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Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht

Titel: Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht - Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Prolog
    Das Kind in der Kiste
    D rei Meilen westlich von Har’punaptra, der Hauptstadt der Zwerge und des Handels, trafen sich Sturmjäger und Trollhändler zu einem nicht ganz legalen Geschäft in den Gebirgen der Wüste.
    Nachdem das Schwebeschiff sicher zwischen den Klippen gelandet war, wurde eine breite Planke vom Deck geschoben, und Kapitän Redwin Gharra ging an Land. Er trug einen Umhang, der an den Schultern verdächtig ausgepolstert wirkte, denn ansonsten war der Kapitän eine schmächtige Erscheinung. Beine gleich Krummsäbeln steckten in Stiefeln aus dickem Keilpferdleder und sein Kopf wippte auf dem dünnen Hals wie eine Distel im Wind.
    Gharra war alt. Er war schon fast immer alt gewesen, das Haar dünnte seit seinem zwanzigsten Lebensjahr aus und starke Himmelsstürme hatten die ersten Falten bereits im Kindesalter in sein Gesicht gegraben. Außerdem knickten die Knie mit jedem Schritt ein wenig zu tief ein, was ihn gebrechlicher wirken ließ, als der Wahrheit entsprach; tatsächlich kam dieser Gang von einem Leben ohne Boden unter den Füßen, denn Gharra war wie die meisten Sturmjäger auf einem Flugschiff zur Welt gekommen und aufgewachsen.
    »Seid gegrüßt, meine lieben Freunde, wie schön, euch wohl und munter zu sehen! Wie geht es euch? Was machen die Kinder?« Die Trollhändler ließen zu, dass Gharra ihnen der Reihe nach die Hände schüttelte und Schultern tätschelte,
als suche er nach versteckten Waffen. Oder Siegeln der fürstlichen Wache Har’punaptras.
    »Kinder sind gut«, knurrte der Anführer der Bande, ein Zwerg mit schwarzen Bartzöpfen. Offenbar hatte er Gharra missverstanden, denn er wies dabei auf die Trolle, die in Ketten hinter ihnen standen. Gharra lächelte nachsichtig. Es war sowieso nicht zu erwarten, dass Trollhändler ein Heim und Familie hatten. Wer sich monatelang durch das Lebendige Land schlug und Bestien fing, gehörte eher zur harten, einsamen Sorte.
    »Hübsche Tierchen«, kommentierte Gharra. »Aber sind sie auch kräftig?«
    Der Zwerg führte ihn zu den Trollen und klärte ihn über Gewicht (»Schwer wie Fels - viel Muskelmasse«), Herkunft (»Vom Rande der Kauenden Klippen, die beste Brut«) und Zähmung (»Hrchm, also … ungezähmt«) auf. Gharra nickte zu alledem, während er die Kolosse musterte. Dann stieg der Zwerg auf eine Gepäckkiste, sodass er auf gleicher Höhe mit Gharra war, und verschränkte die Arme vor der Brust. Nun ging es ans Verhandeln.
    »Ich brauche vierzehn Trolle an der Kurbel«, begann Gharra. »Bei der letzten Jagd sind mir drei abhandengekommen. War ein starker Sturm. Ein weiterer ist bedauerlicherweise von seinen Kameraden gefressen worden. Dann habe ich noch zwei alternde Exemplare, die ich ersetzen will.«
    »Also braucht Euer Schiff sechs neue Trolle«, schloss der Zwerg. »Ohne Stadtsteuer liegt mein Angebot bei elf Dukaten pro Stück. Dazu zwölf Finger Lirium in Har’punaptra zu einem Freundschaftsrabatt von fünfzehn Prozent.«
    »Acht Dukaten und meine beiden alten Trolle. Die könnt ihr noch verhökern.«

    »Zehn Dukaten! Meine Trolle sind von exzellenter Qualität, jung und äußerst genügsam …«
    Schließlich einigte man sich auf zehn Dukaten pro Troll und einen kleinen Liriumhandel in Har’punaptra zu einem späteren Zeitpunkt. Gharra war erstaunt über die rasche Abmachung. Zwerge waren nicht gerade dafür bekannt, leicht nachzugeben. Und die Trolle waren in der Tat erlesen; auf den Sklavenmärkten Har’punaptras würden die Händler das Doppelte verlangen können.
    »Noch eins«, nuschelte der Zwerg dann. Gharra, eine Hand schon im Wams, um den Geldring zu zücken, hielt inne. »Wir haben noch ein Angebot. Ein Sonderangebot.«
    »Sonderangebot.« Das klang so vielversprechend wie eine Streicheleinheit von einem Troll. Gharra verzog keine Miene.
    Der Zwerg winkte nervös seinen Leuten, die zur Seite traten und eine Kiste herbeischleppten. Das Schloss war zauberfest: Es bestand aus reinem Silber. Mit Bedacht sperrte einer der Zwerge auf. Unauffällig legte Gharra die Finger um den Säbelgriff an seinem Gürtel.
    Die Zwerge klappten den Deckel auf. Zum Vorschein kamen ein Haufen Stroh und ein Bündel Lumpen. Bei genauerer Betrachtung stellte es sich als Kind heraus.
    »Friss mich das Gras, was soll das?« Gharra spähte auf das Kind hinab, das die Beine und Arme unter dem Körper angezogen hatte. Struppiges schwarzes Haar wucherte über die Schultern. Ganz langsam drehte es den Kopf zur Seite, bedeckte das Gesicht
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