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Wir sind nicht schwul (German Edition)

Wir sind nicht schwul (German Edition)

Titel: Wir sind nicht schwul (German Edition)
Autoren: Eireann Nóc
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ist selbstverständlich auch darunter zu finden gewesen. Vor allem neben seinem Namen leuchtet meiner immer wieder auf. Sie haben viele der Zeitungsartikel ausgedruckt und die Videos heruntergeladen, um sie mir zu zeigen.
    So einfach kommen wir nicht aus dem Flughafen hinaus. Nicht ohne das eine oder andere Autogramm zu verteilen. Vor allem österreichische und deutsche Fans von Gadeshi sind gekommen, um mich zu belagern.
    Das ist irgendwie ziemlich eigenartig.
    Ich sollte nicht übertreiben, denn so viele sind es nun auch wieder nicht.

    Zu Hause sehe ich mir mit meiner Familie viele der Videos an und ich muss zu jedem die Geschichte erzählen. Dabei geht es hauptsächlich um die Videos, die Ukage online gestellt hat. Meine gesamte Familie sieht zu und es macht unglaublich viel Spaß.
    Ich erzähle ihnen viel, aber bei weitem nicht alles. Ich erzähle ihnen nicht, was genau zwischen mir und Mikage vorgefallen ist und ich erzähle auch nicht explizit, wie Yuoi und ich zueinander stehen.
    „Ist sicher voll arg, dass genau einer von denen gestorben ist, mit denen du zu tun hattest, nicht?“, fragt mich Kaasan.
    Ich nicke leicht, mit einem fetten Klos im Hals. „Ja. Mikage war wundervoll. Viele der Bands, mit denen ich zu tun hatte, waren total erschüttert über seinen Tot. Er war so unglaublich beliebt und das natürlich nicht ohne Grund.“
    „Typisch Japaner eben. Kaum setzt man sie etwas unter Druck, geben sie sich die Kugel“, meint meine Mutter sarkastisch.
    „Du meinst, er hat sich umgebracht?“, frage ich scharf nach. Sie kann unmöglich wissen, dass er sich umgebracht hat, nachdem sehr darauf geachtet wurde, dass nichts davon ans Tageslicht kommt.
    „Definitiv!“, wirft mein älterer Bruder ein.
    „Und wie kommt du darauf? Jeder hat ihn geliebt, egal, wie anstrengend er war“, gebe ich zu bedenken.
    „Und trotzdem war er einsam. Berühmte Leute werden von vielen Leuten geliebt und in Wirklichkeit sind sie vollkommen alleine“, ergänzt Kaasan.
    „Blödsinn“, murre ich, wohl wissend, dass sie nicht so unrecht hat. Mikage war ständig von Leuten umgeben, die ihn angehimmelt haben und trotzdem war nie wirklich jemand für ihn da. Nicht so, wie man es sich für ihn gewünscht hätte. Sie alle haben nur nach seinem Können gegiert, seinem Geld und seinem Einfluss.
    Die paar guten Freunde, die er hatte, hatten selbst zu viel zu tun, um sich mehr um ihn zu kümmern.
    „Schau! Ist das nicht geil? Das Interview, wo der eine Typ …“
    „Yuoi“, hilft ihm mein jüngerer Bruder auf die Sprünge.
    „… dich befummelt hat, war so witzig! Wir haben uns totgelacht.“
    „Mit dem ist doch sicher was gelaufen, oder, Mireia?“, fragt mich meine Oma von hinten, was mich sofort erröten lässt.
    Mich räuspernd winke ich ab: „Natürlich nicht! Das war mein Arbeitgeber.“
    „Er? Ich dachte, der andere, dieser Akio, wäre dein Vorgesetzter.“
    Ich ziehe die Stirn kraus und muss selbst kurz darüber nachdenken. „Naja, für mich war das auch nicht so klar. Einerseits hat Yuoi viel von der Leitung übernommen, andererseits ist er auch ziemlich kindisch. Ich weiß, dass einer von beiden Leader und der andere Co-Leader ist, aber wer von denen nun wer ist, habe ich wohl wieder vergessen.“ Allerdings hat Yuoi vieles auf der Japantour geplant, was wiederum darauf schließen lässt, dass er das Ruder in der Hand hat. However. Das geht mich ja jetzt alles nichts mehr an.
    „Wartet mal eben hier einen Moment, ich muss schnell Chris anrufen. Vielleicht kommt er auch noch vorbei.“ Ich springe vom Sessel und zu meinen Sachen, um mein altes Handy hervor zu kramen, damit ich ihn anrufen kann.
    Ich habe eine Weile nicht gecheckt, dass mich meine Familie stummschweigend angestarrt hat, als hätte ich etwas vollkommen Absurdes vor. Erst, als ich meine Kontaktliste nach seinem Namen absuche, meint meine Mutter: „Das ist nicht nötig, Miri-Schatz.“
    Blinzelnd sehe ich von meinem Handy auf und zu meiner Mutter. „Wie? Wieso? Habt ihr ihn schon angerufen? Ich kann‘s kaum erwarten, ihn wieder zu sehen. Ich hab mich bei ihm ja auch nie gemeldet. Es war immer so stressig. Hoffentlich ist er mir nicht all zu böse.“
    Meine Mutter presst die Lippen aufeinander. Sie hockt sich zu mir auf den Boden und nimmt mich in ihre Arme. Wie verdattert und nicht wissend, was das jetzt schon wieder soll, sitze ich da und warte gespannt auf das, was kommt.
    „Mirilein. Chris wird nicht mehr kommen.“ Sie muss nicht weiter
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