nicht einen Tag lang war ich krank mit ihm. Mrs. Toop sagte, das läge daran, dass ich es irgendwie geschafft hätte, all die Beschwerden auf dich abzuwälzen. Nur, dass du zu stolz warst, es zuzugeben. Sie meinte, das wäre wirklich eine ganz reizende Form der Züchtigung.«
    »Das trifft den Nagel auf den Kopf. Ich habe mir die Seele aus dem Leib gewürgt, während du fröhlich und unbeschwert dicker und dicker geworden bist und weitergemacht hast wie zuvor. Nun, gestern hörte ich, dass du bei Geordie bis zur Stufe Sechs gehen musstest?«
    »Ja, der Idiot hat sich betrunken und dann die Frau eines Gastes angefasst. Er hat versucht, sie auf die Getreidesäcke zu ziehen.«
    »Wollte sie denn auf die Getreidesäcke gezogen werden?«
    »Das habe ich sie auch gefragt. Sie sagte, sie sei sich diesbezüglich über ihre Gefühle noch nicht so sicher.«
    »Ach, und wenn sie sagt, dass sie es nicht wollte, dann lässt du sie einen Teil der Züchtigung ausführen?«
    »Oh, ja, natürlich. Ich glaube, sie bekommt schon ein Funkeln in den Augen, wenn sie nur daran denkt. Schon allein aus diesem Grund wird sie sich mit Sicherheit für Geordies Bestrafung entscheiden. Außerdem ist sie bestimmt auch nicht abgeneigt zu sehen, womit genau er ihr zwischen den Getreidesäcken hätte aufwarten können.«
    »Wirst du ihn splitternackt ausziehen?«
    »Das werde ich. Das ganze Dorf wird Zusammenkommen. Ich nehme an, der Junker und seine Frau werden so eine Art Fest aus der Sache machen. Der Pfarrer hat bereits angekündigt, Hummerpastetchen für alle zu backen. Geordie auspeitschen dürfen natürlich nur die Frauen. Sie machen das sowieso viel raffinierter. Sie schlagen nicht einfach zu, sondern lassen ihre Opfer oft noch ein wenig zappeln, quälen sie ein wenig. Diesmal wird der arme Geordie mehr zu jammern haben als beim letzten Mal, das kann ich dir versprechen.«
    Lord Beecham rollte die Augen. Eine gesellige Züchtigung mit Hummerpastetchen, zubereitet von einem Pfarrer, dessen Frau wahrscheinlich schon jetzt an ihrem Malvenzweigbündel arbeitet. Nie hätte er gedacht, dass das Landleben so aufregend sein könnte.
    Lord Beecham zog seine Jacke aus und sie machten es sich darauf bequem, küssten einander, redeten und machten sich ein wenig Sorgen um die Pferde. Dann sagte Helen plötzlich: »Irgendetwas ist anders, Spenser.«
    »Anders? Was?«
    »Da vom, da sind Wachstropfen am Boden. Wo kommen die her?«
    »Warum bleibst du nicht kurz hier und denkst dir ein paar neue Züchtigungsideen für mich aus? Ich gehe derweil ein Stück in die Höhle hinein und schaue nach, ob hier vielleicht jemand übernachtet hat.«
    Lord Beecham hörte noch, wie Helen etwas murmelte, dann blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen. Es war stockdunkel, er konnte selbst seine eigenen Füße nicht sehen. Lachend wandte er sich um und kehrte zu seiner Frau zurück.
    Doch dann blieb er erneut starr vor Schreck stehen. Direkt hinter Helen erwartete ihn Pfarrer Titus Older.
    Er war völlig durchnässt und es sah aus, als wäre da ein sonderbares triumphierendes Lächeln auf seinem Gesicht. Was ging hier vor?
    »Pfarrer Older«, sagte Lord Beecham und kam zögernd näher. »Es regnet. Ist es nicht etwas ungewöhnlich für Sie, bei derart unberechenbarem Wetter draußen herumzustreunen? Mussten Sie uns denn so dringend sehen? Ein wahrhaft seltener Ort für einen Besuch. Sicher werden Sie uns
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