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Wir vom Brunnenplatz

Wir vom Brunnenplatz

Titel: Wir vom Brunnenplatz
Autoren: Christine Fehér
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wir ja nicht mit. Und auch keine trockenen Sachen zum Anziehen.
    Gerade überlegte ich, wie wir uns am besten wieder trocknen und aufwärmen konnten, da fiel auf einmal ein Schatten über meine Augen. Ich blickte auf und sah mitten in das Gesicht der Meckerliese.
    »Also da hört sich doch wohl alles auf!«, schrie sie und wollte mich am Arm packen wie neulich Celina, ich habe mich aber schnell genug geduckt. Die Meckerliese war für das heiße Wetter viel zu warm angezogen, mit ihrer dunkellila Strickjacke und demselben Wollrock, den sie neulich schon anhatte. »Wie oft soll ich euch noch sagen, dass das hier keine Badeanstalt ist? Haben euch eure Eltern denn gar nicht erzogen? An diesem Springbrunnen wollen sich Spaziergänger ausruhen und sich an dem schönen Anblick erfreuen! Ihr Gören habt da nichts zu suchen!«
    Benni sprang aus dem Wasser, flitzte wieder zu Violetta und klammerte sich an sie. Sein triefender Kopf hinterließ schnell einen nassen Fleck auf ihrem Top.
    »Was sind Gören?«, fragte er sie leise und blickte an ihr hoch. Violetta wollte ihm gerade eine Antwort zuflüstern, da kam uns eine Frau mit einem Kinderwagen zu Hilfe.
    »Nun drücken Sie doch mal ein Auge zu«, sagte sie zur Meckerliese. »Es sind doch Kinder, die haben ja nichts Schlimmes gemacht. Bei dieser Hitze ist es doch verständlich, dass sie eine Erfrischung gesucht haben.«
    »Und dann auch noch in der Mittagsruhe«, zeterte die Meckerliese weiter, als wäre die junge Frau unsichtbar und hätte auch nichts gesagt. »Da wollen die Anwohner keinen Lärm hören.«
    »Kinderlachen ist kein Lärm«, widersprach die junge Frau, und der kleine Junge in dem Buggy fing an zu krähen und streckte seine Hände nach dem Springbrunnen aus. »Außerdem machen sie das doch nicht jeden Tag. Nicht wahr, Kinder?«
    »Nur jetzt, wo es so heiß ist!«, rief Benni.
    »Und eigentlich war es auch aus Versehen!«, versuchte Emma zu erklären. Rima hatte sich schon über den Kinderwagen gebeugt und machte Fingerspiele mit dem Winzling darin.
    »Wir wollten sowieso gerade aufhören«, meinte Kerim und rubbelte sich mit seinem T-Shirt die Haare trocken.
    »Entschuldigung«, sagte Violetta. »Der kleine Benni war als Erster im Wasser, er kannte die Vorschriften nicht so genau. Ich habe nicht gut genug auf ihn aufgepasst. Die anderen sind dann einfach hinterhergesprungen.« Sie reichte der Meckerliese sogar die Hand. Das fand ich wirklich mutig von ihr, denn die Meckerliese hat ganz komische Fingernägel, viel zu lang, aber nicht schön gefeilt und lackiert, wie Mama es manchmal macht, sondern irgendwie krumm gewachsen und gelblich. Sie bekam Violettas Entschuldigung gar nicht mit, sondern schnaubte nur und sagte irgendwas von Hausverwaltung und Beschwerde.
    »Das nächste Mal geht aber wirklich lieber ins Schwimmbad«, riet uns die Frau mit dem Buggy, als die Meckerliese weg war. »Das Wasser hier im Delfinbrunnen ist nämlich nicht gerade das sauberste.«
    »Ich hab nicht reingepinkelt!«, beteuerte Benni und bekam einen ganz roten Kopf.
    »Das glaube ich dir. Aber manche dummen Leute werfen ihren Müll rein. Zigarettenkippen, benutzte Taschentücher und so.«
    »Iiiih«, machte Celina.
    »Auf meinem Delfin war Vogelkacke!«, rief Emma. »Ich habe sie aber abgewaschen.«
    »Dann wasch dir zu Hause gleich ganz gründlich die Hände«, sagte die Frau. Sie winkte uns noch einmal zu und ging.
    »Die Meckerliese kann einem auch jeden Spaß verderben«, sagte Hung, als wir beiden Frauen hinterherblickten. »Gehen wir also nach oben und ziehen uns um.«
    »Und was machen wir dann?«, fragte Celina und zeigte mit dem Finger nach oben zum Himmel. »Das sieht sehr nach Gewitter aus.«
    Tatsächlich. Hinter den Hochhäusern krochen dunkelgraue Wolken hervor und schienen sich genau über dem Brunnenplatz versammeln zu wollen. Aber das Steinpflaster unter unseren Füßen war immer noch sehr warm. Die Luft fühlte sich schwer und feucht an.
    Emma zuckte zusammen. Vor Gewitter hat sie Angst. Auch Rimas dunkelbraune Augen weiteten sich. Hung legte beruhigend eine Hand auf ihre nassen Schultern.
    »Ihr braucht euch nicht zu fürchten«, sagte er. »Die Häuser hier haben alle einen Blitzableiter. Das ist sogar Vorschrift.«
    »Ich hab einen Tropfen abgekriegt«, beklagte sich Celina.
    »Das macht nach dem Bad im Springbrunnen nun auch nichts mehr«, sagte Kerim und lachte. Aber im nächsten Augenblick hörten wir ein tiefes Grollen über den Häusern und rannten, so schnell
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