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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens
Autoren: Catherine Coulter
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wer war er schon gewesen?
    Für Lord Hobbs und Lord Beecham blieb die Sache allerdings nach wie vor wichtig. Hieb- und stichfeste Beweise, dass Lord Crowley den Mord am Pfarrer begangen hatte, gab es nicht, und auch aus Pfarrer Mathers' Bruder ließ sich kein Geständnis hervorlocken. Helen war der festen Ansicht, dass Gérard der Mörder gewesen sei, aber auch das war genau genommen nur eine vage Vermutung. So sehr sich Lord Beecham auch den Kopf zerbrach, es schien nichts zu geben, das er tun konnte.
    »Ich möchte einen Toast aussprechen!«
    Die fünfhundert Augenpaare der Hochzeitsgesellschaft richteten sich erwartungsvoll auf Lord Prith, den Brautvater, der, über das ganze Gesicht strahlend, erhöht auf dem Orchesterpodium stand.
    Lächelnd hob er einen eleganten Champagnerkelch. »Meine wundervolle Helen hat einen Mann geheiratet, der ihr jetzt und in Zukunft die Sonne vom Himmel holen wird.
    Trinken wir auf die grenzenlose Achtung und den Respekt, die die beiden voreinander haben, so sehr, dass es selbst mich, als liebenden Vater, überrascht.«
    Helen prustete vor Lachen. Sie konnte einfach nicht anders. Ihr Vater war wirklich einzigartig. Sie wünschte, näher bei ihm zu stehen, um ihm einen Kuss geben und ihn umarmen zu können, ihm noch einmal sagen zu können, wie lieb sie ihn hatte. Aber das Orchesterpodium war weit weg, am anderen Ende des Raumes, und so blieb sie stehen, wo sie war, und winkte ihrem Vater, der es sichtlich genoss, der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit zu sein, lachend zu.
    Den Gästen gefielen die unkonventionellen Worte dieses großen exzentrischen Mannes. Flock, der durch die Menge ging und die Anwesenden mit Champagner versorgte, standen sogar die Tränen in den Augen. Niemand konnte ahnen, dass er nicht etwa aus Freude weinte, sondern vielmehr, weil seine Teeny zwei Tage zuvor einen gewissen Walter Jones geheiratet hatte.
    Mitten in der Nacht, um genau drei Uhr siebenundfünfzig, lange nachdem die letzten Gäste gegangen waren, lag Lord Beecham über seiner Braut und fragte sich ernsthaft, wie er die Hochzeitsnacht überleben sollte. Sein rasendes Herz würde ihm noch den Brustkorb sprengen, aber zuvor würde er gewiss schon erstickt sein. Er konnte einfach nicht mehr atmen. Mit letzter Kraft presste er seine Stirn an die seiner Braut. »Es ist vorbei mit mir, Helen.«
    Viermal hintereinander hatte er sie geliebt.
    »Das sollte es auch«, gelang es Helen zu murmeln. Mit tauben Lippen drückte sie ihm einen schwachen Kuss in seine Halsbeuge.
    »Ich habe es geschafft.« Ächzend stemmte sich Lord Beecham auf die Ellbogen. So erschöpft war er, so angefüllt mit Glücksgefühlen und Liebe für diese matt daliegende Frau mit den wundervollen blonden Locken, dass er hätte weinen können über die Kraft seiner Empfindungen und über dieses unbeschreibliche Glück tief in seinem Herzen.
    »Das war eine Glanzleistung. Wir haben es geschafft, Helen.«
    »Hmmm?«
    »Viermal, Helen, nicht bloß dreimal. Endlich ist es mir gelungen, diesen verfluchten Dreierrhythmus zu durchbrechen.«
    »Wir hätten ja auch nach zweimal aufhören können, Spenser, damit hätten wir die Regelmäßigkeit auch durchbrochen. Oder wir hätten nur einmal miteinander schlafen können.«
    »Nein, das hätte meinem männlichen Ehrgeiz widersprochen. Ein Mann strebt immerzu danach, noch Größeres zu erreichen. Genau das habe ich heute Nacht getan, Helen. Ich fürchte allerdings, dass es damit für heute gut sein muss.«
    Lord Beecham ließ sich neben Helen in die Kissen fallen und zog sie an sich. Matt küsste er ihr Haar, und im nächsten Moment wurde er für wenige Sekunden ohnmächtig. Was Helen Heatherington, nun Lady Beecham, anging, lag sie einfach da, eng an ihren Mann gepresst, und streichelte ihm sanft über den Rücken. Zu mehr war auch sie nicht mehr in der Lage.
    Langsam fuhr sie mit dem Finger an seiner Wirbelsäule entlang. »Da gibt es noch etwas, das du wissen musst, Spenser.«
    Lord Beecham zuckte, hob träge den Kopf und küsste Helens Ohr. Dann ließ er sich zurückfallen und sah sie an.
    »Ich wollte es dir schon vorhin sagen, aber du warst so damit beschäftigt, unseren Liebeszyklus zu durchbrechen, dass ich dich lieber nicht ablenken wollte.«
    »Du hättest mich gar nicht ablenken können, meine Schöne. Selbst das größte Unwetter oder das stärkste Erdbeben hätten mich nicht ablenken können.«
    »Nun, ich nehme an, ich hätte dich sehr wohl ablenken können. Du wärest so überrascht
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