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Wirrnis des Herzens

Titel: Wirrnis des Herzens
Autoren: Catherine Coulter
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eigentlich auf sich?«, fragte Gray St. Cyre, eine Augenbraue fragend hochgezogen.
    »Worin besteht denn überhaupt Ryders berühmter Ratschlag für eine glückliche Ehe, Jack?« Lord Beecham hatte sich unbemerkt zu ihnen gesellt und alles mit angehört.
    »Lachen«, sagte sie und blinzelte ihrem Gatten zu. »Lachen ist eine unfehlbare Methode für jeden Mann, um seine Frau ein wenig zu quälen.«
    Wie Recht sie damit hatte, dachte Lord Beecham und warf einen Blick zu Helen hinüber, die neben Alexandra Sherbrooke stand. Alexandras formvollendetes Dekolletee, das auf unglaublich geschickte Weise den Ansatz ihrer Brust erahnen ließ, bemerkte er nicht einmal. Nein, Lord Beecham hatte nur Augen für Helen. Endlich, im fortgeschrittenen Alter von dreiunddreißig Jahren, war er zum verheirateten Mann geworden.
    Helen Heatherington, wie ihm dieser Name auf der Zunge zerging. Diese Frau hatte mehr Schönheit und Anmut, als ein einfacher Mann verdiente. Ihr Kleid war aus blassgelber Seide. Ebenfalls blassgelbe Seidenbänder wanden sich durch ihr Haar, und um den Hals trug sie eine Diamantkette, die Lord Beecham ihr einen Tag zuvor geschenkt hatte. Lord Beecham konnte einfach nicht aufhören, sie anzuschauen, wohlig erfüllt von dem Gedanken, dass sie sein war, ganz und gar und für immer und ewig. Seine Ehefrau, so groß und so schlank und anmutig und stark wie ein verfluchter Ochse. Er beobachtete, wie Alexandra und Helen miteinander tuschelten. Ob sie wohl gerade wieder neue Züchtigungsrezepte austauschten? Hoffentlich verriet Alexandra Helen ein paar neue Ideen. Das Gleiche erhoffte sich Douglas wohl von Helen, überlegte Lord Beecham und lächelte. Die Damen schienen eine rege Fantasie zu haben, das zumindest hatte Ryder letzte Woche behauptet. Er sagte, Sophie zaubere ein lüsternes kleines Spielchen nach dem anderen aus dem Ärmel. Sogar Jack St. Cyre hatten die Damen in ihre Ideenschmiede aufgenommen. Wahrscheinlich würde Gray schon bald anfangen, vor Lust zu schielen. Sophie hatte gesagt, dass Ryder immer und überall bereit war, etwas Neues auszuprobieren, vor allem wenn dieses Neue ihm lüsterne Hingabe und Selbstvergessenheit versprach.
    Was Gérard Yorke anging, schienen sich alle Probleme Dank der himmlischen Kräfte in Luft aufgelöst zu haben. Es wurde erzählt, dass man ihn in einer schäbigen Hafengasse, erstochen und ausgeraubt, gefunden hätte. So war es noch in derselben Nacht zum Schutze des Nachrufs seiner Admiralität arrangiert worden. Lord Beecham wollte nie wieder etwas davon hören, dass ein Mann keine vermeintliche Witwe heiraten dürfe, wenn nur die geringste Möglichkeit bestand, dass ihr Gatte noch am Leben war. Es musste also eine Leiche geben, und jeder, der wollte, konnte sich nun davon überzeugen, dass Gérard Yorke wirklich tot war.
    Lord Beechams Verlobte war also in der Tat eine Witwe. Und alles war in bester Ordnung.
    Dass Lord Beecham für Gérard Yorkes Tod verantwortlich sein könnte, zogen zu seiner Erleichterung nur ganz wenige Leute in Betracht. Douglas, Ryder und Gray St. Cyre hatten mit ihren Gesprächen in der Öffentlichkeit gute Arbeit geleistet. Immerhin, so hatten sie unermüdlich erzählt, hätte Lord Beecham Gérard Yorke ja einfach umbringen und irgendwo unter einem einsamen Baum verscharren können. Niemand hätte jemals davon erfahren. Warum hätte er ihn erstochen in einer Hafengasse liegen lassen sollen, wo ihn jeder finden konnte? Das machte doch keinen Sinn. Jedermann stimmte dieser Theorie zu. Diebe und Mörder gab es am Hafen im Überfluss und einer dieser finsteren Gesellen musste Gérard Yorke umgebracht haben, so viel stand fest.
    Der Tod von Gerards Vater, Sir John Yorke, dem eigentlichen Mörder Gerards, rief allgemeines Erstaunen hervor. Gerüchte kursierten, dass er über den Mord an seinem tot geglaubten Sohn so entsetzt gewesen sei, dass er sich selbst umgebracht habe. Er habe sich eine Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt.
    Wenige Tage später wurden Vater und Sohn von den entsetzten Hinterbliebenen zu Grabe getragen.
    Eine ganze Woche lang sprach London von nichts anderem als der Nacht, in der Sir John Selbstmord beging und sein Sohn ermordet aufgefunden wurde.
    Die nächste Woche schon sprach man aber wieder ausschließlich über die Wunderlampe.
    Der Mord an Pfarrer Mathers kümmerte kaum jemanden. Sicher, er war zweifelsohne ein guter Mann gewesen, und es war nur zu schade, dass so jemand mit einem Messer im Rücken enden musste. - Doch
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